Berlin –. Was hat Big Data, also das Sammeln und Auswerten großer Datenmengen, mit dem täglichen Leben zu tun? Eine Menge, wie der Blick auf eine neue Wetter-App aus Berlin zeigt. Man schaut aus dem Fenster, der Himmel ist wolkenverhangen und man fragt sich: Wird es regnen? Der Ortskundige und Lebenserfahrene mag diese Frage treffsicher beantworten können. Doch Big Data erlaubt präzisere Prognosen – und das in Echtzeit. Mit Apps wie RainToday ist Big Data in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen angekommen.
David Kaiser und sein Team beim privaten Berliner Wetterdienst Meteogroup haben die Smartphone-App RainToday entwickelt, die dem Nutzer Bilder des Regenradars nahezu in Echtzeit auf den Bildschirm seines Smartphones sendet und diese Daten mit dem aktuellen Ort verknüpft. So lässt sich kiez- und fast minutengenau bis zu eine Stunde im Voraus sagen, wann und wo der Regen beginnt und aufhört (Rain Today für Android - Rain Today für Apple)
Videoanimation zeigt Regenwolken
Die Regenwolken werden in der Videoanimation je nach Intensität in unterschiedlich intensiven Blautönen angezeigt. Einfache Grafiken zeigen an, wann der Regen beginnt oder aufhört. Ein geplantes Update soll noch präzisere Daten liefern. David Kaiser und die anderen Wetterfrösche aus Adlershof wollen schon bald auf wenige Hausnummern genaue Regenprognosen liefern.
Das Datenmaterial für die neue Regen-App stammt aus einer offiziellen staatlichen Quelle – vom Deutschen Wetterdienst. Dort kauft die Meteo Group wie viele andere privatwirtschaftlich arbeitende Meteorologen die Echtzeit-Radarbilder ein. Sie durchlaufen einen Algorithmus, der im InnovationLab des Wetterdienstes entwickelt wurde. Er begrenzt die Datenmenge und filtert Unschärfen heraus.
Ergebnis von drei Jahren Forschung
Denn besonders bei Sommerwetterlagen kann es vorkommen, dass das Radarbild leichten Regen voraussagt, der aber nie zu Niederschlag wird, weil die Tropfen auf dem Weg von den Wolken verdunsten, bevor sie auf der Erde ankommen, erklärt Judith Mahro, eine Sprecherin der Meteogroup. „Bei Nieselwetter und Hochnebel ist die Prognose schwierig“, sagt sie. Der neue Regenwarner vereint die Ergebnisse aus drei Jahren Forschung in sich. „Mit unserem neuen Radar haben die Entwickler unseres InnovationLab ganz neue Wege beschritten. Basierend auf den verfügbaren, alle fünf Minuten abgerufenen Messbildern der Radarstationen und dank Highend-Technik zeigt RainToday erstmals Zwischenschritte mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde“, erläutert David Kaiser das neue Programm.
So entstehen fließende Animationen und ein tiefer Zoom, der eine gute Orientierung am aktuellen Aufenthaltsort verschafft. RainToday registriert die aktuelle Position in einem Postleitzahlen-Gebiet. Alternativ kann auch ein Ort festgelegt werden. Ferner besteht die Möglichkeit, sich Warnungen auf dem Startbildschirm anzeigen zu lassen.
MeteoGroup ist Berliner Erfolgs-Start-up
Die Meteogroup Deutschland wurde 1998 gegründet und beschäftigt in Deutschland circa 120 der weltweit 400 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Europas größter privater Wetterdienst. In Berlin ist die Entwicklung von Apps und Dienstleistungen für Radiosender gebündelt. Mit den Webseiten Wetter24.de und Unwetterzentrale.de sowie den mobilen Wetter-Apps WeatherPro, MeteoEarth, AlertsPro, MagicalWeather und jetzt auch RainToday liefert die Meteogroup Dienste für Privatkunden. Die Wetter-App WeatherPro, übrigens Testsieger bei der Stiftung Warentest und mit mehr als vier Millionen Downloads eine der meistgekauften Wetter-Apps in Deutschland, ist werbefrei und kostet 2,99 Euro.
Zusätzlich zu den 17.000 Stationen der nationalen Wetterdienste bietet das eigene Wetterstationennetz (darunter 900 in Mitteleuropa) Zugriff auf meteorologische Daten. Das Unternehmen bezeichnet sein Messnetz als eines der dichtesten seiner Art und seine Datenbank als eine der weltweit größten. RainToday ist kostenfrei in den App-Stores von Apple und Google verfügbar und finanziert sich durch Werbung.
Nutzer kritisieren Bannerwerbung
Die Bewertung des neuen Produktes durch die Nutzer in den App-Stores sind geteilt. Zahlreiche Kommentatoren kritisieren die Bannerwerbung. Einzelne bemängeln fehlerhafte Prognosen. Andere äußern sich positiv. Vor allem die Kritik wird bei der Meteogroup aufmerksam registriert. „Wir überlegen eine werbefreie Premiumversion anzubieten“, sagt Marketing-Frau Judith Mahro. Die Werbung solle die Kosten für den Einkauf der Radarbilder einspielen. Ferner werde an der Zuverlässigkeit der Vorhersagen gearbeitet.