Gegen Vincent (13) haben selbst Erwachsene kaum eine Chance. Er besiegt sie fast immer

    Mit fünf Jahren fragte Vincent Keymer seine Mutter, wie man Schach spielt. Nach ein paar Monaten war er in dem Brettspiel besser als seine Eltern. Heute ist er 13 und besiegt Profis aus der ganzen Welt. Uns hat er erzählt, wie er so gut geworden ist.

    Kinderpost: Was fasziniert dich am Schach?

    Vincent: Es ist sehr kompliziert. Man hat viele Möglichkeiten und bekommt immer was Neues auf dem Brett zu sehen. Beim Schach muss man immer improvisieren, je nachdem, ob der Gegner vorbereitet ist oder nicht. Oder man trickst selber. Das ist jedes Mal anders.

    Du bist meist viel jünger als die anderen Spieler. Wie reagieren die?

    Beim ersten richtig guten Turnier hatte ich noch den Bonus des Kleinen. Aber danach nicht mehr. Ich merke: Manche spielen gegen mich mit voller Energie, gewinnen vielleicht gerade so und sind dann so müde, dass sie den Rest der Spiele verlieren.

    Wie lange dauert ein Spiel?

    Mein Rekord liegt bei sechs Stunden und 45 Minuten. Ab fünf Stunden beginnt bei mir die kritische Grenze, ab dann ist Beißen angesagt. Man wird müder und anfälliger für Fehler.

    Wie trainiert man, sich so lange zu konzentrieren?

    Man braucht Fitness für die Turniere, weil die sehr anstrengend sind. Wenn man zwei Spiele am Tag hat und die können beide bis zu fünf Stunden dauern, muss man viel Kraft mitbringen. Dafür fahre ich vor allem viel Fahrrad. Früher habe ich Fußball gespielt, aber ich konnte fast nie die Spiele mitspielen, weil am Wochenende auch die Schach-Turniere sind.

    Wie viel Schach trainierst du?

    Drei Stunden an normalen Tagen. Manchmal kommt ein Trainer vorbei, dann mache ich mit ihm sieben oder acht Stunden an einem Tag. Manchmal gibt es in einer Woche vier Arbeiten in der Schule, dann kann ich gar nicht trainieren.

    Möchtest du eines Tages vom Schach leben?

    Irgendwann wäre es schon schön. Im Moment ist es aber ganz schwer zu sagen, ob das realistisch ist. Viele Großmeister sagen, so richtig wichtig wird es im Alter von 18 bis 20.
    Interview: Christian Schultz