Die Zahl der Arbeitslosen in Berlin ist im Dezember wieder über die Marke von 200.000 gestiegen. 201.548Männer und Frauen waren erwerbslos gemeldet, 2555 mehr als im November, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Das ist dennoch die niedrigste Dezember-Arbeitslosenzahl seit 1993. Die Quote sank im Vergleich zum Dezember des Vorjahres um weitere 0,4 Prozentpunkte auf 11,2 Prozent.
„Nach wie vor ist die Berliner Wirtschaft gut gerüstet“, sagte Direktionschef Dieter Wagon. „Fast 30.000 Menschen mehr als vor einem Jahr befinden sich in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen.“ Die Jugendarbeitslosigkeit in der Hauptstadt geht unterdessen weiter zurück. Am Jahresende 2013 waren gut 17.000 Berliner im Alter von 15 bis 24 Jahren arbeitslos gemeldet. Die Quote sank innerhalb eines Jahres um einen Prozentpunkt auf 10,7 Prozent und damit unter die allgemeine Arbeitslosenrate.
Im Bundesvergleich bleibt Berlin aber in der Schlussgruppe. Spitzenreiter war Bayern mit 3,7 Prozent, Schlusslicht mit 11,9 Prozent Mecklenburg-Vorpommern. In dem Küstenland hängen viele Arbeitsplätze vom Sommertourismus ab. Berlin rangiert auf dem zweitschlechtesten Platz. Auch die Arbeitslosigkeit in Brandenburg ist im Dezember saisonbedingt gestiegen. 131.000 Männer und Frauen waren erwerbslos gemeldet, 4501 mehr als im November, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte.
Hauptgrund sei, dass Bau, Gartenbau und Landwirtschaft im Winter weniger Leute bräuchten. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 9,6 Prozent. Sie lag damit aber 0,3 Punkte niedriger als ein Jahr zuvor. Im Bundesvergleich rangiert Brandenburg im unteren Mittelfeld. Im Osten haben Thüringen und Sachsen gegenüber Brandenburg die Nase vorn.
414.000 offene Stellen
In Deutschland sind im Dezember 2013 etwas mehr Menschen arbeitslos gewesen als im Monat zuvor. „Ein Anstieg ist jahreszeitlich üblich“, erläuterte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, am Dienstag in Nürnberg. Mit einem Zuwachs um 67.000 auf 2,873Millionen sei das Plus aber schwächer ausgefallen als in den vorangegangenen Jahren.
Zudem sei die Erwerbslosigkeit saisonbereinigt – also ohne den üblichen Winteranstieg – gesunken. Im Dezember legte die Arbeitslosenquote im Vergleich zum November um 0,2 Punkte auf 6,7Prozent zu. Saisonbereinigt nahm die Arbeitslosenzahl jedoch um 15.000 auf 2,965 Millionen ab, die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Kennzahl ging im Westen um 5000 und im Osten um 10.000 zurück.
Im Vergleich zum Vorjahr waren im Dezember 33.000 Menschen mehr auf Jobsuche. Damit waren im Gesamtjahr 2013 im Schnitt 2,95 Millionen Männer und Frauen in Deutschland arbeitslos. Das sind 53.000 mehr als 2012. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 6,9 Prozent.
Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahmen zuletzt weiter zu. Die Zahl der Erwerbstätigen wuchs nach den jüngsten Daten vom November binnen Jahresfrist um 242.000 auf 42,28 Millionen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte nach Zahlen vom Oktober um 359.000 auf 29,83 Millionen zu. Dabei entstanden mehr Teilzeit- als Vollzeitjobs. Fast alle Bundesländer verzeichneten binnen Jahresfrist einen Beschäftigungsanstieg. Lediglich im Saarland gab es einen leichten Rückgang.
Größtes Plus gab es bei wirtschaftlichen Dienstleistungen
Auch bei den meisten Branchen gab es einen Zuwachs. Das größte Plus gab es bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen – dazu zählen etwa Rechtsanwälte und Unternehmensberater. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen wurde Personal aufgebaut. Zuletzt hatten die Betriebe den Arbeitsagenturen 414.000 offene Stellen gemeldet, nur 6000 weniger als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind derzeit Fachleute in den Bereichen Mechatronik, Energie und Elektro, Metall-, Maschinen- und Fahrzeugbau sowie im Verkauf, Verkehr und in der Logistik. Auch in den Gesundheitsberufen sind viele Stellen offen.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) wertete die Zahlen bei ihrem ersten Presseauftritt im Amt positiv: „Sie zeigen, dass die Beschäftigungssituation in Deutschland wetterfest ist.“ Sie seien „ein guter Start und eine gute Perspektive für das Jahr 2014“. Sie wolle ihr besonderes Augenmerk darauf richten, dass auch arbeitslose Menschen von dem Zuwachs an Arbeitsplätzen profitierten. Mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) solle daher ein Programm für Langzeitarbeitslose aufgelegt werden. Die Jobcenter in der Grundsicherung für Arbeitslose sollten sich zudem verstärkt darauf ausrichten, den Langzeitbezug von staatlichen Hilfen zu vermeiden.
Einen Tag vor den Kabinettsberatungen zur Armutszuwanderung aus Rumänien oder Bulgarien verwies Nahles auf die bestehenden Regeln gegen Sozialmissbrauch. Für den Bezug von Leistungen gebe es klare Regeln, die schon „sehr restriktiv“ seien, sagte Nahles. „Aber es gibt vielleicht andere Dinge, die man prüfen muss. Das werden wir abwarten.“
Sie sei „gespannt, wo es überhaupt Gesetzeslücken oder gesetzliche Klarstellungsbedarfe gibt“. Nahles nahm damit Bezug auf das Vorhaben der Bundesregierung, auf ihrer Sitzung am Mittwoch eine Staatssekretärs-Runde einzusetzen. Diese soll prüfen, ob die Regeln für die Inanspruchnahme deutscher Sozialleistungen durch Bürger aus anderen EU-Staaten geändert werden müssen.