Die Restaurant-Bestelldienste lieferando.de und takeaway.com machen gemeinsame Sache. Die Wagniskapitalfinanzierer Macquarie Capital und Prime Ventures wollen mit dem Zusammengehen ihrer beiden Beteiligungen den größten Essens-Lieferdienst auf dem europäischen Kontinent schmieden, wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten. In Deutschland sieht sich Lieferando als Nummer zwei hinter pizza.de, takeaway.com kommt aus den Niederlanden und ist hierzulande mit lieferservice.de vertreten. „Beide Unternehmen sind profitabel“, sagte Jörg Gerbig Reuters. Er war 2009 einer der vier Gründer der Berliner lieferando.de und soll künftig das operative Geschäft von takeaway.com leiten.
Macquarie und Prime Ventures pumpten zusammen 103 Millionen Dollar (80 Millionen Euro) Risikokapital in takeaway.com. Der Großteil davon wurde verwendet, um den deutschen Konkurrenten zu übernehmen und die anderen Risikofinanziers dort herauszukaufen, wie Gerbig sagte. Dazu gehörten unter anderem die Förderbank KfW, die ProSieben -Tochter Seven Ventures und die schweizerische Mountain Super Angel. Die australische Macquarie Capital war seit 2012 an lieferando.de beteiligt, die niederländische Prime Ventures an der vor allem in den Benelux-Staaten vertretenen takeaway.com.
Mehr als 10.000 Restaurants unter Vertrag
Beide Internet-Unternehmen zusammen haben allein in Deutschland eigenen Angaben zufolge mehr als 10.000 Restaurants unter Vertrag, bei denen die Kunden pro Monat 600.000 Mahlzeiten bestellen. Ausgeliefert werden sie von den Restaurants selbst, die Bestelldienste werden über Provisionen an den Bestellungen beteiligt. Grubhub, der größte Essens-Dienstleister in den USA, war im März an die New Yorker Börse gegangen und ist dort inzwischen 2,77 Milliarden Dollar wert. Die britische Just Eat wird an der Londoner Börse mit 1,5 Milliarden Pfund bewertet. Börsenpläne seien für takeaway.com noch Zukunftsmusik, sagte Gerbig. Macquarie und Prime Ventures blieben wohl noch einige Jahre an Bord.
Die Lieferdienstportale setzen darauf, dass immer mehr Menschen Essen über das Internet statt per Telefon bestellen. Die Portale listen Restaurants und Lieferdienste in der Umgebung auf, bei denen die Kunden dann online bestellen können. Für die Vermittlung erhalten sie von den Restaurantbetreibern eine Provision. Das Geschäft gilt als lukrativ.
Weil sich das Geschäftsmodell nicht wesentlich unterscheidet, müssen die Anbieter in Spitzentechnologie und Restaurant-Akquise investieren, um schnellstmöglich eine Vielzahl von Kunden gewinnen und damit Vorteile gegenüber den Rivalen erringen zu können.
Die Übernahme trifft vor allem den Berliner Konkurrenten Lieferheld, der ebenfalls sehr erfolgreich auf dem deutschen Markt ist. Zuletzt hatten Wagnisfinanzierer unter Führung des US-Investors Insight Venture Partners mehr als 88 Millionen Dollar in Delivery Hero (Lieferheld) investiert.