Toter Berlin-Tourist

Verwirrspiel um Unfall vom Potsdamer Platz

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Michael Behrendt und Axel Lier

Im Fall des am Wochenende in Berlin tödlich verletzten Fußgängers aus Zwickau hat die Polizei inzwischen einen Beschuldigten befragt. Jedoch gestalten sich die Ermittlungen zum Unfallhergang schwierig. Denn der Kreuzberger soll den BMW zwar von dem 45-jährigen Halter geliehen, ihn dann aber an einen Verwandten weitergegeben haben.

Die Ermittlungen zu dem tödlichen Unfall am Potsdamer Platz könnten sich für die Kriminalpolizei weitaus schwieriger gestalten als zunächst vermutet: Zwar gibt es einen Beschuldigten, der den Wagen vom Halter ausgeborgt hatte. Jedoch gab dieser 25-Jährige aus Kreuzberg nach Informationen von Morgenpost Online nun zu Protokoll, den BMW wiederum an einen Verwandten weitergegeben haben.

Das Problem der Ermittler: Verwandte müssen laut Gesetz nicht belastet werden. Ein bislang nicht überführter Mann mit dunklen Haaren hatte am Sonnabend gegen 21.15 Uhr am Potsdamer Platz eine Ampel bei Rotlicht überfahren und dabei einen Touristen aus Zwickau tödlich verletzt. Der 77-Jährige war noch am Unfallort seinen Kopfverletzungen erlegen, seine Ehefrau hatte einen Schock erlitten.

Zunächst hatte alles nach einem schnell aufzuklärenden Fall ausgesehen: Zahlreiche Zeugen hatten den Zwischenfall beobachtet und sich Teile des Nummernschildes notieren können. Bereits kurz nach dem Tod des Mannes suchten Funkstreifenwagenbesatzungen stadtweit nach dem grauen BMW. Einen Tag später wurde er schließlich in der Kleinen Straße in Tempelhof entdeckt. Zwar waren die Nummernschilder entfernt worden, durch die Umweltplakette allerdings konnte der Halter Heiko H. ermittelt werden.

Doch nun begann das Verwirrspiel: Der 45-Jährige berichtete den Beamten, den Wagen einem Bekannten aus Kreuzberg überlassen zu haben. Der 25-jährige Karim O. wohnt seit etwa zwei Jahren mit seiner Frau und seinen drei Kindern an der Prinzenstraße. Nachbarn berichteten, der Mann sei in den Abendstunden oft mit Bekannten in großen Autos unterwegs. Inzwischen wurde er ebenfalls von Beamten des Verkehrsdienstes vernommen.

Wer saß am Steuer?

Doch dort soll er nach Informationen von Morgenpost Online berichtet haben, nicht am Steuer des Wagens gesessen zu haben, als der alte Herr am Potsdamer Platz angefahren wurde. Vielmehr sei er bei einer Familienfeier gewesen, ein Verwandter habe den BMW schließlich benutzt. Wer dies genau gewesen sein soll, dazu schweigt Karim O. bislang.

Nach Auskunft eines ranghohen Beamten ist die Situation für die Beamten dadurch sehr kompliziert geworden. „Entweder ist dies eine Schutzbehauptung des Verdächtigen, um selbst einer Strafverfolgung zu entgehen. Oder aber er sagt die Wahrheit, dann wird es durch die vage Täterbeschreibung sehr schwer, den Fahrer zu ermitteln.“

Zeugen hatten nach dem Unfall lediglich berichtet, einen Mann mit dunklen Haaren am Steuer des BMW gesehen zu haben. Auf jeden Fall sei der Personenkreis offenkundig juristisch sehr gut beraten. Hinweise zu dem Unfall und dem Fahrer nimmt nach wie vor jede Polizeidienststelle entgegen, die Ermittlungen dauern an.