Auf der Jugendmedienetage der Schiller-Bibliothek in Wedding werden Workshops für Kinder und Jugendliche angeboten - und einiges mehr.

09:15

Ines Kostbar (l.) mit Azubi Frederike Skupien
Ines Kostbar (l.) mit Azubi Frederike Skupien © Glanze/Berliner Morgenpost | Sergej Glanze

Dass die Weddinger Schiller-Bibliothek eine beliebte und stark frequentierte Bücherei im Bezirk Mitte ist, kann man paradoxerweise auch aus den Beschwerden ersehen. Am häufigsten wird der vermeintliche Mangel an PC-Arbeitsplätzen beklagt. „Es sind eigentlich recht viele. Sie reichen nur nie aus, weil die meisten hier lernen wollen“, sagt Ines Kostbar. Als Praxisanleiterin, erklärt sie Auszubildenden schon im ersten Lehrjahr den Umgang mit Lesern und deren Beschwerden. „Oft geht es auch um gegenseitige Rücksichtnahme, wenn es mal zu laut wird.“

10:34 Die Kita-Kinder jubeln, als Dagmar Kiesow das Bilderbuch „Darf ich mitkommen?“ hervorzaubert. Die abenteuerliche Suche nach dem größten Tier der Welt lieben die Kleinen innig, weil sie mitmachen können. Immer, wenn die ehrenamtliche Lesepatin „streng“ sagt, folgt ein vielstimmiges „verboten“. „Wir führen die Kinder an Bücher heran. Viele von ihnen haben zu Hause keine Bücher. Manchen fehlt das Verständnis für die deutsche Sprache“, sagt die ehemalige Lehrerin. Dienstags können Kita-Gruppen Termine der Vorlesestunde reservieren.

11:26

Anna Calow sortiert die abgegebenen Bücher und Medien
Anna Calow sortiert die abgegebenen Bücher und Medien © Glanze/Berliner Morgenpost | Sergej Glanze

An den Rückgabeautomaten hat sich eine kleine Schlange gebildet. Per Computer sortiert die Anlage im verglasten Raum dahinter die Medien nach ihren Standorten in verschiedene Körbe. Anna Calow stellt die Bücher, DVDs, Blu-Rays, CDs, Konsolenspiele, Hörbücher und Comics dann auf bereitstehende Wägelchen. Sie ist im dritten Lehrjahr, kurz vor dem Abschluss der Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste.

12:49

Marko Brisemeister vom Wachschutz hat die Jugendlichen an den Spielekonsolen im Blick
Marko Brisemeister vom Wachschutz hat die Jugendlichen an den Spielekonsolen im Blick © Glanze/Berliner Morgenpost | Sergej Glanze

Im Juli 2015 ist die Bücherei, die mit vollem Namen „Schiller-Bibliothek mit @hugo-Jugendmedienetage“ heißt, in einen Neubau mit 1800 Quadratmetern gezogen. Auf drei Etagen stehen über 66.000 Medien zur Verfügung. Während die Kids im Erdgeschoss ihren Bereich haben, findet man die Jugendlichen auf der zweiten Ebene. Hier geht es lebhafter zu als im Rest der Bibliothek. Marko Brisemeister vom Wachschutz hat vor allem die Jugendlichen an den Spielkonsolen im Blick. „Ich achte darauf, dass sie sich nicht in die Haare kriegen oder zu laut werden. Im schlimmsten Fall gibt es eine Woche Hausverbot.“

13:28

Bibliothekarin Dörte Kleyling mit Laptop im Einsatz zwischen den Regalen
Bibliothekarin Dörte Kleyling mit Laptop im Einsatz zwischen den Regalen © Glanze/Berliner Morgenpost | Sergej Glanze

Auf der ersten Ebene für Erwachsene ist es wesentlich ruhiger. Dörte Kleyling berät gerade einen älteren Herrn, der mit der Diagnose seines Arztes nichts anfangen konnte. Die Bibliothekarin sucht ihm Bücher raus. Auch einem Girlie hilft sie. Das Mädchen will ein rotes Buch, in dem es irgendwie um Liebe geht. Tatsächlich findet Dörte Kleyling den Roman. Wie, bleibt ihr Geheimnis.

14:03

Bibliotheksleterin Dörte Kleyling mit Laptop im Einsatz zwischen den Regalen
Bibliotheksleterin Dörte Kleyling mit Laptop im Einsatz zwischen den Regalen © Glanze/Berliner Morgenpost | Sergej Glanze

Corinna Dernbach beantwortet während ihrer Pause Mails. Ständig erreichen die Bibliotheksleiterin Anfragen. Schließlich stellt die Bibliothek Veranstaltungs- und Konferenzräume für Einrichtungen im Kiez wie Kitas, Schulen und Vereine entgeltfrei zur Verfügung. „Einmal monatlich trifft sich sogar ein usbekisches Forschungscolloquium. Demnächst kommt noch ein Tangokurs hinzu“, verrät sie. Corinna Dernbach will möglichst viele Menschen ins Haus holen. Am sozialen Brennpunkt rund um den Leopoldplatz für sie und ihr Team von 13 Mitarbeiterinnen plus Azubis eine nicht immer ganz einfache, aber umso wichtigere Aufgabe.

15:50

Projektkoordinator Marko Fürstenow beim Workshop
Projektkoordinator Marko Fürstenow beim Workshop © Glanze/Berliner Morgenpost | Sergej Glanze

Marko Fürstenow feilt gerade an neuen, kreativen Workshops für den Makerspace auf der Jugendmedienetage. Hier wird jeden Dienstag von 16 bis 19 Uhr gewerkelt. Fürstenow wählt als Projektkoordinator Workshops aus einem Angebotspool: „Ich gucke, was in der Bibliothek möglich ist und was den Jugendlichen Spaß macht.“ Ab dem 13. März startet etwa der neue Drohnen-Workshop. Die Flugobjekte werden dann selbst entworfen und gebaut. Mit tatkräftiger Unterstützung, falls gewünscht. „Es gibt keine Vorgaben von den Erwachsenen. Alles wird gemeinsam entwickelt“, betont Fürstenow.

16:11 Neben zwei Studierenden sind es Ehrenamtliche wie Martin Rudnick, die den Schülern bei der Hausaufgabenhilfe wochentags ab 15 Uhr mit Rat und Tat beiseitestehen. „Oft werden Kinder von ihren Eltern hergebracht, die einen Migrationshintergrund haben und gern Hilfe annehmen“, erzählt er. „Die Kinder und Jugendlichen haben hier einen geschützten Raum, in dem sie in Ruhe lernen können. Vielen fehlt das daheim.“ Geduldig geht Rudnick mit einem Schüler eine Matheaufgabe durch. Bis der Weg zur Lösung klar ist.

17:52 Christa Preiss hilft einer Schülerin bei den Vorbereitungen der Präsentationsprüfung für den mittleren Schulabschluss. Die ehemalige Lehrerin ist ebenfalls ehrenamtlich bei der Hausaufgabenhilfe tätig. „Die Kinder und Jugendlichen haben hier eine Rückzugsmöglichkeit und schätzen das sehr“, sagt sie. Einer der Schüler will wissen, wie man eine Charakterisierung schreibt? Christa Preiss leitet ihn so an, dass er fast von selbst darauf kommt. Lernen ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

18:49 Noch läuft im Makerspace der Workshop Textildruck. Jugendliche können ohne Anmeldung mitmachen. Karin Liebertz, stellvertretende Bibliotheksleitern und Leiterin der Jugendmedienetage, steht an der Transferpresse. Die wird 130 Grad heiß und darf nur von ihr bedient werden. Hier werden die von den Jugendlichen gestalteten Folien auf Blanko-Beutel gedruckt. Am beliebtesten sind GymSacs in Schwarz mit weißem Druck. Sehr stylish. Und natürlich kostenlos.

19:17 Die Sonic-Chairs mit eingebauten Lautsprechern und Dockingstation für Smartphones sind immer belegt. Einer steht auf der Jugendmedienetage, der andere auf der Ebene für Erwachsene. Letzteren hat Antonio Colli ergattert. Der Jurastudent kurz vorm ersten Staatsexamen kommt regelmäßig her, wenn er eine Pause macht, auch abends. Er mag den Mix der Leser in dieser Bibliothek quer durch alle Schichten und Generationen. Zum Zeitunglesen wählt er stets die ruhige Leselounge. Ein Ort, wie zum Chillen gemacht.

Schiller-Bibliothek mit @hugo Jugendmedienetage, Müllerstr. 149, Wedding, Mo.–Fr. 10–19.30 Uhr, Sbd. 10–14 Uhr, Tel. 901 84 56 83 www.berlin.de/stadtbibliothek-mitte/bibliotheken/,www.voebb.de, www.voebb24.de