Fabian und Ferry Heilemann, die Gründer des Berliner Online-Gutschein-Händlers DailyDeal, richten ihr Unternehmen strategisch neu aus und bauen neben dem Coupon-Geschäft eine „E-Business-Agentur von Unternehmen für Unternehmer“ auf. Sie wollen ihr langjähriges Knowhow an andere Start-ups verkaufen. Im Februar 2013 hatten sie ihr an den Suchmaschinenkonzern Google veräußertes Unternehmen für eine unbekannte Summe zurückgekauft.
DailyDeal machte bislang sein Geschäft mit Rabattgutscheinen: Spareribs im Wert von 33,80 Euro für 14,90 Euro; Malerarbeiten im Wert von 500 Euro für 149 Euro. Das mittlerweile auf 160 Mitarbeiter geschrumpfte Unternehmen verkaufte im Jahr 2012 insgesamt 1,93 Millionen solcher Gutscheine in einem Gesamtwert von 125,7 Millionen Euro im Internet. Im Jahr 2011 waren es 2,1 Millionen Gutscheine im Wert von 114,3 Millionen Euro.
Davon behält das Unternehmen Provisionen in Höhe von durchschnittlich 35 bis 50 Prozent. In einem Interview mit dem Marketing-Magazin „OneToOne“ hatte Fabian Heilemann von einer Umsatzsteigerung um 25 Prozentpunkte im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr gesprochen. Für das laufende Geschäftsjahr peilt der Unternehmenschef einen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich an.
DailyDeal-Gründer wollen ihr Wissen teilen
Mit der neuen E-Business-Agentur „Heilemann&Co.“ wollen die beiden Gründer das Wissen der bei DailyDeal beschäftigten Experten an andere Unternehmen weitergeben, die sich in der Internetbranche etablieren wollen.
„In den vergangenen zwei Jahren hat unser Team immer wieder Anfragen von Start-ups erhalten, die nach fundierter Beratung gesucht haben. Mit der Gründung von Heilemann & Co. haben wir auf diesen Bedarf reagiert“, erläutert Fabian Heilemann. „Im Zentrum unserer ergebnisorientierten Beratung stehen Business- und Technologielösungen, die auf unserer langjährigen Praxiserfahrung aufsetzen.“
Heilemann&Co. bietet eine weit gefächerte Beratung für Start-ups und gewachsene Unternehmen der Digitalbranche an. Das Leistungsspektrum beginnt bei Fragen der Business Intelligence, also der systematischen Analyse von Daten im Hinblick auf die wirtschaftlichen Ziele eines Unternehmens. Andere Experten schreiben Unternehmens-Software und programmieren Apps.
Mitarbeiterzahl von DailyDeal sinkt auf 160
Auch in Fragen der Kundenbindung (CRM), dem E-Mail-Marketing und Bezahlverfahren bieten die Heilemann-Fachleute ihre Expertise an – zum Beispiel bei der Nutzung der Vertriebssoftware Salesforce.
Nach dem Rückkauf ihres Unternehmens hatten die Heilemann-Brüder vor allem das Problem, die Kosten in den Griff zu bekommen. Die Mitarbeiterzahl ist von ungefähr 200 auf 160 gesunken – sozialverträglich wie Fabian Heilemann sagt. Es sei kein Problem gewesen, die Fachleute an befreundete Start-ups zu vermitteln.
Das Coupongeschäft ist im Vertrieb beratungsintensiv und deshalb teuer. Fabian Heilemann erwartet hier anscheinend keine signifikanten Steigerungen: Jedenfalls weist die Linie, die er beim Gespräch auf das Flipchart zeichnet, eine eher horizontale Tendenz aus. „Das Hyperwachstum ist vorbei“, sagt er. Aus diesem Grund suchen die Gründer ein ergänzendes Geschäftsfeld und hoffen, dieses in ihrer Business-Agentur gefunden zu haben.
Krise nach dem Höhenflug
Beim Marktführer Groupon ist das Geschäft mit Rabatt-Coupons nach einem Höhenflug in eine Krise geschlittert. Das Unternehmen erwartet laut Branchendienst „Businesswire“ für 2013 Betriebseinnehmen in Vorjahreshöhe. Das ist zu wenig für erfolgsverwöhnte Aktionäre: Die in Bestzeiten mehr als 25 Dollar teure Aktie erholt sich gerade leicht von einem Absturz auf 2,60 Dollar im November 2012 und wurde am Montag mit 6,55 Dollar gehandelt.
Groupon ist in Deutschland der schärfste Mitbewerber von DailyDeal. Das amerikanische Unternehmen hatte im Mai 2010 MyCityDeal übernommen, ein Berliner Start-up der Samwer-Brüder und Holtzbrinck Ventures und hatte dann aggressiv den deutschen Markt erobert.
Google zahlt 114 Millionen Dollar
Google hatte DailyDeal im September 2011 für 114 Millionen Dollar (90 Millionen Euro) gekauft. Die beiden Gründer führten ihre Firma weiter. Für den Suchmaschinenkonzern dürfte der Kauf vor allem von strategischer Bedeutung gewesen sein, da er keine praktischen Erfahrungen mit dem Online-Verkauf von lokalen Offline-Angeboten hatte.
Google hatte sich das Berliner Unternehmen geschnappt, nachdem sein Versuch gescheitert war, den Marktführer Groupon im Herbst 2010 zu kaufen. Groupon hatte seinerzeit die Offerte von sechs Milliarden US-Dollar mit dem Hinweis abgelehnt, dafür sei es zu früh. Groupon spekulierte auf einen Börsengang, der im November 2011 erfolgte.
Google setzt auf automatisierte Lösungen
Daraufhin startete Google seinen Dienst „Offers“ als öffentliche Beta-Version in drei US-Metropolregionen: New York, San Francisco und Portland. Wie die Wirtschaftsagentur Reuters meldete, konnte „Offers“ nicht die erwarteten Umsätze generieren. „Auch nach dem Verkauf von DailyDeal hat das Thema Couponing eine große Relevanz für uns“, sagt Unternehmenssprecher Klaas Flechsig.
„Allerdings setzen wir mittlerweile eher auf skalierbare, automatisierte Lösungen“. Der Suchmaschinenkonzern hat daher vor Kurzem innerhalb seiner Werbeplattform AdWords Angebotserweiterungen eingeführt. Bei diesen „Offer Extensions“ handelt es sich um Links auf Anzeigen, die in den Suchergebnissen gelb unterlegt angezeigt werden. Sie ermöglichen es Werbetreibenden, einen anklickbaren Gutschein oder einen Rabatt in jede Standard-Suchanzeige zu integrieren.