Unternehmensbeteiligungen

Berlin ist Europas Nummer zwei bei Start-ups

| Lesedauer: 4 Minuten
Erik Baumgärtel
Jürgen Allerkamp, Vorstandsvorsitzender der ibb (Investitionsbank Berlin)

Jürgen Allerkamp, Vorstandsvorsitzender der ibb (Investitionsbank Berlin)

Foto: dpa Picture-Alliance / Britta Pedersen / picture alliance / Britta Peders

Zwei Drittel des Beteiligungsvolumens bei Start-ups in Deutschland geht nach Berlin. Auch die Investitionsbank Berlin investiert.

Berlin hat am Start-up-Markt bundesweit wieder einmal die Nase vorn. Das wurde bei der Vorstellung zur Finanzierung von Start-ups bei der Investitionsbank Berlin (IBB) am Montag deutlich. Geschäftsführer und Vorstand, sowie Wirtschaftsenatorin Ramona Pop (Grüne) konnten stolz verkünden: Berlin ist kurz nach London aber noch vor Paris der wichtigste Hotspot für Start-ups in Europa.

Die Lage sei so gut, dass Investoren den Gründern hinterherliefen, um eine Beteiligung zu erhaschen. Auch gab es im vorigen Jahr eine große Verlagerung von Venture Capital (Risikokapital für ein (noch) riskant geltendes Unternehmen) in die Start-ups der Stadt. Laut Start-up-Barometer 2017 von Ernst & Young fielen im bundesweiten Durchschnitt zwei Drittel des Beteiligungsvolumens auf Berlin – weit mehr als in Bayern. 40.000 Neugründungen gibt es hier jährlich, das ist eine auf 130 Einwohner.

IBB investiert weniger in Start-ups

In dem Markt mischt auch die IBB Beteiligungsgesellschaft (IBB Bet) seit Langem mit und unterstützt mit VC-Finanzierungen Start-ups in ihren frühesten Phasen. Ziel sei es, Gründern unter die Arme zu greifen, die kaum oder gar keinen Umsatz verbuchen können, berichtet IBB-Bet-Chef Marco Zeller. Dafür habe es in 2017 ganze 36 Finanzierungsrunden mit einem Gesamtvolumen von 10,9 Millionen Euro gegeben. Darunter fallen neun Erstinvestments (5 Mio. Euro) und 27 Folgeinvestitionen (6 Mio.).

Die IBB unterscheidet bei ihren Beteiligungen in die Sparten Technologie (6,2 Mio. Euro in 2017) und Kreativwirtschaft wie E-Commerce oder Entertainment (4,7 Mio. Euro). Letzteres war 2017 Spitzenreiter in der Kategorie Erstinvestition. Zu den Investitionen der IBB Bet kamen dann noch mal 63,4 Millionen Euro von weiteren (teils auch privaten) Finanzierungspartnern hinzu, sodass eine Summe von über 74 Millionen Euro im vergangenen Jahr geflossen ist.

An die erfolgreiche Bilanz von 2016 (Investitionsvolumen der IBB: 15 Mio. Euro) konnte man jedoch nicht anknüpfen. Das Unternehmen nannte als Grund einen geringeren Finanzierungsbedarf. Der optimistischen Stimmung täte das aber keinen Abbruch, denn laut IBB läge der langjährige Durchschnittswert bei 29 Beteiligungen und 8,8 Millionen Euro im Jahr.

IBB-GEschäftsführer: IBB-Beteiligungen kommen Arbeitsmarkt zugute

„Wir sehen uns hier vor allem als Gelenkstellung“, betont Jürgen Allerkamp, Vorstandschef der Bank. Man wolle das nötige Vertrauen schaffen, um weitere und passende Investoren für die Unternehmen zu gewinnen. Auf jeden Euro, den die IBB dabei investiere, entfallen sechs Euro privates Kapital. Zumal die Bank, im Gegensatz zu vielen privaten Investoren, in guten und in schlechten wirtschaftlichen Zeiten investiere – dann, wenn die Nachfrage am höchsten ist.

Beispiel dafür ist die Zurückhaltung privater Investoren am Berliner Beteiligungsmarkt in den 2000er-Jahren. Die Rolle der IBB sei es deshalb, hier voranzugehen und etwas aufzubauen. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop weist in dem Zusammenhang auf die Verwendung solcher „öffentlichen Mittel“ hin, die vornehmlich dort eingesetzt werden, wo es Anstöße braucht und Lücken zu schließen sind.

Der Geschäftsführer der IBB Bet, Marco Zeller, ist sich sicher, dass die IBB-Beteiligung auch dem Berliner Arbeitsmarkt zugutekommt. „Seit 2014 sind die Arbeitsplätze in unseren Beteiligungsunternehmen um mehr als ein Drittel von 2196 auf 2958 gestiegen und die Umsätze der Unternehmen haben sich von 240 Millionen auf 554 Millionen Euro sogar mehr als verdoppelt.“

Welche Bedeutung die IBB Bet für viele Gründer hat, weiß etwa eine anwesende Start-up-Chefin zu berichten. Nora Blum, CEO von Selfapy, eine Plattform, die es jedem Patienten ermöglichen soll, online eine schnelle psychotherapeutische Hilfe zu bekommen, hält fest: „Am Ende lief die Unterstützung so gut, dass wir uns bei der letzten Finanzierungsrunde die passenden Investoren für unser Unternehmen selber aussuchen konnten.“

Mehr zu Thema:

Die Berliner Wirtschaft hat keine Zeit zum Jubeln

Berliner Firmen investieren 2,5 Milliarden Euro in Forschung

So verkürzt ein Berliner Start-up die Suche nach Handwerkern

So digital ist Berlin