In der Industriestadt Ludwigsfelde kann man die unterschiedlichsten Architekturen des vergangenen Jahrhunderts entdecken. Ein Streifzug
Die von jeher von Industrie geprägte Stadt Ludwigsfelde hat architektonisch und kunsthistorisch einiges zu bieten. Ihre Siedlungen sind eng mit der industriellen Entwicklung verbunden. Als 1936/37 das Daimler-Benz-Flugzeugmotorenwerk in der nahe gelegenen Genshagener Heide gebaut wurde, entstanden gleichzeitig Siedlungen für die nötigen Arbeitskräfte.
So wurde mit der Daimler-Siedlung beiderseits der heutigen Ernst-Thälmann-Straße ab 1937 eine der größten Werkssiedlungen Deutschlands errichtet. Architekt der im Stil der konservativen Moderne gebauten Häuser war der Heinrich-Tessenow-Schüler und Planer des Volkswagenwerks in Wolfsburg, Karl Kohlbecker (1906 bis 1982).
1944 entstand rund um die heutige Walther-Rathenau-Straße die Holzhaussiedlung. Den Haustyp hatte der 1941 in die USA emigrierte jüdische Architekt des Einstein-Hauses in Caputh, Konrad Wachsmann (1901 bis 1980), entwickelt. Ludwigsfelde ist nicht nur wegen seiner in der Nazizeit entstandenen Siedlungen interessant. Die Stadt gilt überdies als Architekturmuseum der DDR. Hier finden sich alle von 1959 bis 1989 industriell gefertigten Wohnbauserien der DDR.
In traditioneller Bauweise dagegen war Anfang der 50er-Jahre noch die für zuziehende Arbeiter errichtete Dichtersiedlung entstanden. In dieser „Arbeitersiedlung“ sind die Straßennamen nach Dichtern benannt. Am Heinrich-Heine-Platz findet sich ein kunsthistorisches Kleinod überregionaler Bedeutung. Anlässlich des 100.Todestags Heinrich Heines wurde hier im Februar 1956 eine bronzene Plastik des Dichters aufgestellt. Geschaffen hatte sie der bekannte Bildhauer Waldemar Grzimek (1918 bis 1984). Ein zweites Heine-Denkmal des Bildhauers, der auch die Brunnen am Wittenbergplatz schuf, steht in Berlin-Mitte im Volkspark am Weinberg.
Ein Abstecher lohnt sich auch in den Ortsteil Struveshof. Hier wurde 1914 der Grundstein für das „Landeserziehungsheim der Stadt Berlin“ gelegt – eine acht Hektar große Anlage im Park mit Wohnhäusern, Wirtschaftsgebäuden und Gotteshaus. Heute ist in dem Gebäudeensemble das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum) untergebracht. Das älteste Gebäude Ludwigsfeldes ist der „Alte Krug“ an der Siethener Straße. Der noch bewirtschaftete Gasthof erhielt bereits 1753 das Schankrecht.