Berlin. Die Bundesbank nimmt auch fast 18 Jahre nach Euro-Einführung noch D-Mark zurück. Manchmal wird die Währung nur zufällig wieder entdeckt

Fast sieben Millionen Deutsche Mark haben die Berliner im vergangenen Jahr bei der Filiale der Bundesbank in der deutschen Hauptstadt eingetauscht. Das geht aus Zahlen des Instituts hervor, die der Berliner Morgenpost vorliegen. Demnach wechselten die Berliner 2018 rund 6,6 Millionen D-Mark bei der Bundesbank. Werktäglich wurden den Angaben zufolge 60 Umtauschaktionen getätigt. Durchschnittlich seien dabei jeweils rund 470 Deutsche Mark in Euro umgetauscht worden.

Die D-Mark ist seit dem 1. Januar 2002 nicht mehr das offizielle Bargeld in Deutschland. Für die alte Währung besteht aber unbefristetes Umtauschrecht. Münzen und Scheine können in den Filialen der Bundesbank gegen Euro eingetauscht werden. Dafür gilt der seit der Währungsumstellung festgeschriebene Kurs von 1,95583 D-Mark. Eine Mark entspricht also umgerechnet rund 51 Cent.

2007 tauschten die Berliner noch 17,1 Millionen Mark um

Die Höhe des umgetauschten D-Mark-Bargeldes in Berlin geht aber seit Jahren zurück. 2007 wurden nach Angaben der Bundesbank in der Hauptstadt-Filialen noch 17,1 Millionen Deutsche Markt eingetauscht, fünf Jahre später waren es nur noch 8,8 Millionen Mark. Auch die Zahl der werktäglichen Umtauschaktionen ist rückläufig: 2007 zählte die Bank noch 100 Umtauschaktionen pro Arbeitstag, 2012 waren es noch 80. Der durchschnittliche Mark-Betrag, der pro Umtausch in Euro gewechselt wird, ist nach Angaben der Bundesbank hingegen zuletzt wieder gestiegen. Ein Grund dafür kann sein, dass Menschen häufig zufällig über größere Bestände der alten Währung stolpern. Die Bundesbank selbst hat in den vergangenen Jahren einige kuriose Geschichte erlebt.

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So habe etwa ein Enkel nach dem Tod seiner Großeltern deren Wohnzimmer neu tapeziert und hinter den alten Tapeten Geldscheine im Wert von einigen Tausend D-Mark gefunden. Ein anderer Bundesbank-Kunde fand im Arzneischrank seiner Großeltern zahlreiche Tabletten-Röllchen. Als der Enkel die Behälter öffnete, stellte er fest, dass sich in allen fein säuberlich eingerollte Banknoten befanden. Bei einer anderen Haushaltsauflösung einer alten verstorbenen Dame wunderte sich deren Tochter beim Abnehmen der Vorhänge, wie seltsam sich eine der Stoffbahnen anfühlte. Eine Überprüfung ergab, dass in den ganzen Vorhang von oben bis unten 1.000-D-Mark-Scheine eingenäht waren.

Bundesbank vermutet große Mark-Bestände im Ausland

Nicht immer werden nur vergessene Banknoten bei den Filialen der Bundesbank umgetauscht. „Einige Leute bewahren Banknoten und Münzen als Andenken auf“, sagte ein Sprecher. Die Fünf- oder Zehn-D-Mark-Münzen würden beispielsweise wohl nie zur Bundesbank zurückkehren, da beide Münzen Sammlerwert hätten. Große Bargeldbestände der alten Währung vermutet die Bundesbank zudem noch im Ausland. Vor allem in Ost- und Südosteuropa sei die Deutsche Mark als stabiles und sicheres Wertaufbewahrungsmittel sehr beliebt gewesen, so der Sprecher. Daher würden sich große Mengen an Bargeld vermutlich noch in anderen Ländern befinden.

Über das Ausstehende D-Mark-Bargeld führt die Bundesbank Buch. Zum Stichtag 30. September 2019 zählte im Umlauf befindliche D-Mark-Noten im Wert von 5,84 Milliarden Mark. An Mark- und Pfennig-Münzen seien zu dem Zeitpunkt noch 6,64 Milliarden DM im Verkehr gewesen.

Auch zerstörte Banknoten können umgetauscht werden

Auch wenn an alten Währung mittlerweile der Zahn der Zeit nagt – die Bundesbank tauscht auch zerstörte D-Mark-Banknoten in Euro um. „Die Bundesbank leistet für DM-Banknoten Ersatz, wenn entweder mehr als die Hälfte des Geldscheins vorgelegt wird oder nachgewiesen wird, dass die fehlenden Teile von Geldscheinen, von denen die Hälfte oder weniger vorgelegt wird, vernichtet wurden“, sagte der Sprecher. Diese Regelung gelte im übrigen auch für zerstörte Euro-Scheine.

Für Ersatz oder Umtausch stark beschädigter Banknoten müssen Kunden mitunter allerdings etwas Zeit mitbringen: Verbrannte oder zerstückelte Geldnoten würden zunächst in das Analysezentrum der Bundesbank nach Mainz geschickt und dort untersucht. Erst, wenn die Forscher grünes Licht geben, erhalten Kunden das Geld in Euro gutgeschrieben.

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