Wer regelmäßig im Berliner Nachtleben unterwegs ist, hat ganz sicher schon einmal zu Chopstick & Johnjon getanzt. Tracks von Robyn, Booka Shade und Digitalism haben Chi-Thien Nguyen alias Chopstick und John Muder alias Johnjon schon mit ihren Remixen veredelt. Auf ihrem Label Suol erscheinen die Platten von Fritz Kalkbrenner und Till von Sein. Mit ihrem ersten eigenen Album „Twelve“, das in dieser Woche erschienen ist, haben sie sich trotzdem zwölf Jahre Zeit gelassen.
So lange ist es her, dass sich die beiden in Hamburg durch eine gemeinsame Freundin kennengelernt haben. „Ich habe damals Musik produziert, er hat aufgelegt und sie hat dann eins und eins zusammengezählt, weil sie dachte, wir wären ein gutes Team“, erinnert sich Thien. Die Freundin sollte Recht behalten. zwölf Jahre später sind Thien und John noch immer nicht nur Arbeitskollegen, sondern auch gute Freunde. Damit das so bleibt, bemühen sich die beiden, wenigstens einmal im Jahr mit einem Urlaub ihre „Broship“ zu zelebrieren und dabei den Plattenkoffer zu Hause zu lassen. „Irgendwann trifft man sich nur noch zum Arbeiten. Und wir haben zu viele Duos gesehen, die deshalb zerbrochen sind“, sagt John. „Thien hat mir zum Beispiel einen Angelschein geschenkt. Damit man einfach aus der Normalität mal rauskommt.“
Bei so viel Harmonie war es nur konsequent, dass Thien und John 2010 nicht nur die Gründung ihres Labels, sondern auch den Umzug von der Elbe an die Spree zusammen in Angriff nahmen. Anders als zu vermuten lockte nicht der Ruf Berlins als Hauptstadt des Techno, sondern die günstigen Mieten und Lebenshaltungskosten, die ein Leben als aufstrebender Bohemien erst annehmbar machen. „Als Künstler konnte man hier einfach besser leben. In Hamburg war es nur ganz schwer möglich, ohne ein festes Einkommen klarzukommen. Und hier ging das wunderbar“, sagt John. „Und man fällt auch nicht so unangenehm auf, wenn man um 16 Uhr im Café sitzt und nichts tut.“ Nicht zu vergessen, „die pure Schönheit der Stadt, gerade im Winter“. Da traf es sich gut, dass viele ihrer Kollegen schon hier waren. Allen voran Fritz Kalkbrenner, der erfolgreichste Künstler ihres Labels. Die Zusammenarbeit mit dem jüngeren Bruder von Paul Kalkbrenner sicherten sie sich schon vor dem „Berlin Calling“-Hype und bewiesen damit ein glückliches Händchen. „Wir haben daran geglaubt, dass er so groß werden könnte wie er heute ist“, sagt John. „Wir haben relativ schnell gesehen, dass Fritz einen eigenen Sound hat und super talentiert ist.“
Einer weiteren Zusammenarbeit steht also auch in den kommenden Jahren nichts im Wege. Schließlich verstehen Thien und John Suol nicht einfach nur als Geschäftsidee. „Die Grundidee des Labels ist es, einen gewissen familiären Zusammenhang zu haben“, sagt John. „Denn auch, wenn wir unseren Lebensunterhalt damit verdienen, ist es immer noch kein richtig hartes Money-Business. Es soll schon noch Spaß machen und man muss mit den Leuten klarkommen, mit denen man zusammenarbeitet.“