Zum Auftakt der Berlin Web Week finden die Videodays erstmals auch in Berlin statt. Das Treffen von YouTube-Stars und ihren Fans gab es bisher nur in Köln. 2010 trafen sich gerade mal 400 Fans, damals noch auf der Videospiel-Messe „Gamescom“ als Nebenschauplatz.
Von Jahr zu Jahr ist die Veranstaltung seitdem gewachsen: „2013 kamen schon 10.000 Fans in die Köln-Arena und im vergangenen Jahr dann 15.000“, sagt Videoday-Chef Christoph Krachten im Gespräch mit der Berliner Morgenpost. Um weiter zu wachsen sei klar gewesen, dass man die Veranstaltung auch zu Fans in andere Städten bringen wolle. „Und Berlin lag da als nächste Station nah“, so Krachten.
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Kayef, Dat Adam, Die Lochis
Wer sich die Plakate für die Veranstaltung am 1. und 2. Mai in der Arena Berlin anschaut, wird erst mal ahnungslos sein angesichts der Namen, die dort angepriesen werden. „Kayef“, „Dat Adam“ oder „Die Lochis“ steht in großen Lettern dort. Doch die genannten YouTuber sind Stars, haben Tausende Fans, geben Konzerte, haben eigene Onlineshops für T-Shirts, Basecaps und Kram, den sonst früher TakeThat und Co. verkauft haben.
Die Videodays sind für viele Fans eine Möglichkeit, ihren Stars näher zu kommen. Der erste Tag der Veranstaltung - der Community Day - ist einzig allein für das Treffen von Fans uns YouTubern gedacht. In Zelten werden die YouTuber nebeneinander sitzen und stundenlang Autogramme schreiben, gemeinsame Fotos machen und sich mit ihren Fans unterhalten.
Kritik am Sicherheitskonzept
Nach dem vergangenen Videoday gab es allerdings Kritik an diesem Prozedere, da beim Ergattern besonders wichtiger Autogramme geschubst und gerangelt wurde. „Ich gehe erst wieder auf große Community-Treffen, wenn die Verantwortlichen ein überzeugendes Sicherheitskonzept für die Community vorlegen“, twitterte YouTuberin Marie Meimberg Anfang des Jahres.
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Krachten hält dagegen: „Die Videodays sind von Jahr zu Jahr sicherer geworden. Es gab nie eine Gefahrensituation“. Und um die Fan-Menge weiter zu entzerren werde man in diesem Jahr zwei Autogramm-Blöcke zu verschiedenen Zeiten einführen. Am zweiten Tag ist dann eine große Show mit Auftritten geplant.
Platz 1 der iTunes-Charts
„Das ist eine Show von internationalem Format“, erzählt Krachten. Und er wird wohl Recht behalten, denn insbesondere die bekannten YouTuber wie Y-Titty oder die 15-jährigen Brüder „Die Lochis“ stammen zwar selbst aus der YouTube-Community, haben sich aber über die Jahre enorm professionalisiert.
Das YouTube-Trio „Dat Adam“ beispielsweise ist mit ihrem neuen Album in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktuell auf Platz eins der iTunes-Charts. Und erst Mitte April ist YouTuber „Liont“ mit seinem Album auf Platz zwei der deutschen Album-Charts gelandet – zwar mit unterirdischen Kritiken aber letztlich in der Platzierung vor Mark Knopfler und Udo Jürgens. Ein Grund für die Professionalisierung ist die Zusammenarbeit von YouTubern und sogenannten Multi-Channel-Netzwerken – Agenturen, die im Hintergrund agieren und YouTuber unterstützen und aufbauen.
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Liont, DagiBee & Co. kommen nicht
Oder, wie im Fall von Video-Star Simon Unge, in Ungnade fallen, weil die Unterstützten sich missverstanden oder schlecht beraten fühlen. Unge, der bis zum Ende vergangenen Jahres bei dem Netzwerk „Mediakraft“ unter Vertrag war, kündigte die Zusammenarbeit öffentlichkeitswirksam auf, gab auf einen Schlag zwei Kanäle mit mehr als zwei Millionen Abonnenten auf. Seitdem ist das Stichwort „Netzwerk“ aus aktuellen Diskussionen über YouTube nicht mehr wegzudenken. Auch die Videodays sind betroffen – große Stars wie Liont, Dagi Bee, LifewithMelina oder Simon Desue haben ihre Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt.
Die genannten sind allesamt bei Mediakraft-Konkurrent „TubeOne“ unter Vertrag. Dieser hat entschieden, die Schützlinge auf eine eigene Autogramm- und Showtour zu schicken. Christoph Krachten, bis vor wenigen Monaten noch Geschäftsführer von Mediakraft, wiegelt ab: „Es ist doch gut, dass so viel parallel stattfindet. Solche Veranstaltungen werden in Zukunft noch viel größer. Und dass nie alle YouTube-Stars bei den Videodays sind, das gab es schon immer“.
„Natürlich ist das kommerziell“
Gleichzeitig macht Krachten kein Geheimnis daraus, dass mit dem Wandel von Couch- zur Bühnenkulisse auch Geld mittlerweile eine große Rolle spiele. „Natürlich ist so eine Veranstaltung kommerziell. Doch das muss sie auch sein, denn wenn keiner daran etwas verdienen würde, gäbe es die Videodays nicht“, so Krachten. Trotzdem ist sich der 51-Jährige, der selbst einen YouTube-Kanal mit Wissenschaftsvideos bespielt, bewusst, dass die Szene und ihre Stars echt und nahbar bleiben müssen.
Gewinn erhofft er sich von der Organisation der Videodays noch nicht. Eine Vision hingegen hatte Krachten schon vor ein paar Jahren formuliert: „Irgendwann werden die Videodays mal ‚The Dome‘ ablösen.“ Die Show wurde 2012 eingestellt. Vier mal im Jahr tourte die Musikveranstaltung durchs Land, bis sie zuletzt kaum einer mehr sehen wollte. „Von Mainstream sind wir noch weit entfernt“, sagt Krachten. Zum Glück.