Wow! Kunstwerke aus Klebeband! Eine Künstlergruppe aus Berlin malt ihre Bilder nicht, sondern klebt sie. Tape Art heißt das. Ein Gespräch mit den Künstlern

Kunstwerke hängen nur im Museum? Pustekuchen! Die Künstlergruppe „Klebebande“ erschafft Kunstwerke überall dort, wo es ihr gefällt. Einzige Bedingung: Ihr Material, das Klebeband, muss haften bleiben. Wir haben die drei Künstler der Gruppe gefragt, wie sie aus Klebeband Kunst machen. Sie heißen Kolja, Bruno und Bodo.

Kinderpost: Die Kunstrichtung, die ihr verfolgt, heißt Tape Art, also Klebeband-Kunst. Was kann man sich darunter vorstellen?

Kolja: Ein Motto, das unsere Arbeit ganz gut zusammenfasst ist: Klebeband ist die neue Farbe! Das bedeutet, wir versuchen all das, was man mit Farbe machen kann, mit Klebeband umzusetzen.
Bruno: Genau, im Prinzip geht es bei uns um das Erstellen von Bildern und Räumen mit der Hilfe von Klebeband. Wir nutzen Klebebänder und ihre verschiedenen Farben und Linienstärken, um zum Beispiel Hauswände, Innenräume, Fußböden oder Messestände zu gestalten.

Was kann man noch machen?

Klebeband haftet auch toll auf anderen Untergründen, zum Beispiel im Gesicht, auf Möbeln oder auf einer Tablet-Hülle. Im Prinzip ist der Gestaltung mit Klebeband also keine Grenze gesetzt. Es gibt sogar Künstler, die Skulpturen aus Klebeband herstellen oder Boote bauen. Auch das ist Tape Art.

Wie entsteht ein Tape-Art-Kunstwerk?

Bodo: Größere Projekte wie die Gestaltung einer Hauswand planen wir vorher oft am Computer. Die Übertragung an die Wand funktioniert über ein Gitternetz, wie in einem Matheheft. Das Bild im Computer wird in Kästchen eingeteilt. Den jeweiligen Bildausschnitt bauen wir dann in einem größeren Kästchen an der Wand nach. Andere Projekte entstehen frei oder anhand von Zeichnungen. Dann geht es auch schon los.

Wie genau?

Bodo: Eigentlich brauchen wir nur das Klebeband und einen Cutter (gesprochen: Katter), mit dem wir das Band an den richtigen Stellen abschneiden oder in Form schneiden können. Der Rest ist unserer Kreativität überlassen.

Was fasziniert euch an Tape Art?

Kolja: Ich finde toll, dass Klebeband von Natur aus gerade Linien erzeugt. Ganz anders also als ein Stift oder ein Pinsel, mit dem es fast unmöglich ist, eine perfekt gerade Line zu zeichnen. Außerdem ist es bei Tape Art sehr leicht, große Flächen auszufüllen.

Was muss man können, um Tape-Art-Künstler zu werden?

Bruno: Da Tape Art nur aus geraden Linien besteht, muss man die Bilder verfremden können. Das geht aber im Prinzip ganz einfach. Wenn man zum Beispiel ein Bild von einem Elefanten gemalt hat, kann man es in eine Tape-Art-Form bringen, in dem man alle Linien mit einem Lineal nachzeichnet. Kurven werden dann zu ganz vielen kleinen, aber geraden Strichen. In der Fachsprache heißt so ein Bild dann Vektorgrafik.

Interview: Lilith Schardt