Reaktionen

Kaum Verständnis unter den Besuchern

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Kurz stehen bleiben, Schulter zucken, weitergehen – so reagierten die meisten Besucher auf den nun leeren Tisch, an dem die Wachsfigur von Adolf Hitler zuvor saß. Fast alle wussten durch Medienberichte über den Eklat am Sonnabend Bescheid. An der Kasse habe es bisher nur eine scherzhaft gemeinte Anfrage gegeben, ob man nun eine Eintrittsermäßigung gewähre, sagte eine Mitarbeiterin. „Hitler den Kopf abreißen – das hätte mal jemand ein paar Jahre früher machen sollen“, sagte die Schülerin Lea Spengler (18) aus Kassel. Dass im Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds in Berlin eine Figur von Hitler ausgestellt wurde, störe sie nicht – „solange dies von niemandem als Glorifizierung verstanden wird“.

Kaum jemand unterstützt die Art und Weise des Protests. „Schade, dass es dem Täter gelungen ist“, findet Uwe Kalinka (40), Arzt aus Dresden. „Hier wurde ein Kunstwerk zerstört – egal, wer da dargestellt ist.“ Die Diskussion, ob es richtig oder falsch ist, Hitler als Wachsfigur auszustellen, zeige, „dass die Verarbeitung dieser Epoche noch nicht abgeschlossen ist.“ „Einen Brief schreiben“, findet eine Besucherin aus Frankreich, wäre für den Gegner der Hitler-Figur der bessere Weg gewesen.

Die Brandenburgerin Eileen Elad (25), die in Dublin lebt, findet die Zerstörungsasktion „kindisch“. Auch wenn sie verstehe, dass sich andere Menschen an der Hitler-Figur stören könnten – sie zu attackieren, diese Idee sei „doof. Es ist doch nur eine Figur.“ Dass sie das Hitler-Abbild gestern nicht zu sehen bekam, sei aber nicht so dramatisch. „Ich habe ihn schon mal in London gesehen.“ Die Figur habe ihre Daseinsberechtigung in der Ausstellung, „denn sie gehört mit zur Geschichte“.

Diese Reaktion habe er von vielen Besuchern gehört, sagte Mitarbeiter Stephan Koch. Er stand den Gästen am Sonntag beim Verlassenen Hitler-Platz Rede und Antwort. Ursprünglich sollte er dort stehen und aufpassen, dass niemand die Hitler-Figur fotografiert.

( wick )