Jungfernheide

Leichenteile im Volkspark - Ermittler setzen auf DNA-Proben

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Michael Behrendt und Steffen Pletl

Foto: Paul Zinken / dpa

Nach Knochenfunden im Volkspark Jungfernheide haben Polizeieinheiten mit Spürhunden das Areal großräumig abgesucht. Die Identität des Opfers bleibt nach wie vor unklar. Die Polizei bittet um Mithilfe.

Nach den Knochenfunden im Charlottenburger Volkspark Jungfernheide haben am Mittwoch Polizeieinheiten mit fünf speziell ausgebildeten Spürhunden das Areal abgesucht. Die Aktion der etwa 20 Bereitschaftspolizisten hatte gegen 11.30 Uhr begonnen und wurde gegen 15 Uhr erfolglos abgebrochen, weitere Körperteile der bislang nicht identifizierten Leiche konnten nicht entdeckt werden. Wie berichtet, hatten Spaziergänger den skelettierten Körper am Montagabend entdeckt und die Polizei alarmiert.

Die Faktenlage ist für die Ermittler der 6. Mordkommission immer noch dünn. Fest steht bislang lediglich, dass es sich bei dem Opfer um einen Mann handelt, der nach ersten Erkenntnissen der Gerichtsmediziner durch massive Schläge gegen den Kopf gestorben war. Eine dazu passende Waffe wurde nach Informationen der Berliner Morgenpost nicht gefunden. Der oder die Täter hatten die Leiche dann in einem Waldstück unweit der Autobahntrasse vergraben, in dem auch Gartenabfälle und Gestrüpp abgelegt werden.

Der Tote hat laut Polizei nicht tief im Erdreich gelegen, sodass Wildtiere es leicht hatten, den Körper zu finden. So ist es zu erklären, dass die Füße der Leiche fehlen und auch am Mittwoch trotz intensiver Suche von knapp 20 Polizisten mit Holzstangen und Spürhunden nicht gefunden werden konnten. Weitere Suchaktionen sind in der Jungfernheide bislang nicht vorgesehen.

Mordkommission erbittet Hinweise unter 4664-911-666

Die Gerichtsmediziner kamen während der Obduktion zu dem Ergebnis, dass das männliche Opfer etwa 1,80 Meter groß gewesen sein muss. Vermutlich hat die Leiche seit mehreren Monaten in dem Volkspark gelegen, auch eine Zeitspanne von eineinhalb Jahren ist laut Polizeisprecher Stefan Redlich denkbar. „Der Körper ist zwar größtenteils skelettiert, es konnten aber dennoch Gewebeproben gesichert werden, die man nun auswertet“, sagte er.

In diesem Zusammenhang werden auch die in Berlin ungeklärten Vermisstenfälle geprüft, Vergleiche der DNA gehören dazu. In diesem Zusammenhang hat die Kriminalpolizei Fragen an die Bevölkerung: Wer hat in den vergangenen Wochen und Monaten etwas Verdächtiges in der Jungfernheide beobachtet? Dabei geht es im Besonderen um den Bereich zwischen Wasserturm und Kurt-Schumacher-Damm.

Wer hat Streitigkeiten bemerkt? Wem sind Personen bekannt, die vor Monaten verschwunden sind? Hinweise nimmt die 6. Mordkommission unter 4664-911-666 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen. Nach Angaben eines Ermittlers sind verschiedene Szenarien denkbar, das mache die Klärung des Falles so schwer.

„Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein nicht in Berlin gemeldeter Mann oder gar ein Ausländer Opfer dieses Verbrechens wurde. Damit würde jeder Ermittlungsansatz fehlen“, sagte der Polizeibeamte am Mittwoch. Ebenso könne es einen Streit im Obdachlosen-Milieu gegeben haben.

DNA-Probe: Abgleich mit Datenbanken

„Wir haben das Problem, dass wir uns nicht mit einem Foto des Toten an die Öffentlichkeit wenden können mit der Bitte um Identifizierung, weil dies wegen der starken Verwesung nicht möglich ist“, hieß es bei der Polizei. Deswegen setzen die Beamten auf die DNA-Datenbank. „Vielleicht haben wir Glück und kriegen einen Treffer.“

Ein solcher Abgleich könnte bis zum Wochenende gemacht sein. Auch die Datenbanken des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden werden für die Ermittlungen genutzt. Über eine DNA-Probe konnte so im Jahr 2006 die Identität einer im Monbijou-Park in Mitte gefundenen Frau geklärt werden. Auch sie war vergraben worden, die mumifizierte Leiche wurde schließlich als Kevser K. identifiziert. Allerdings sind die Umstände ihres Todes bis heute ungeklärt, ein Täter konnte bislang ebenfalls nicht ermittelt werden.

Polizei und Staatsanwaltschaft kamen nach dem Zusammentragen aller bisher vorhandenen Fakten zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Toten aus dem Volkspark Jungfernheide nicht um den seit 2005 vermissten Alexander Luchterhandt aus Lichtenberg handelt. Dieser war am 8. Mai auf mysteriöse Weise verschwunden, Blutspuren auf einem Sofa ließen den Schluss zu, dass er ermordet wurde. Die Größe des Skeletts würde eine Übereinstimmung nahelegen, Polizeisprecher Redlich sagte am Mittwoch allerdings, dass die jetzt gefundene Leiche nicht neun Jahre lang in dem Park gelegen habe.

Das Gerücht über das mögliche Auffinden des Mannes, der sein Geld mit dem Abhören des Polizeifunks und der Weitergabe der Informationen an die Medien verdiente, hatte schnell die Runde gemacht. Vor allem deshalb, weil ein Bekannter des Vermissten in der Nähe des Volksparks Jungfernheide gewohnt hat. Dieser Mann war damals ins Visier der Mordkommission geraten, Elitepolizisten des Spezialeinsatzkommandos hatten ihn festgenommen. Der Verdacht gegen den Mann konnte aber nicht erhärtet werden. Der Vermisste hatte auch Geschäftspartner in der Ukraine und in Russland. Der Fall Alexander Luchterhandt ist bis heute nicht aufgeklärt.