Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte, Merkel wolle erfahren, ob der designierte Kandidat der Demokraten den Dialog über ihre transatlantische Wirtschaftsinitiative fortsetzen wolle. Weitere Themen des einstündigen Gedankenaustauschs sollen unter anderem Afghanistan und der Irak sein. Militärische Ehren werden dem Senator bei seinem Besuch im Kanzleramt nicht zuteil.
Auf der offiziellen Website von Barack Obama können inzwischen die Plakate und Handzettel für den Berlin-Auftritt heruntergeladen werden. Der Präsidentschaftskandidat empfiehlt die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel – und kleines Gepäck: "Bitte verzichten Sie aus Sicherheitsgründen auf die Mitnahme von Taschen", steht auf dem blauen Flyer; ebenso wie der Hinweis, man möge "die Mitnahme persönlicher Gegenstände" einschränken. Und die Meinungsäußerung auch: "Plakate oder Transparente sind nicht gestattet". Die Veranstaltung soll kostenlos und frei zugänglich sein. Schon ab 16 Uhr ist das Areal vor der Rednertribüne auf der Ostseite des Großen Sterns geöffnet.
Spezieller Online-Auftritt für Berlin-Visite
Auf der Wahlkampf-Website von Barack Obama wurde ein spezieller Bereich für den Berlin-Auftritt eingerichtet. Dort gibt es die Handzettel und die Plakate, dazu Hinweise für das Publikum - und Akkreditierungsanträge für Journalisten und Kamerateams, die auswählen könne, ob sie Obama von der Seite filmen wollen oder lieber von vorn.
Vorgenommen hat sich Obama jedenfalls, bei seinem Besuch in der Hauptstadt auch den Normalberliner zu treffen. Obamas außenpolitische Beraterin Susan Rice sagte: „Für Senator Obama ist diese Rundreise eine sehr wichtige Gelegenheit, die persönlichen Beziehungen zwischen ihm und den Politikern, die er trifft, auszubauen, und gleichzeitig Menschen auf der Straße zu begegnen.“
Auf die Fragen, welche Hauptbotschaft seine Berliner Rede am Donnerstag vor der Siegessäule tragen wird, sagte sein Pressesprecher Bill Burton, es werde sich hauptsächlich um die Aspekte der historischen Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA handeln.
"Es gibt nur einen Präsidenten"
Der Reiseroute sei keine besondere Bedeutung beizumessen, sagte Rice. Nach der Stippvisite im Nahen Osten trifft Obama am Donnerstag zuerst in Berlin ein, fährt am Freitag nach Paris und am Samstag weiter nach London. Laut medienberichten gibt es es in Paris und London Verstimmungen aufgrund einer angeblichen Bevorzugung Berlins. Die Reihenfolge habe schlichtweg logistische Gründe, sagte dagegen Rice. „Barack Obama freut sich, alle drei Europäischen Hauptstädte zu besuchen“, so die Beraterin.
Rice betonte, dass Obama als Senator seine Weltreise absolviere, nicht als Abgesandter der amtierenden US-Regierung. „Ich darf noch einmal betonen, es gibt nur einen Präsidenten. Barack Obama wird sich mit Freunden und engen Verbündeten treffen. Bei seinen Gesprächen mit den Staats- und Regierungschefs wird er keine Politik betreiben oder Verhandlungen führen.“
Spezielles Protokoll für Besuch bei Merkel
Weshalb der Besuch Obamas bei Bundeskanzlerin Angela Merkel einem speziellen Protokoll folgt. Weil Obama kein Mitglied der US-Regierung ist, wird er von Merkel nicht mit formellen Ehrenbezeugungen empfangen. Regierungssprecher Steg sagte gleichwohl: "Berlin wird ihn herzlich empfangen." Wie bei ähnlichen Gelegenheiten wird Obama bei seinem Besuchsprogramm aber logistisch vom Protokoll der Bundesregierung unterstützt.
Obama wird nach den bisherigen Planungen am Donnerstagvormittag mit einer Sondermaschine auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel landen, wie es hieß. Der US-Präsidentschaftskandidat wird dann um 11 Uhr von Merkel empfangen. Dabei hält sich das Protokoll an ähnliche Vorstellungsbesuche, etwa der Bewerber im jüngsten Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich. So wird es zwar einen Fototermin geben, die Presse soll aber keine Möglichkeit erhalten, Fragen zu stellen.
Zu den Gesprächthemen sagte Steg, Merkel wolle sehr offen über die bilateralen Beziehungen sprechen sowie über das Verhältnis zwischen der EU und den USA sowie über die Nato. Zudem habe sie ein sehr großes Interesse daran, ihre Wirtschaftsinitiative fortzusetzen. Hier gebe es sehr intensive Gespräche in mehreren Arbeitsgruppen. Ihr sei daran gelegen zu erfahren, ob Obama diesen Dialog fortsetzen wolle.
Unterredung auch mit Steinmeier
Merkel hatte während der EU-Ratspräsidentschaft 2007 das Projekt angestoßen. Ihr schwebt eine Vereinheitlichung von Standards in den beiden Wirtschaftsräumen vor, zum Beispiel bei Zulassungsvorschriften für Medikamente, Crash-Tests oder Vorschriften bei der Rechnungslegung von Unternehmen. Eine zentrale Frage dürfte zudem sein, wie sich Obama zum Freihandel stellt, der zentral ist für die Exportnation Deutschland.
Nach dem Besuch bei Merkel plant Obama ein Treffen mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Dort ist ebenfalls ein Bildtermin geplant, aber keine Pressekonferenz. Am Abend will der Senator dann an der Berliner Siegessäule eine Rede unter freiem Himmel halten, mit der er im Wahlkampf sein außenpolitisches Profil schärfen will. Thema sollen die deutsch-amerikanischen Beziehungen und das transatlantische Verhältnis insgesamt sein, das sich unter der Amtszeit des scheidenden republikanischen Präsidenten George W. Bush verschlechtert hatte. Wegen Obamas großen Beliebtheit in Deutschland wird mit einem Massenansturm von Besuchern gerechnet.