Whiteboard statt Tafel

Erste staatliche Schule beendet die Kreide-Zeit

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Florentine Anders

Foto: dpa / DPA

Tafel und Kreide prägen immer noch unser Bild von der Schule. Doch in einigen Privatschulen sind sie längst aus den Klassenräumen verschwunden. Nun ist auch Berlins erste staaliche Schule kreidefrei. Die Lichterfelder Bäke-Grundschule hat komplett auf Computertechnik umgestellt.

Die Grundschule an der Bäke kommt seit Donnerstag ohne Tafel und Kreide aus. Sie ist die erste staatliche Schule in Berlin, die komplett in jedem Klassenzimmer mit sogenannten Whiteboards ausgestattet ist. Die weißen Wandtafeln werden in Kombination mit einem Beamer und einem Computer betrieben. Damit haben sich die neuen Medien in allen Unterrichtsfächern der Lichterfelder Grundschule durchgesetzt. Finanziert hat die Schule die Anschaffung und die Fortbildung aus eigener Kraft. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, weil die Grundschulen in der Ausstattung oft vernachlässigt werden“, sagt Schulleiter Jens Haase.

Ein Zufall brachte den Anstoß zu dem Projekt, das den Unterricht an der Bäke-Schule inzwischen komplett umgekrempelt hat. Eigentlich war der Schulleiter wegen eines Beamers in einem Computer-Fachgeschäft. Dort ist er auf die weiße Wand gestoßen und war fasziniert. Kurz darauf erhielt die Schule 17.000 Euro zurück, weil die Schüler die Reinigung der Klassenräume selbst übernommen hatten. Die ersten Tafeln konnten mit dem Segen der Schulkonferenz angeschafft werden.

Angst vor neuer Technik abbauen

„Ich wollte den Lehrern vor dem Einsatz der neuen Medien im Unterricht die Angst nehmen“, sagt Haase. Das Konzept ging auf. Auch die zurückhaltenden Lehrerinnen waren nach den ersten Erfahrungen der Kollegen fasziniert.

Die Bedienung ist kinderleicht. Schreiben kann man auf der interaktiven Oberfläche mit dem bloßen Finger oder mit einem Stift ohne Farbe. Das Ergebnis lässt sich dann problemlos in einen PC übertragen, sodass man in der nächsten Stunde daran weiterarbeiten kann.

Genauso ist es möglich, Internet-Seiten auf die Tafel zu bringen und selbst weiterzuentwickeln. Die Kinder können per Berührung der Tafel Lernspiele spielen. „Man kann sogar mit anderen Klassen eine Konferenzschaltung machen, beispielsweise mit einer Schule in London“, sagt Haase.

Das Board hat auch die Form des Unterrichts verändert. War die grüne Tafel ein Demonstrationsinstrument für den Lehrer im Frontalunterricht, so sei die interaktive Wand heute viel mehr ein Instrument der Schüler, beispielsweise um ihre Arbeiten zu präsentieren. Die Schüler selber seien ebenfalls begeistert, es seien noch keinerlei Beschädigungen vorgekommen, so Haase. Schließlich haben sie das Geld dafür auch selbst mit erwirtschaftet.

Unterstützung gab es auch von Unternehmen und vom Förderverein der Schule. Die letzten acht Tafeln, die zur kompletten Ausstattung der Schule noch fehlten, hat schließlich die Senatsverwaltung finanziert. Die Humboldt-Universität begleitet die Erfahrungen der Schule wissenschaftlich. Gestern hatte die Schule interessierte Berliner Lehrer und Schulleiter eingeladen, um Einblicke in den Unterricht mir der weißen Wand zu geben. „Die Resonanz war überwältigend, 130 Kollegen haben sich angemeldet“, sagt Hasse.

Ganz komplett ist die Ausstattung an der Bäke-Schule allerdings noch nicht. „Wir brauchen jetzt dringend noch mehr Computer, um die Boards optimal ausnutzen zu können“, sagt Haase. Die Kosten für das Gesamtprojekt schätzt er auf 200000 Euro.

An einigen Privatschulen sind die Whiteboards schon selbstverständlich. So arbeitet die Phorms-Schule in Mitte seit zwei Jahren mit den Boards. In Großbritannien nutzen schon mehr als 60 Prozent der Schulen die elektronischen Tafeln.