Der Internet-Limousinendienst Uber hat Kreide gefressen – wie der Wolf im Märchen der Gebrüder Grimm. Christian Freese, der neue General Manager des US-Unternehmens in Berlin, schlug beim Mobile Living Talk im Base Camp (Mitte) versöhnlich Töne an. Er bot sich den Behörden, für die Uber bislang nur Hohn und Spott übrig hatte, sogar als Datendienstleister an.
„Wir haben aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt“, sagte Freese im Gespräch mit der Berliner Morgenpost und kündigte eine neue Ära an. Ein erstes Zeichen ist der Dienst UberTaxi. Mit der App werden offiziellen Taxen zu den regulären Konditionen der Branche vermittelt. „Wir haben der Taxi-Innung die Hand gereicht “, sagte Freese. Fahrer können sich selbst auf der App registrieren. Sie dient auch dazu, die Fahrten bargeldlos abzurechnen.
Die App des vom Internetkonzern Google mit mehr als 250 Millionen US-Dollar finanzierten Unternehmens wurde relauncht: Neuerdings bewegen sich beigefarbene Taxen in Echtzeit über den Smartphone-Bildschirm der Uber-App. Sie zeigt die Wartezeit und den Fahrpreis für das nächste Taxi an und verbindet immer zu dem Fahrzeug, das am schnellsten zur Stelle ist. Die Plattform Uber sei offen für weitere Mobilitätsangebote, sagte Freese.
Taxiverband reagiert gelassen
Taxi Berlin, mit 5700 Fahrzeugen die größte Taxizentrale in der Hauptstadt und auch in Europa, reagiert gelassen. „Uber versucht nach dem Verbot des Dienstes in Berlin mit der Brechstange, an Kunden heranzukommen“, sagt Taxi-Berlin-Chef Hermann Waldner. Ihn ficht es nicht an, wenn einige hundert Taxen ein paar Tage kostenfrei Fahrgäste transportieren. „Ich schätze, dass 95 Prozent der Berliner Taxi-Unternehmen das ablehnen.“
Gelassenheit auch bei der am Markt führenden Vermittlungs-App myTaxi: „Es ist fraglich, ob Mitbewerber mit deutlich kleineren Flotten die hohe Nachfrage bedienen können, die sie durch solche Aktionen auslösen. Viele Berliner werden vergeblich auf ein kostenloses Taxi hoffen und enttäuscht sein“, sagte ein Sprecher.
UberTaxi bis Sonntag zum Nulltarif
Bis einschließlich Sonntag (15. März) steht der neue Uber-Dienst Fahrgästen kostenfrei zur Verfügung, wie es auf dem Blog des Unternehmens heißt. Fünf Fahrten bis zu 20 Euro seien frei. UberTaxi sei seit Oktober 2014 in Berlin aktiv, sagt der Uber-Chef. Bemerkt hat das anscheinend niemand. Wie viele Taxen auf der Plattform zur Verfügung stehen, wollte Freese nicht sagen. Ihre Zahl dürfte im niedrigen dreistelligen Bereich liegen. „Wir haben sehr zufriedene Fahrgäste und vor allem sind die Fahrer mit der App sehr zufrieden.“ Sie hätten kürzere Anfahrtzeiten und könnten deshalb höhere Einnahmen erzielen. Solche Dienstleistungen entsprächen der DNA des Mobilitätsunternehmens Uber.
Das alte Geschäftsmodell des Dienstes UberPop wurde in Berlin an Werktagen eingestellt, sagte Freese. Auf der Platform UberPop konnten private Fahrer Transportdienstleistungen in ihren eigenen Pkw anbieten. Die Fahrpreise lagen deutlich unter denen des Taxigewerbes. Offiziell war der Dienst als eine Art Mitfahrgelegenheit deklariert, in Wirklichkeit konnte man aber Fahrten wie im Mietwagen buchen. Die zuständige Senatsverwaltung hatte den Dienst nicht zuletzt auf Druck des etablierten Taxigewerbes untersagt.
UberPop von Gericht verboten
Das Verwaltungsgericht hatte sich im September 2014 der Rechtsauffassung des Senats angeschlossen, wonach UberPop gegen Vorschriften des Personenbeförderungsgesetzes verstoße. Bei den aktuellen Überbleibseln des Dienstes UberPop handele es sich nur noch um klassische Mitfahrgelegenheiten, versicherte Freese. Allerdings sind konkrete Angebote nahezu vollständig aus der App verschwunden.
Uber will künftig mit Stadtplanern zusammenarbeiten, wie Freese sagte. Dazu gebe es bereits Pilotversuche in den USA. Das Unternehmen will den Behörden seine anonymisierten Mobilitätsdaten kostenfrei zur Verfügung stellen, damit Stadtplaner bessere Informationen über die urbanen Verkehrsströme erhalten.
Uber beschwert sich über Deutschland
Freese versicherte, sein Unternehmen werde Kundendaten niemals verkaufen. Zuletzt war Uber in die Schlagzeilen geraten, weil personenbezogene Daten von Fahrern und Fahrgästen an die Öffentlichkeit gelangt waren.
Inzwischen hat sich Uber bei der EU-Kommission über die Bundesregierung beschwert. Das Unternehmen fühlt sich unfair behandelt, wie Uber-Vertreter am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel erklärten. Das Startup kann in Deutschland nach Gerichtsurteilen nur deutlich eingeschränkt operieren. Uber will erreichen, dass die EU-Kommission ein Verfahren wegen Verletzung europäischen Rechts gegen Deutschland eröffnet.