Die Genehmigung für die Nutzung der Deutschlandhalle als Sportstätte läuft zum Jahresende aus. Nun soll das marode Gebäude aber noch einmal für eine komplette Eislaufsaison zur Verfügung stehen. Darauf haben sich jetzt die Senatssportverwaltung, der Eissportverband, der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und die Messe Berlin GmbH geeinigt. „Die Eissaison 2008/09 ist gesichert“, versichert Nicola Rothermel, Sprecherin der Senatssportverwaltung. „In Kürze“ werde die Messe Berlin, die die landeseigene Halle betreibt, eine Nutzungsverlängerung bis Ende April 2009 beantragen, so Rothermel.
Der Senat hatte Ende Mai beschlossen, das Internationale Congress Centrum (ICC) zu sanieren, die benachbarte Deutschlandhalle aber abreißen zu lassen. Zu baufällig, zu teuer im Unterhalt sei die Arena, hieß es zur Begründung. Die Eissportler, für die die Halle erst 2006 für viel Geld wieder saniert wurde, sollen aber Ersatz bekommen. Ein Standort für den elf Millionen Euro teuren Neubau ist dafür inzwischen gefunden: ein Parkplatz an der Glockenturmstraße, nahe dem Olympiastadion.
Allerdings: Die neue Halle wird nicht vor 2011 fertig sein. „Uns steht nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung“, so Klaus-Dieter Gröhler, Baustadtrat des für den Neubau zuständigen Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Begonnen werden können die Arbeiten erst nach der Leichtathletik-WM im August 2009, fertig sein soll die Halle dann rechtzeitig vor der Fußball-WM der Frauen, die vom 26. Juni bis 17. Juli 2011 in Berlin ausgetragen wird.
Zur Überbrückung der Zeit zwischen Abriss der Deutschlandhalle und Eröffnung der neuen Halle sollen für die Eissportler Alternativen in der Stadt gefunden werden.
Doch damit tut sich die Senatssportverwaltung bislang schwer. Leere Fabrikhallen, ja selbst ein Keller im dann außer Betrieb gesetzten Flughafen Tempelhof sollen dafür erwogen worden sein. Auch die Auslastung vorhandener Anlagen werde überprüft, heißt es. Konkretes soll nun im September gesagt werden. Bezirkspolitiker aus Charlottenburg-Wilmersdorf, aber auch Landespolitiker wie der FDP-Abgeordnete Albert Weingartner fordern deshalb, die Deutschlandhalle vorerst nicht abzureißen.
„Der Bezirk wird einem Abrissantrag, wenn er denn kommt, auf jeden Fall widersprechen“, sagt Baustadtrat Gröhler. Begründet wird dies vom Bezirk vor allem mit dem Denkmalschutz, unter dem die 1935 für die Olympischen Spiele in Berlin errichtete Arena steht. Auch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bestätigt die geschichtliche, künstlerische und städtebauliche Bedeutung des Baudenkmals Deutschlandhalle. „Der Wiederaufbau der Halle ist ein bedeutendes Dokument für den Lebens- und Wiederaufbauwillen Berlins nach 1945“, so Lüscher. Gehe es um die Frage, ob ein Denkmal abgerissen werden darf, müsse aber auch die wirtschaftliche Zumutbarkeit des Erhalts geprüft werden. Laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sorgt die Nutzung der Deutschlandhalle nur für den Eissport für ein jährliches Minus von 1,5 Millionen Euro.
Für den FDP-Abgeordneten Weingartner ist dies kein ausreichendes Argument für den Hallen-Abriss. „Ein privater Unternehmer würde mit Verweis allein auf die Unterhaltungskosten nie einen Denkmal-Abriss genehmigt bekommen.“ Weingartner fordert, über den Abbruch der Deutschlandhalle erst zu entscheiden, wenn tatsächlich ein Nachnutzungskonzept vorliegt. „Davon ist beim Senat – wie schon im Fall des Flughafens Tempelhof – nichts zu sehen.“ Zwar habe die Messe Bedarf angemeldet, die Fläche während der ICC-Sanierung zu nutzen. Doch laut Senatsbaudirektorin Lüscher gibt es noch keine konkreten Nutzungsüberlegungen für das Gelände.