Kommenden Montag beginnt das Insolvenzverfahren für den Berliner Aufbau-Verlag. Bereits im Oktober soll ein Kaufvertrag unterzeichnet sein. Der neue Besitzer wird alle Rechte bekommen, so dass der Betrieb in vollem Umfang weiter gehen kann. Das Frühjahrsprogramm wird schon geplant. Der Streit zwischen Verleger Bernd F. Lunkewitz und der Bundesregierung geht jedoch weiter.

Für den Berliner Aufbau-Verlag wird am kommenden Montag offiziell das Insolvenzverfahren eröffnet. Damit können die Gläubiger ihre Forderungen anmelden, die Verfügungsgewalt über den Verlag liegt dann vollständig beim Insolvenzverwalter. „Wir befinden uns bereits mit mehreren Interessenten in Verkaufsverhandlungen, die überaus erfreulich verlaufen“, sagte der Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus. Namen nannte er noch nicht. Es gebe aber eine „engere Wahl“ von Bewerbern, „die jetzt die genauen Zahlen sehen und überprüfen wollen“.

Nach seinen Angaben ist auch die Frage der Alt- und Neurechte vor und nach der Wiedervereinigung des 1945 gegründeten Aufbau-Verlags, des einstmals bedeutendsten DDR-Verlags, geklärt. „Alle, die irgendetwas in Händen haben, übergeben ihre Rechte gemeinsam an den neuen Erwerber. Damit ist die Odyssee der Rechte beendet. Der Käufer wird damit in der Lage sein, mit diesem Aufbau-Verlag durchzustarten und zwar so, wie es seit 1990 nicht mehr gegeben war, mit allem drum und dran, mit Haus, Hund, Katz und Maus, wenn man das so ausdrücken will.“

Der Rechtsanwalt sprach von einem „ehrgeizigen Zeitplan“. Er möchte die Verkaufsverhandlungen möglichst schon im Oktober abschließen, „aber auf 10 Tage oder zwei Wochen kommt es dann auch nicht mehr an, wenn es denn der guten Sache dient“. Unabhängig davon werde das Herbstprogramm gegenwärtig vollständig ausgeliefert. Im Verlag werde auch bereits das Frühjahrsprogramm 2009 geplant. So hieß es denn auch aus dem Verlagshaus optimistisch: „Aufbau hat eine Zukunft!“

Voigt-Salus und der Verleger Bernd F. Lunkewitz hatten sich im Juli auf einen gemeinsamen Verkauf des Traditionshauses verständigt. Der Streit zwischen Lunkewitz und der Bundesregierung wegen der angeblich unrechtmäßigen Privatisierung des einstigen DDR-Verlags werde von der Einigung aber nicht berührt, hieß es seinerzeit.

Der Aufbau-Verlag hatte Ende Mai überraschend Insolvenz angemeldet. Hintergrund ist ein jahrelanger Rechtsstreit des Verlegers mit der früheren Treuhandanstalt um die wirklichen Eigentumsverhältnisse beim Verkauf des Verlages nach der Wiedervereinigung. Lunkewitz fordert vom Bund 50 Millionen Euro Schadenersatz, weil ihm die damalige Treuhand den Verlag verkauft habe, ohne dessen Eigentümer zu sein, da er dem DDR-Kulturbund gehört habe. Darin war ihm der Bundesgerichtshof gefolgt.