Papst trifft Vertreter des Bundesverfassungsgerichts
Papst Benedikt XVI. ist am letzten Tag seiner Deutschlandreise auch zum ersten Mal offiziell mit den Richterinnen und Richtern des Bundesverfassungsgerichts zusammengetroffen. An dem Treffen im Freiburger Priesterseminar nahmen insgesamt 8 der 16 Richter teil, darunter Gerichtspräsident Andreas Vosskuhle, Vizepräsident Ferdinand Kirchhof und Udo Di Fabio.
Damit hat der Papst alle hohen Verfassungsorgane – Bundespräsident, Bundeskanzlerin und Bundestag – getroffen. Zwischen den Verfassungsrichtern und den beiden großen Kirchen gibt es seit 2007 regelmäßige Gespräche über wichtige Themen der Gesetzgebung. Darin geht es unter anderem um das Staatskirchenrecht sowie ethische Fragen wie Abtreibung, Strafrecht und Ethik, Stammzellforschung und Sterbehilfe.
Papst mahnt zur absoluten Vatikantreue
Papst Benedikt XVI. hat zu festem Glauben und Einheit in der katholischen Kirche aufgerufen. „Der Schaden der Kirche kommt nicht von ihren Gegnern, sondern von den lauen Christen“, sagte Benedikt am Samstagabend bei einem Nachtgebet mit 30.000 Jugendlichen in Freiburg. Rund 100.000 Gläubige kamen am Sonntag zur Abschlussmesse der Reise. Dabei forderte der Papst von den deutschen Katholiken Treue zur römischen Weltkirche.
„Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Kirche weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt“, sagte Benedikt beim Gottesdienst auf dem Freiburger Flugplatz. Die getauften und gefirmten Christen müssten die „Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit mit dem Bischof hochhalten“. Die großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft werde die Kirche in Deutschland nur bestehen, „wenn Priester, Gottgeweihte und christliche Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten“.
Besondere Begeisterung löste der Papst erneut bei Jugendlichen aus, die am Samstag zur Gebetsnacht (Vigil) auf dem Freiburger Flugplatz gekommen waren. Sie begrüßten den Papst mit großem Jubel und Beifall. Am Ende schwenkten sie singend Zigtausende Kerzen in der nächtlichen Dunkelheit. Der Papst rief die jungen Leute zu Optimismus auf: „Christus achtet nicht so sehr darauf, wie oft wir im Leben straucheln, sondern wie oft wir wieder aufstehen.“
Freiburg war die letzte Station der viertägigen Deutschlandreise von Benedikt XVI. Zuvor hatte der Papst bereits Erfurt und Berlin besucht. Höhepunkte waren dabei die erste Rede eines Papstes vor dem Bundestag sowie das Treffen mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland im Erfurter Augustinerkloster.
Im Gespräch mit den Orthodoxen in Freiburg stellte der Papst die besondere Nähe der beiden Kirchen heraus. „Unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften steht uns die Orthodoxie am nächsten“, sagte Benedikt. Er äußerte die Hoffnung, „dass der Tag nicht ferne ist, an dem wir gemeinsam Eucharistie feiern können“. Demgegenüber hatte der Papst am Vortag in Erfurt Erwartungen der Protestanten auf eine ökumenische Annäherung gedämpft.
Am Samstagvormittag hatte Benedikt noch auf dem Erfurter Domplatz mit knapp 30.000 Gläubigen eine Messe gefeiert. Dabei würdigte er besonders die friedliche Revolution in der DDR: „Wir alle sind davon überzeugt, dass die neue Freiheit geholfen hat, dem Leben der Menschen größere Würde und vielfältige neue Möglichkeiten zu eröffnen.“ Der Besuch in Thüringen war die erste Papstvisite nach dem Fall der Mauer in Ostdeutschland.
Altarbühne aus 200 Tonnen Stahl
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, sagte zur Begrüßung, das Bistum und die Gläubigen hätten „lange und mit großer Spannung„ auf diesen Moment gewartet. Aus der ganzen Welt seien Pilger zu dem Gottesdienst angereist. Viele hätten sich schon in der Nacht aufgemacht und weite Wege zurückgelegt. „Durch die Taufe werden wir zu einem Volk aus vielen Völkern“, sagte Zollitsch.
Für die Messe war eigens eine riesige weiße Altarbühne aus 200 Tonnen Stahl errichtet worden. Im Verlauf des Gottesdienstes will der Papst das Angelus-Gebet sprechen, das er normalerweise am Sonntagmittag in Rom gemeinsam mit Gläubigen auf dem Petersplatz betet.
Nach der Messe will Benedikt XVI. mit den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz in Freiburg zu Mittag essen. Einen letzten Höhepunkt der viertägigen Reise bildet ein Rede am späten Nachmittag im Konzerthaus, bevor der gebürtige Bayer am Abend zurück nach Rom fliegt.
Zu dem Gottesdienst auf dem Flugplatzgelände der Breisgaustadt haben sich bei strahlendem Spätsommerwetter mehrere Zehntausend Menschen versammelt. Zahlreiche Pilger reisten auch aus dem benachbarten Frankreich und der Schweiz an. Bischöfe aus allen 27 Diözesen Deutschlands nehmen an der Feier teil.
Bei der Ankunft wurde Benedikt XVI. begeistert von den Gläubigen der zweitgrößten deutschen Diözese begrüßt. Während der Fahrt durch die Menge reichten viele Eltern Kleinkinder zum Papamobil, um sie vom Papst segnen zu lassen. Benedikt XVI. zelebriert die Messe an einem Altar, den er schon 2006 bei einem Gottesdienst im Münchner Olympiastadion benutzte. Die Altarwand ist mit einer Kreuzigungsgruppe aus dem Radolfzeller Münster geschmückt. 450 Sängerinnen und Sänger gestalten die Messe musikalisch.
Nach der Messe trifft sich der Papst zum Mittagessen mit rund 90 Bischöfen im Freiburger Priesterseminar. Am Nachmittag steht eine Begegnung mit Richtern des Bundesverfassungsgerichts auf dem Programm. Danach hält Benedikt XVI. im Freiburger Konzerthaus eine Rede vor engagierten Katholiken aus Kirche und Gesellschaft. Am Abend fliegt der Papst vom Flughafen Lahr nach Rom zurück.
Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen und trotzdem pilgern nach und nach immer mehr Gläubige zum Freiburger Flugplatz, auf dem am Vormittag Papst Benedikt XVI. eine Heilige Messe feiern wird. Eine Gruppe Ordensschwestern aus dem bayrischen Schondorf am Ammersee hat sich Sitze gesichert, von denen aus sie einen direkten Blick auf den etwa 150 Meter entfernten Altar haben. „Wir sind schon so früh hier, weil wir einen guten Platz wollten“, sagt Schwester Maria Benigna gut gelaunt.
Noch ist es klirrend kalt, dennoch sind den Veranstaltern zufolge bereits etwa 2.000 Besucher auf dem Gelände. Viele Pilger haben sich in Decken eingewickelt und trinken heißen Tee. Auch die Schwestern haben sich auf eine Decke gesetzt. „Und die Freude hält uns warm“, sagt Schwester Maria Benigna lachend.
Pilger harren schon seit den frühen Morgenstunden aus
Etwas weiter hinten wartet eine Gruppe Gläubiger aus Puerto Rico und den USA, die aber seit einigen Jahren auf dem Stützpunkt der US-Armee im fränkischen Illesheim lebt. Schon seit zwei Uhr Morgens harren sie in der Kälte aus.
Wir wussten nicht, dass unsere Karten nur für ein bestimmtes Areal gelten. Wir dachten, wer als erster kommt, bekommt auch die besten Plätze“, erzählt der Kalifornier Patrick Beel. Außerdem hätten sie mit einem viel größeren Besucheransturm gerechnet, fügt Beel hinzu. Noch sind viele Holzbänke leer.
Beel war bereits auf dem Weltjugendtag in Köln 2005. Die Puerto-Ricanerin Maritza Alejandro ist dagegen zum ersten Mal auf einer solchen Veranstaltung. „Das wird für mich die größte Messe, die ich je besucht habe“, erzählt sie.
Pilger nehmen Kälte und lange Fußmärsche in Kauf
Im benachbarten Abschnitt hat es sich die 20-jährige Jennifer Ketteler aus der Nähe von Münster auf einer der feuchten Holzbänke so weit es möglich ist bequem gemacht. Sie hat einen Fußmarsch von etwa einer Stunde hinter sich. „Das nehme ich gerne in Kauf“, sagt sie gelassen. „Wann hat man schon mal wieder die Chance, den Heiligen Vater so nah zu sehen“, fügt sie hinzu.
Die junge Frau war bereits am Tag zuvor beim Jugendgottesdienst mit dem Papst auf dem Messegelände. Von der Eucharistiefeier am Sonntag erhofft sie sich vor allem eine Stärkung ihres Glaubens. „Heute ist es nicht mehr so einfach, als Jugendlicher zu seinem Glauben zu stehen. Man wird ja öfter schräg angeguckt“, sagt sie. Der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland habe ihr Mut gemacht. „Man merkt, man ist nicht allein“, erklärt sie.