Kreativ sein allein reicht nicht, um erfolgreich Musik zu machen. Bands müssen auch Unternehmer sein. Lernen können sie das in Berlin beim Music Pool. Ein bislang einzigartiges Projekt in Deutschland.

Berlins Musik-Szene ist groß und bunt, seit rund fünf Monaten gibt es eine Anlaufstelle für alle: Im Music Pool Berlin in der Warschauer Straße tummeln sich Experten und Anfänger. Anspruch des Projekts ist der Erfahrungsaustausch „aus der Szene für die Szene“ bei organisatorischen und rechtlichen Fragen. Das kommt gut an: Etwa 300 Musikern hätten sie bereits helfen können, sagt Mitorganisator Eric Eitel.

Zehn Teilnehmer sitzen an diesem Tag im Workshop von Stephen Hengst. Der ist 30 Jahre alt, Künstlermanager und einer der etwa zwei Dutzend Experten des Music Pool. Es geht um die Organisation einer Tournee – Hengst spricht schnell, denn vier Stunden seien knapp für das Programm.

Fragen sind willkommen, souverän erklärt er Abrechnungsmodelle und Marktdaten. Nur einmal muss er passen – „dafür bin ich zu wenig Steuer-Experte“. Ganz nach dem Motto des Music Pool „You name it and we (might) know it“ („Du benennst es und wir wissen es (womöglich)“).

Workshops und Coaching für Musiker

Künstler merken laut Workshop-Betreuer Robert Witoschek schon am Beginn ihrer Karriere, dass sie ein bestimmtes Wissen brauchen. Heute sei es wichtig, „die Geschichte selbst in die Hand zu nehmen“. Der Music Pool bemüht sich laut dem 40-Jährigen, das Fundament dafür zu legen – in einer kostenlosen Erstberatung, danach in Workshops oder Coachings für 15 oder 20 Euro.

„Wir können das nur machen, weil wir finanziert werden“, sagt der 43-jährige Eric Eitel. Er ist einer der drei Vorstände des Trägervereins All2gethernow und wie alle Beteiligten vom Fach: „Wir sind aus der Szene für die Szene.“

Der Music Pool Berlin arbeitet im „öffentlichen Auftrag“, wie Eitel sagt, denn das Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds und dem Music Board Berlin, einer Einrichtung des Senats, gefördert. Nur so könne man den Standard halten und bei speziellen Fragen neutral vermitteln.

Musikern ist Bürokratie zuwider

Als der Music Pool sich im Dezember 2013 vorstellte, war es ein Sprung ins kalte Wasser. „Musikkünstler sind eine sehr sensible Zielgruppe“, erklärt Witoschek, „und alles was mit Bürokratie zu tun hat, ist ihnen zuwider“. Eitel zieht nach vier Monaten Praxis ein positives Fazit: „Wir sind mit den richtigen Leuten am richtigen Ort“, das Angebot werde gut angenommen. Etwa 200 Musikern habe man bereits mit einer Orientierungsberatung helfen können, 100 weitere besuchten Workshops.

Die 28-jährige Larissa Blau singt in einer Band und findet es „cool, dass es so 'ne Anlaufstelle gibt“. Das Projekt ist eine Kooperation von All2gethernow mit der Noisy Musicworld, deren Weiterbildungsbereich Witoschek leitet, und der Clubcommission – drei Berliner Instanzen, dank denen sich Leute laut Eitel trauen, herzukommen. Voraussetzung ist ein Wohnsitz in Berlin.

Die Finanzierung des Music Pool ist bis Ende 2015 gesichert, danach solle es auf jeden Fall weitergehen. „Musiker haben keine große Lobby“, sagt Eitel, Netzwerken sei da alles.