Berliner Perlen

D.O.D.O. – Ein kleiner Laden voller Kostbarkeiten

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Britta Klar

Foto: Marion / Marion Hunger

Studieren, Instrumente verkaufen und neue Berufe testen: Irgendwann fasste sich Doris Franze ein Herz und eröffnete ihr eigenes Geschäft für selbst geschneiderte Taschen und Accessoires.

Die am häufigsten gestellten Fragen bei Doris Franze an der Pestalozzistraße in Berlin-Charlottenburg sind: Ist das eine Singer-Nähmaschine? Kann man bei Ihnen mit Karte zahlen? Und: Haben Sie überhaupt eine Heizung?

Doris Franze lacht. Bei D.O.D.O. gibt es genau 11,7 Quadratmeter Platz für die vielen feinen Handtaschen und Accessoires, die Doris Franze selbst näht. An einer Nähmaschine aus Familienbesitz. „Die ist wohl aus den 20er-Jahren“, vermutet die Frau mit den Löckchen. „Was ich hier mache, ist Live-Nähen. Dadurch ist das, was ich anbiete, total authentisch.“

An dieser altmodischen Maschine sitzt sie und erzählt von ihrem Charlottenburger Laden. Wie ein Schmuckkästchen ist das Geschäft: klein und voller Kostbarkeiten. „Dodo war mein Kinderspitzname“, sagt die 44-Jährige. Bei der Namensfindung gab es also gar keine Überlegungen. Der Name war seit Kindertagen klar. Und der Wunsch nach einem eigenen Geschäft auch. „Einen Laden fand ich schon immer toll“, sagt die gebürtige Oberfränkin. „Das ist so wunderbar altmodisch: Man verkauft etwas, bekommt Geld dafür, jemand kauft was und trägt es anschließend aus dem Laden heraus.“

Es begann mit Musik

Seit 2003 tragen die Kunden bei ihr „etwas aus dem Laden heraus“. Doch obwohl der Wunsch nach dem Laden schon lange bestand, war der Weg davor erst ein anderer. „Ich habe eine Musikalienhändler-Ausbildung gemacht“, sagt Doris Franze. Dann kam ein Studium dazu: Musikwissenschaften, Russisch, Polnisch, Germanistik. „Sprache und Musik waren immer irgendwie dabei. Und Mode: Kreativ zu sein gehörte dazu“, sagt sie. „Ich wollte eigentlich immer in das Lektorat eines Musikverlags. Dann habe ich aber ein PR-Volontariat an das Studium angeschlossen.“

Verschiedene Stationen folgten, darunter bei Modedesignerin Jil Sander in Hamburg und beim Trendbüro von Peter Wippermann, ebenfalls in der Hansestadt. „Im Dezember 2000 wollte ich dann einfach nach Berlin ziehen“, sagt die Designerin.

In der Hauptstadt angekommen, textete Doris Franze freiberuflich. Damals grübelte sie schon: Irgendwas müsste man machen. Und da sie schon immer „genäht, gewerkelt und gemacht“ habe und ihre Großmutter früher einen Hutladen hatte, schloss sich in Berlin 2003 mit D.O.D.O. der Kreis.

„Damals in meiner Heimat Forchheim hat mich als Kind der Mikrokosmos Hutladen meiner Großmutter immer total beglückt.“ Dort hat sie mitgemacht, erstes Taschengeld verdient, viel von ihrer Oma gelernt. Und auch von ihrer Mutter: „Bei uns in der Familie waren die Frauen irgendwie alle Modistinnen. Meine Mutter hat sich früher alle Kleider selbst genäht. Und die sahen toll aus“, schwärmt Doris Franze. Ihre Oma hat ihr Stoffe gezeigt, die verschiedenen Möglichkeiten, das Vorgehen. „Sie hat immer gesagt: Man probiert, dann schaut man mal und dann geht das.“

Und es ging. „Begonnen habe ich als Ich-AG, das war für mich genau der perfekte Start“, sagt Doris Franze, die in den vergangenen sechs Jahren zusätzlich wieder als Musikalienhändlerin gearbeitet hatte und nun seit Kurzem bei den Musikrechte-Verwaltern der Gema ist.

„Für den Anfang mit D.O.D.O. brauchte ich ja nicht viel. Ich habe erst einmal zu Hause genäht und die Waren in Boutiquen und auf Flohmärkten verkauft.“ Angefangen hat alles mit der „klassischen D.O.D.O.-Handtasche“. Die ist eine Handtasche im wahren Wortsinn: an der Hand zu tragen. Klein, fein und stets ein Unikat. 55 oder 59 Euro kosten sie.

Die Kosmetiktäschchen, die sie auch herstellt, sind oft mit einem „Souvenirtuch“ versehen. Also mit alten, gezeichneten Stadt-Ansichten. „Da besitze ich wahrscheinlich die größte Sammlung in der ganzen Stadt“, sagt Doris Franze. Genau wie im Fall der Tücher sucht und findet sie ihre Stoffe überall.

Trends von William und Kate

Zauberhafte Ansteckblumen stellt sie ebenfalls daraus her. Die Preise liegen bei etwa 24 Euro. Gefragt sind auch die sogenannten Fascinators. „Sie sind ein großes Thema seit der Hochzeit von William und Kate.“ Die kleinen „Ansteckhütchen“ sind wie der ganze Laden nostalgisch und modern zugleich. „Dieser Kopfschmuck steht wirklich jedem“, sagt Doris Franze. „Dafür braucht man wirklich kein Hutgesicht.“

Skeptische Blicke der Kunden werden mit einem charmanten „Probieren Sie es doch einfach mal aus“ sofort unterbunden. Der skeptische Blick verwandelt sich angesichts des eigenen Spiegelbildes dann oft in ein Lächeln. Doris Franze These: „Genau das ist es, was ich immer sage: Mit einem Lächeln steht einem alles von mir.“ Und um noch die Fragen des Anfangs zu klären, die Antworten lauten: Nein. Ja. Und: Ja, natürlich!

D.O.D.O. – Feine Handtaschen und Accessoires, Pestalozzistraße 88b, Charlottenburg, Tel. 31 80 53 04, Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 12 bis 19 Uhr, Sonnabend 11 bis 15 Uhr, www.d-o-d-o.de