So eine Einladung erhält man nicht alle Tage: 50 Kindern und Jugendlichen aus ganz Deutschland flatterte ein hochoffizielles Schreiben ins Haus, das sie bittet, am 20. November, also am kommenden Mittwoch, in den Amtssitz des ersten Mannes im Staat zu kommen. Also ins Schloss Bellevue zu Bundespräsident Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt, die Unicef-Schirmherrin ist. Anlass und Thema sind die Kinderrechte, die an eben diesem Tag ihren 25. Geburtstag feiern werden.
Eine der 50 Glücklichen, die so eine besondere Einladung bekommen haben, ist Lara aus Berlin-Schöneberg. Lara ist 17 Jahre alt und seit Jahren schon politisch engagiert. Seit vier Jahren ist sie im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes. „Davor war ich schon acht Jahre im Vorstand des Kinder- und Jugendparlaments von Tempelhof-Schöneberg“, sagt die Schülerin.
Damals schrieb sie zum Beispiel Anträge, was für die Kinder und Jugendlichen im Bezirk verbessert werden könnte. „Ich setze mich einfach gern für Kinder und Jugendliche ein.“ Sie sieht sich als Sprachrohr für die anderen. Schließlich mag ja nicht jeder gern vor anderen sprechen oder ist zu schüchtern, um seine Ideen und Interessen vorzutragen oder zu vertreten. Lara macht das gern, sagt aber auch: „Politikerin will ich später aber trotzdem nicht unbedingt werden.“
Bei dem Treffen mit Joachim Gauck und Daniela Schadt, können die Jugendlichen „Botschafter“ von ihren Aktionen und Projekten für die Kinderrechte berichten und anschließend mit den beiden darüber diskutieren. „Es ist wichtig, darüber zu reden, wie Kinderrechte in Deutschland behandelt werden und wo es noch nicht so gut läuft“, sagt Lara.
Im Mittelpunkt der Gespräche im Schloss Bellevue wird deshalb auch stehen, was jeder Einzelne für die Verwirklichung der Kinderrechte tun kann. „Mir liegen die Kinderrechte sehr am Herzen – aber es gibt leider auch viele, die davon gar nichts wissen“, sagt Lara.
Kennst du deine Rechte als Kind und Jugendlicher?
Kennst du denn deine Rechte? Das ist ein großes Thema, aber zusammengefasst, könnte man es so sagen: Alle Menschen auf dieser Welt haben Rechte. Diese Menschenrechte, die für alle von uns auf der Welt gelten, wurden von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) am 10. Dezember 1948 diskutiert und angenommen.
Dann aber stellte man fest, dass Kinder besonderen Schutz und deshalb auch besondere Rechte brauchen. So kam es 1959 zu einer „Erklärung der Rechte des Kindes“. Das Problem dabei: Eine Erklärung ist nichts, an das sich Länder halten müssen. 1979 wurde angeregt, aus der Erklärung eine Konvention zu machen. Denn: Unterschreibt ein Land eine Konvention, muss es sich daran halten.
Doch welche Rechte sind für Kinder wirklich wichtig? Und vor allem: Für alle Kinder auf der Welt gleichermaßen? Darüber wurde lange nachgedacht. Am 20. November 1989 dann war sie fertig: Die „UN-Kinderrechtskonvention“. Die Länder, die mit den aufgeschriebenen Rechten für die Kinder einverstanden sind, haben die Konvention unterschrieben und verpflichten sich, alles zu tun, um den Vertrag einzuhalten.
Drei Staaten haben die Konvention nicht unterschrieben
Die Konvention gilt für alle Kinder und Jugendlichen auf der ganzen Welt bis zum Alter von 18 Jahren. Sie hat 54 Artikel und enthält alle Rechte, die Kinder haben. Inzwischen haben alle Staaten der Welt – bis auf Somalia, Südsudan und die USA – diesen Vertrag unterschrieben.
Deutschland also auch. Aber für Lara muss noch etwas ganz Wichtiges passieren: „Deutschland muss die Kinderrechte im Grundgesetz haben!“ Sie wünscht sich, dass das Treffen mit dem Bundespräsidenten etwas bewegt. „Ich weiß, dass er das nicht ändern kann“, sagt Lara.
„Aber ich wünsche mir, dass er alle unsere Anliegen weitergibt an die Politiker und dass er in seinen Ansprachen, zum Beispiel an Weihnachten, an die Kinderrechte erinnert und sie so an die Bevölkerung weitergibt.“