Der weltgrößte Pharmahersteller Pfizer hat seine neue Deutschland-Zentrale in Berlin eröffnet. In Berlin sitzt damit neben dem deutschen Marktführer Bayer Schering Pharma und Berlin Chemie ein weiteres großes Unternehmen der Branche.
"Bei einem Umzug dieser Größe gibt es tausend kleine Baustellen", sagt Karl Waßmer. Fehlende Telefone, Schränke oder Beschriftungen – beim Umzug des Pharmakonzerns Pfizer von Karlsruhe nach Berlin ist Waßmer der Mann für alle Fälle. Dieser Tage kann der Direktor des Facility Managements keine 300 Meter in den neuen Räumen am Potsdamer Platz laufen, ohne auf den Umzug angesprochen zu werden. Überall stehen noch Umzugskisten, Handwerker sorgen für den letzten Feinschliff. Für Waßmer ist der Umzug eine logistische Meisterleistung. Täglich arbeitet er zehn Stunden, rennt pausenlos durch die acht Etagen der neuen Zentrale. Aber er nimmt es eher gelassen: "In drei bis vier Wochen ist das vorbei, dann fahr ich in den Urlaub."
Der US-Pharmakonzern ist vor allem als Hersteller des Potenzmittels Viagra bekanntgeworden. Im Jahr 2007 erzielte das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit einen Umsatz von umgerechnet rund 25 Milliarden Euro, in Deutschland betrug der Umsatz 1,6 Milliarden Euro. Insgesamt beschäftigt der Konzern 87.000 Mitarbeiter, in Deutschland sind es 4500.
15.000 Kisten, 45 Lastwagen, 500 Mitarbeiter
Ihre Arbeit wird nun von der Berliner Zentrale am Potsdamer Platz aus gesteuert. 15.000 Kisten, 45 Lastwagen, 500 Mitarbeiter – das ist die Bilanz des Pfizer-Umzugs in die deutsche Hauptstadt. Vor rund einem Jahr hatte der Konzern den Umzug seiner Deutschland-Zentrale bekanntgegeben, ab Oktober hat Pfizer nun eine neue Heimat. "Berlin ist für uns eine sehr wichtige Gesundheitsstadt", begründet Sprecher Martin Fensch den neuen Standort. "Für uns wichtige Partner und Akteure aus Forschung, Lehre, Pharma und Politik sitzen hier oder treffen sich hier regelmäßig."
Auch die Nähe zu kleineren Biotechnologie-Firmen in der Region Berlin-Brandenburg sei reizvoll für den Pharmakonzern. "Biotechnologie ist die Zukunft, wir wollen das bedeutendste Biotechnologie-Unternehmen der Welt werden", sagt der Sprecher.
Viele Stellen wurden neu besetzt
60 Prozent der Karlsruher Pfizer-Mitarbeiter arbeiten nun in Berlin. Der Rest wollte oder konnte nicht mit – trotz Schnupperreise und Hilfe bei der Wohnungs- und Kitaplatzsuche durch das Unternehmen. "Viele Stellen haben wir schon in Karlsruhe neu besetzt – auch mit Berlinern", sagt Fensch. Ob es noch mehr werden, bleibt offen. "Wir haben mit 500 Mitarbeitern die Arbeit in Berlin aufgenommen, das ist eine Momentaufnahme", sagt Pfizer-Sprecher Fensch.
Dass ein so großer Pharmakonzern wie Pfizer nun in Berlin ansässig ist, freut auch den Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke). "Berlin ist genau die richtige Stadt für diesen global operierenden Pharmakonzern", sagt er. In den vergangenen Jahren habe sich in der Stadt zunehmend ein Netzwerk der Gesundheitswirtschaft entwickelt, das auch weltweit immer mehr Beachtung finde. "Hier finden Unternehmen wie Pfizer genau die engen Kontakte und kurzen Wege zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die sie für eine erfolgreiche Entwicklung benötigen", erläutert Wolf.
Von den Vorzügen Berlins ist auch Lilo Dehm überzeugt. Sie arbeitet als Marketing-Assistentin bei Pfizer. Dass die Deutschland-Zentrale nun in Berlin ist, gefällt der Karlsruherin. Sie lebt in beiden Städten. "Ich genieße es, zwischen den Städten zu pendeln", erzählt sie, während sie ihre Stifte in die Schublade sortiert. Der neue Arbeitsort sei schon deshalb eine tolle Erfahrung.