Das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds zeigt die umstrittene Hitler-Figur wieder. Das Abbild des Diktators war kurz nach der Eröffnung der Berliner Madame-Tussauds-Filiale enthauptet worden. Nun sitzt die Puppe in einem "Führerbunker".
Seit diesem Samstag ist die Wachsfigur des nationmalsozialistischen "Führers" Adolf Hitler wieder im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in Berlin zu sehen. Die Museumsleitung begründete das in einer Mitteilung damit, dass die Person des Nazi-Diktators „für einen bedeutenden Teil der deutschen Geschichte“ stehe und daher „ein legitimer Teil" der Ausstellung sei. „Madame Tussauds ist unpolitisch“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens Madame Tussauds. Die Figuren seien wegen ihrer Popularität und ihrer geschichtlichen Bedeutung ausgewählt worden.
Um die Sicherheit in der Schau zu gewährleisten, habe sich das Museum allerdings entschlossen, die Figur künftig in einem „eigens als Führerbunker gestalteten einsehbaren, aber nicht zugänglichen Raum auszustellen“. Die Nachbildung des Diktators wird künftig durch eine Wand mit Glasfenstern gesichert. Das Berühren der Figur ist verboten, das Posieren mit dem Hitler-Abbild ebenfalls. Zudem ist nun auch das Fotografieren der Diktatoren-Figur untersagt.
Nach der Eröffnung geköpft
Die Nachbildung des NS-Diktators war über mehrere Wochen hinweg aufwendig repariert worden, nachdem ein 41-jähriger Besucher ihr unmittelbar nach Eröffnung des Wachsfigurenkabinetts am 5. Juli den Kopf abgerissen hatte. Zuvor hatte es heftige Diskussionen gegeben, ob die Hitler-Nachbildung überhaupt gezeigt werden darf.
Vor der Eröffnung hatte Madame Tussauds nach eigenen Angaben über eine repräsentative Befragung eines Marktforschungsinstituts ermittelt, dass die Besucher Hitler sehen wollen. „Wir wollen die ganze deutsche Geschichte darstellen. Hitler weg zu lassen, wäre eine Lücke“, sagte Sprecherin Ruoß seinerzeit.
Empfehlung vom Zentralrat der Juden
Schließlich aber war das Unternehmen auf die Empfehlungen des Zentralrats der Juden eingegangen und hatte die Hitler-Figur mit Informationstafeln umrahmt, die über den Zweiten Weltkrieg und die Verbrechen der Nationalsozialisten informierten. Zwei Sicherheitsmänner sollten dafür sorgen, dass keine Besucher Souvenirfotos mit dem Nazi-Diktator machen – geschweige denn, den umstrittenen Wachs-Hitler anfassen. Dabei dachten sie womöglich an Hitler-Verehrer.
Doch am Tag der Eröffnung riß der ehemalige Polizist Frank L. der Figiur den Kopf ab. Hintergrund war eine Kneipenwette. L. hatte sich anderthalb Stunden vor der Eröffnung des Wachsfigurenkabinetts an der Kasse angestellt – nur ein Besucher war noch früher da. Nachdem L. die rund 200.000 Euro teure Figur beschädigt hatte, war zunächst offen, ob sie überhaupt wieder in Berlin gezeigt werden würde.
"Auch dunkle Zeiten in Berlin"
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte seinerzeit dazu gesagt, ihm fehle nichts, wenn das Museum auf die Nachbildung des Diktators verzichtet hätte. Wenn die Figur aber adäquat dargestellt werde, könne Berlin dies durchaus verkraften. Zugleich betonte er, dass Hitler eine Person der Zeitgeschichte sei. Berlin habe nicht nur „Glanz und Gloria erlebt, sondern auch dunkle Zeiten“.