Peking-Ente adé? Am Viktoria-Luise-Platz hat Mitte Januar das erste vegetarische China-Restaurant Berlins eröffnet. Das „Tianfuzius“ empfängt seine Gäste in einem einladenden, zeitgenössischen Stil, der ästhetisch an die Kolonialzeit erinnert. Die jungen Servicemitarbeiter sind schwarz gekleidet, die Speisekarte kommt in einem Klemmboard auf den Tisch. Wie bei alt eingesessenen China-Restaurants sind hier weit mehr als 100 Gerichte durchnummeriert. Ebenfalls ein altmodisches Relikt im „Tianfuzius“: Im Schaukasten am Eingang hängen Fotos verschiedener Speisen aus. An der Tafel hinter dem Tresen sind Bordeaux- und Riesling-Weine angeschrieben.
Spezialität des Hauses ist die für ihre Schärfe bekannte Sichuan-Küche, was auf spannende Gaumenerfahrungen hoffen lässt. Doch da hapert es – wie auch bei dem netten, zuweilen aber auch nur bemühten Service. Denn hier wird die Tasse Tee ohne ein Tellerchen für den Teeeinsatz serviert. Beim warmen Nudelsalat (4,50 Euro) verschwindet das eingelegte Gemüse in einer bräunlichen Soße, die vor allem nach Nüssen schmeckt.
Die bestellten Tofuhautschleifen (11,90 Euro) bieten tatsächlich ein erfreuliches Geschmackserlebnis. Doch Paprika und Morcheln, mit denen sie kombiniert werden, schmecken fad, und insgesamt fehlt es dem Gericht an Soße. Der dazu servierte Reis erinnert zudem an billigen Bruchreis.
Das ist in der Summe äußerst schade, zumal ein Besuch hier nicht gerade den Geldbeutel schont. Dennoch ist das Restaurant voll, und die anderen Gäste scheinen zufrieden zu sein. Vielleicht liegt das ja daran, dass es noch immer zu wenig vegetarische Restaurants in Berlin gibt.
„Tianfuzius“, Regensburger Str. 1, Berlin-Schöneberg, Tel. (030) 24 33 71 89, Di.–So. 12–23 Uhr, Küche bis 22 Uhr