Berliner Mieter müssen sich in diesem Jahr auf höhere Mieten einstellen. Nach vorläufigen Schätzungen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) werden diese um 2,5 bis drei Prozent steigen.
Dazu kämen weiterhin steigende Betriebskosten durch die Verteuerung von Strom, Gas, Heizöl und Wasser, die im vergangenen Jahr die Mieten um 1,5 Prozent verteuert hatten. „Da nicht mit sinkenden Energiepreisen zu rechnen ist, müssen wir auch bei den Nebenkosten von einer nochmaligen Steigerung ausgehen“, so BBU-Sprecher David Eberhardt. Insgesamt würden sich so Mietsteigerungen von vier bis 4,5 Prozent ergeben.
"Wir setzen Mieterhöhungen um, wo sie machbar sind, und werden uns dabei am Mietspiegel orientieren“, sagt Erika Kröber, Sprecherin der Degewo mit einem Bestand von 70.000 Wohnungen. Genaue Zahlen wolle sie indes nicht nennen: „Das verunsichert die Mieter nur.“ Allerdings sei klar, dass der Senat von den landeseigenen Wohnungsunternehmen eine Ertragssteigerung erwarte.
"Wir verlangen keine Fantasiepreise"
Während sich die Degewo noch bedeckt hält und über die Höhe geplanter Mietsteigerungen keine Auskunft geben möchte, sind die privaten Wohnungsunternehmen wesentlich offener. „Bei Neuvermietungen verlangen wir jetzt 73 Cent pro Quadratmeter und Monat mehr als vor einem Jahr“, so Gehag-Sprecher Bernhard Elias. Dies entspräche einer durchschnittlichen Steigerung um 15 Prozent von 4,75 Euro auf 5,48 Euro.
„Wir verlangen keine Fantasiepreise, sondern orientieren uns am Mietspiegel“, so Elias weiter. Das Unternehmen gehört seit 2007 zur Deutsche Wohnen AG und besitzt 27.000 Wohnungen in Berlin. Zusätzlich verwaltet das Unternehmen 5000 Wohnungen für andere Eigentümer.
Die GSW als größter privater Vermieter kündigt an, seine Mieten bei 9500 Wohnungen anzupassen, die unter den ortsüblichen Vergleichsmieten liegen. Insgesamt hat das Unternehmen im Besitz des amerikanischen Finanzinvestors Cerberus einen Bestand von 53.000 Wohnungen in Berlin. „Das werden durchschnittlich 30 Cent pro Quadratmeter und Monat sein“, so GSW-Sprecher Thomas Rücker. Die Durchschnittsmiete der Berliner GSW lag zum Juli 2007 bei 4,49 Euro pro Quadratmeter monatlich und damit noch unter dem Mietspiegel-Mittelwert von 4,75 Euro.
Gagfah: Anpassungen an den Mietspiegel finden laufend statt
Die zur Fortress-Gruppe gehörende Gagfah, die 28.000 Wohnungen in Berlin bewirtschaftet, will sich an „Spekulationen über künftige Mietentwicklungen“ nicht beteiligen, so Sprecher Peter Kummer. Anpassungen an den Mietspiegel fänden laufend statt und seien jährlich auf drei Prozent zuzüglich Inflationsrate begrenzt. „Wie alle anderen Vermieter auch orientieren wir uns an den Markterfordernissen.“
Der Berliner Mieterverein warnt angesichts dieser Entwicklung bereits, dass die Berliner Mieten in Relation zum Einkommen bereits auf dem Niveau von München liegen. Verantwortlich für diese Entwicklung sei der im Sommer 2007 veröffentlichte Mietspiegel, der „Spielräume geschaffen hat, die die Vermieter jetzt nutzen“, so Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter. Er rate allen Betroffenen, Mieterhöhungen genau zu prüfen, „viele sind gesetzlich nicht zulässig“.
Während der Berliner Mieterverein „Münchner Verhältnisse“ beklagt, betont der BBU, dass die Mieten in den 680.000 Wohnungen ihrer Mitgliedsunternehmen immer noch deutlich unter den Mietspiegelwerten liegen würden. Mit einer durchschnittlichen monatlichen Nettokaltmiete von 4,47 Euro je Quadratmeter lägen sie nach Angaben des Verbandes um 28 Cent oder knapp sechs Prozent unter dem seit Juli vergangenen Jahres geltenden Berliner Mietspiegel. Dies gelte auch für die städtischen Wohnungsunternehmen. Deren Nettokaltmiete liege mit 4,57 Euro je Quadratmeter um 18 Cent oder knapp vier Prozent unter dem Spiegel.
„Die Nutzung von Mieterhöhungsspielräumen ist eine ökonomische Notwendigkeit“, so BBU-Sprecher David Eberhardt. Schließlich hätten die 144 BBU-Mitglieder seit 2006 knapp 700 Millionen Euro in ihre Bestände investiert. „Wer sich die Mühe macht, die Daten von München und Berlin zu vergleichen, stellt fest, dass Wohnen in der Hauptstadt immer noch viel billiger ist“, sagt Eberhardt. So müssten in Berlin für eine 60-Quadratmeter-Wohnung 19,3 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens von 1475 Euro für die Miete aufgebracht werden. Münchner müssten von ihrem Haushaltsnettoeinkommen in Höhe von 2375 Euro 23,5 Prozent für die Miete abzweigen.