Papst-Blog

Papst feiert mit 30.000 Jugendlichen Nachtgebet

| Lesedauer: 11 Minuten

Papst Benedikt XVI. hat die letzte Station seiner Deutschland-Reise - Freiburg - erreicht. Dort traf er mit Altkanzler Helmut Kohl zusammen und hielt am Abend mit Zehntausenden Jugendlichen das Abendgebet.

+++ Was am letzten Besuchstag in Deutschland ansteht +++

Papst Benedikt XVI. beendet am Sonntag seinen viertägigen Deutschlandbesuch. Zunächst feiert er mit 90.000 Gläubigen eine Heilige Messe auf dem Freiburger Flugplatz. Dort wurde hinter der Rollbahn eine Altarbühne aufgebaut, für die Besucher stehen Bänke bereit. Nach der Messe steht ein Mittagessen mit den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz auf dem Programm. Am Nachmittag trifft Benedikt Bundesverfassungsrichter im Freiburger Priesterseminar und engagierte Katholiken im Konzerthaus, wo er eine Rede hält. Am Abend reist der Papst, der zuvor Berlin und Thüringen besucht hatte, zurück nach Rom.

+++ Papst feiert mit 30.000 Jugendlichen stimmungsvolle Vigil +++

Mit einem stimmungsvollen Nachtgebet mit rund 30.000 Jugendlichen hat Papst Benedikt XVI. in Freiburg den vorletzten Tag seines Deutschlandsbesuchs beschlossen. Bei der Vigil auf dem Messegelände rief der Papst die Jugendlichen zur Entschlossenheit im Glauben auf. „Der Schaden der Kirche kommt nicht von ihren Gegnern, sondern von den lauen Christen“, sagte er. Zugleich ermutigte er sie: „Christus achtet nicht so sehr darauf, wie oft wir im Leben straucheln, sondern wie oft wir wieder aufstehn.“ Die Jugendlichen begrüßten den Papst mit großem Jubel und Beifall. Am Ende schwenkten sie singend Zigtausende Kerzen in der nächtlichen Dunkelheit.

+++ Benedikt XVI. trifft katholische Laien und orthodoxe Christen +++

Bei der vorangegangenen Begegnung mit der Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) rief der Papst dazu auf, neue Wege der Evangelisierung zu suchen. Viele Menschen fänden keinen Kontakt zu den etablierten Kirchen. Die eigentliche Krise der Kirche in der westlichen Welt sei eine Glaubenskrise. Mit Blick auf die Situation der katholischen Kirche in Deutschland sagte das Kirchenoberhaupt: „Ehrlicherweise müssen wir doch sagen, dass es bei uns einen Überhang an Strukturen gegenüber dem Geist gibt.“

Erneut beklagte der Papst einen weit verbreiteten Relativismus. Dieser durchdringe alle Lebensbereiche und übe immer mehr Einfluss aus auf menschliche Beziehungen und die Gesellschaft. Selbstloses Engagement für das Gemeinwohl, im sozialen und kulturellen Bereich oder für Bedürftige nehme ab.

ZdK-Präsident Alois Glück unterstrich bei der Begegnung die Notwendigkeit des Dialogs innerhalb der Kirche und die Mitverantwortung der Laien. Ihnen gehe es in ihrem Engagement „nicht um eine vordergründige Modernisierung oder Anpassung“ der Kirche, sondern um die Frage, wie die christliche Botschaft Menschen von heute vermittelt werde könne, sagte Glück. Er wies den Papst auf den Priestermangel in Deutschland hin. Eine „Aufgabenverteilung zwischen Priestern und Laien“ sei besonders wichtig, betonte er. Zudem sprach er sich für eine barmherzige Zuwendung zu Menschen in Krisen aus.

Im Gespräch mit den Orthodoxen verwies der Papst vor allem auf die besondere Nähe der beiden Kirchen zueinander. „Unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften steht uns die Orthodoxie am nächsten“, sagte der Papst. Er äußerte die Hoffnung, „dass der Tag nicht ferne ist, an dem wir gemeinsam Eucharistie feiern können“. Demgegenüber hatte der Papst am Vortag Erwartungen der Protestanten auf eine ökumenische Annäherung gedämpft. Bei der Begegnung im Erfurter Augustinerkloster hatte er zwar den Reformator Martin Luther (1484-1546) gewürdigt, zugleich jedoch in der Ökumene strittige Themen wie ein gemeinsames Abendmahl ausgespart.

+++ Papst würdigt Kohl als Kanzler der Einheit +++

Päpstliche Privataudienz für den Altkanzler: Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) ist am Samstag in Freiburg von Papst Benedikt XVI. empfangen worden. Benedikt (84) und der 81 Jahre alte Kohl kamen im Priesterseminar der Erzdiözese Freiburg zu einem 25 Minuten dauernden Gespräch zusammen. Begleitet wurde der im Rollstuhl sitzende Kohl von seiner zweiten Ehefrau Maike Kohl-Richter. Das Gespräch fand hinter verschlossenen Türen statt.

Die Begegnung kam auf Einladung des Papstes zustande, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, am Samstag. „Es war der Wunsch des Heiligen Vaters, dem Kanzler der Einheit zu begegnen.“ Der Papst habe schon früh bei den Planungen seiner Deutschlandreise diesen Wunsch geltend gemacht. Mit dem Treffen würdige der Papst die Leistung des Altkanzlers für die Deutsche Einheit und für Europa.

Kohl wollte sich nicht äußern. Der Altkanzler verstehe das Treffen mit dem Papst als Privatangelegenheit, teilte sein Büro auf Anfrage mit.

Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, sagte am Samstag: „Der Papst hat ganz am Anfang der Reiseplanung einige Ideen geäußert. Und er hat den Wunsch geäußert, eine Person auf jeden Fall treffen zu können: Das war Altkanzler Kohl.“ Kohl hat das sehr gerne angenommen.

„Helmut Kohl ist der Mann, der sich in die deutsche Geschichte eingegraben hat, der gleichauf mit Johannes Paul II., dem polnischen Papst, an der Überwindung der Teilung Europas politisch gearbeitet hat“, sagte Langendörfer. „Bei dieser Reise spielt die Freiheit eine große Rolle. Was liegt da näher, als diesen Mann hier in Deutschland zu treffen.“

Da Kohl gesundheitlich angeschlagen ist, wurde das Treffen in Freiburg organisiert und nicht in Berlin. Freiburg ist mit dem Auto vom Wohnsitz des Altkanzlers, Ludwigshafen-Oggersheim, am einfachsten zu erreichen.

+++ Freiburg schenkt Papst Silberschale mit Solarzelle +++

Die Stadt Freiburg hat Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch am Wochenende eine Silberschale geschenkt. Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) überreichte dem Kirchenoberhaupt am Samstag auf dem Münsterplatz das eigens angefertigte Schmuckstück aus massivem Silber mit mehreren Freiburger Motiven. In das 1500 Euro teure Stück Handarbeit mit 18 Zentimeter Durchmesser ist eine kreisrunde Solarzelle und ein winziger Antrieb eingelassen, mit denen eine kleine Skulptur in der Mitte bewegt wird.

„Wir wünschen uns, dass Papst Benedikt damit immer an seinen Besuch in Freiburg als eine Stadt erinnert wird, die sich mit einer nachhaltigen Politik und der Nutzung natürlicher Energien auch der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet fühlt,“ erklärte Oberbürgermeister Salomon.

+++ Papst fühlt sich trotz anstrengender Reise fit +++

Große Gottesdienste, viele Gespräche, wenig Schlaf: Papst Benedikt XVI. fühlt sich trotz aller Anstrengungen am dritten Tag seiner Deutschlandreise nach wie vor fit. „Es geht ihm wirklich gut, und auch besser als ich erwartet habe“, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Samstag in Freiburg. „Es ist wunderbar, wie er alle Momente dieser Reise wirklich intensiv erlebt.“ Der 84 Jahre alte Papst absolviert im Moment ein Marathon-Programm. An diesem Wochenende will er zum Abschluss seiner Reise Gottesdienste mit insgesamt mehr als 100.000 Gläubigen feiern.

+++ Zollitsch fährt im Papamobil durch seine Stadt +++

Freiburgs Erzischof Robert Zollitsch fuhr am Samstag zum erstan Mal im Papamobil durch seine Stadt. „Ein völlig neues Fahrgefühl“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der mit Benedikt XVI. und dessen Privatsekretär Georg Gänswein bei der Tour durch Freiburgs Zentrum im Auto saß. Im Alltag verzichtet der Erzbischof bei Terminen in der Stadt generell auf einen mobilen Untersatz. In Freiburg ist Zollitsch stets zu Fuß unterwegs.

+++ Grün-Rot in der ersten Reihe +++

Ist der Papst in Freiburg, stehen die Grünen in der ersten Reihe: Benedikt XVI. wurde am Samstag bei seinem Auftritt auf dem Münsterplatz publikumswirksam begleitet von Winfried Kretschmann, einziger grüner Ministerpräsident in Deutschland, und von Dieter Salomon, einziger grüner Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt. Schwarz hatte dagegen schlechte Karten: Altgediente Minister der im März abgewählten CDU-geführten Landesregierung sowie Baden-Württembergs neuer CDU-Chef Thomas Strobl mussten sich mit Plätzen in den hinteren Reihen begnügen.

+++ Mineralwasser statt Regencape +++

Petrus hat es gut gemeint mit dem Heligen Vater: Die mehr 100.000 Regencapes, die die Kirche für die Gläubigen am Papst-Wochenende in Freiburg bereit gelegt hat, bleiben im Karton. Stattdessen herrscht Mangel an Mineralwasser. Freiwillige Helfer verteilten am Samstag in der Innenstadt kühlendes Wasser an die Schaulustigen, die unter strahlender Sonne und bei Temperaturen von mehr als 20 Grad auf den Papst warteten. Für die Besucher der Heiligen Messe am Sonntag stehen kostenlos mehr als 200.000 Mineralwasserflaschen bereit.

+++ Benedikt XVI. bittet Gläubige um Fürbitte +++

Papst Benedikt XVI. hat in Freiburg rund 3000 ausgewählte Gläubige begrüßt. „Ich bin glücklich, dass ich nach den schönen Begegnungen in Berlin und Erfurt nun bei euch in Freiburg sein darf“, sagte er am Samstag auf dem Münsterplatz. Es sei ihm ein Anliegen, gemeinsam mit den Menschen zu beten, Gottes Wort zu verkünden und die Eucharistie zu feiern. „Ich bitte euch um euer Gebet, dass diese Tage fruchtbar werden.“ Zuvor hatte sich der Papst mit rund 600 Gläubigen zu einem kurzen Gebet im Münster, dem Freiburger Wahrzeichen, zurückgezogen.

+++ Papst reist nach Freiburg weiter +++

Nach seinem 25-stündigen Aufenthalt in Thüringen flog der Papst am Saonnabendmittag weiter nach Freiburg. Am nahegelegenen Flughafen Lahr wurde er von Ministerpräsident Winfried Kretschmann begrüßt. In dem zehnminütigen Gespräch mit ihm habe sich Benedikt auch nach dem umstrittenen Bahnprojekt „Stuttgart 21“ erkundigt, berichtete der Grünen-Politiker in der ARD.

Bei strahlendem Sonnenschein wurde der Papst dann in der Freiburger Innenstadt von fast 24.000 Menschen empfangen, die ihm begeistert zujubelten und „Benedetto“-Rufe skandierten. Am Münster bedankte sich Benedikt für den „herzlichen Empfang“. Er sei glücklich, nach den schönen Begegnungen in Berlin und Erfurt nun auch in Freiburg sein zu dürfen, „von der Sonne beleuchtet und der Wärme“.

Für den Nachmittag waren im Freiburger Priesterseminar Treffen mit Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, Vertretern der orthodoxen Kirchen und dem Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken geplant. Zum Abendgebet mit dem Papst wurden etwa 27.000 Jugendliche erwartet.

( dpa/dapd/sei )