Charité

Vierlingsgeburt bringt Berliner Familie den ersehnten Sohn

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Regina Köhler

Foto: Reto Klar

So etwas gibt es selbst in Berlin nicht alle Tage: Emine Şahin aus Neukölln hat in der Charité gleich vier Babys geboren – drei Mädchen und einen Jungen. Insgesamt hat die Familie nun elf Kinder.

Emine und Halit Şahin wollten unbedingt einen Sohn. Sieben Töchter hatten sie bereits. Den Sohn haben sie nun auch bekommen und noch drei Töchter dazu: Vierlinge – geboren am 28. November 2013 in der Berliner Charité, Campus Mitte.

Sie heißen Ruken, Dariya, Ronahi und Diyar. Sie haben schwarze Haare und dunkelbraune Augen. Und sie sind winzig klein. So zart, dass man sie kaum zu berühren wagt, aus Angst davor, sie zu verletzen.

Per Kaiserschnitt haben Ärzte die drei Mädchen und den Jungen auf die Welt geholt. Am Ende der 31. Schwangerschaftswoche. Ruken wird um 10.06 Uhr geboren und wiegt 1490 Gramm, sie ist 38 Zentimeter groß. Dariya kommt um 10.07 Uhr zur Welt, wiegt 1360 Gramm und ist 39 Zentimeter groß. Ronahi wird um 10.08 Uhr geholt, sie wiegt 1570 Gramm bei 43 Zentimeter Körpergröße.

Zum Schluss wird Diyar geboren, der Sohn. Er ist der kräftigste der vier Winzlinge, wiegt 1820 Gramm und ist 42 Zentimeter groß.

Acht Tage haben die Vierlinge auf der Station 108 der Neonatologie der Charité am Campus Mitte verbracht. Sie haben sich gut entwickelt und schon ein wenig zugenommen. An diesem Freitagmittag werden sie deshalb auf die Neonatologie am Campus Virchow-Klinikum verlegt, mit einem Spezialfahrzeug der Berliner Feuerwehr. Draußen stürmt und schneit es heftig, doch die vier liegen in je zwei Transport-Inkubatorbettchen und schlafen selig. Von ihrer ersten Reise werden sie nicht viel mitbekommen. Auf der Station 62 am Campus Virchow ist schon alles vorbereitet für sie.

Die Şahins haben schon am Ende des zweiten Schwangerschaftsmonats erfahren, dass nicht nur ein Kind kommen wird. Zuerst heißt es, dass es Zwillinge werden. Eine Woche später ist von Drillingen die Rede. Bei der nächsten Untersuchung ein paar Tage darauf sagt der Arzt, dass er vier Herzen schlagen hört.

Familie Şahin ist froh, dass alles gut gegangen ist

Diese Nachricht sei ein Schock gewesen, sagt die Hausfrau Halit Şahin. Vierlinge – bis heute wissen noch nicht mal die engsten Familienangehörigen der Halits von diesem Kindersegen. „Wir waren sehr in Sorge darüber, wie die Schwangerschaft verlaufen wird. Deshalb haben wir allen erzählt, dass wir Zwillinge bekommen.“

Vater Halit, von Beruf Techniker, muss lachen, wenn er daran denkt, wie groß die Aufregung sein wird, wenn die anderen nun erfahren, dass es Vierlinge sind.

Die Şahins sind froh, dass alles gut gegangen ist. Und sie sind stolz. „Auf alle Kinder“, wie Vater Halit Şahin betont. Auf die Frage aber, ob Sohn Diyar als einziger Junge unter zehn Mädchen künftig besonders verwöhnt werden wird, nickt er und strahlt.

Doch die 17-jährige Şirin, seine älteste Tochter, hält nichts von dieser Antwort. „Wir werden alle vier verwöhnen“, sagt sie mit Nachdruck. Şirin hat an diesem Vormittag schulfrei, deshalb ist sie mitgekommen in die Klinik. „Zu Hause warten schon alle gespannt auf die neuen Geschwister“, sagt sie. Doch die sieben Mädchen werden sich noch etwas gedulden müssen. Voraussichtlich erst zum Jahresende dürfen die Vierlinge nach Hause.

Vierlingsgeburt per Kaiserschnitt verläuft ohne Komplikationen

Auch Oberärztin Sema Saatci ist dabei, als die Vierlinge abgeholt werden. Die junge Ärztin ist ein wenig traurig, dass die Kinder verlegt werden. „Ich hätte ihre Entwicklung gern noch ein bisschen länger verfolgt“, sagt sie. Andererseits sei es ein gutes Zeichen. „Die Kleinen sind stabil, sie können jetzt auf eine normale Säuglingsstation.“ Die Bettchen von Station 108 werden dringend für andere Frühchen gebraucht, die intensiv betreut werden müssen.

Sema Saatci hat die Vierlinge auf die Welt geholt. „Wir mussten die Geburt einleiten, weil bei Frau Halit die Wehen eingesetzt hatten“, sagt die Ärztin. Die Operation sei nicht ungefährlich gewesen. „Das Risiko eines hohen Blutverlustes war groß.“ Doch zum Glück sei alles ohne Komplikationen verlaufen. Die Geburt dauerte nicht länger als eine Stunde. Vater Halit durfte sogar dabei sein, sagt die Ärztin.

Die Sehnsucht der Schwestern nach einen Brüder

Halit und Emine Şahin sind den Ärzten und Schwestern der Geburtsklinik der Charité überaus dankbar. „Meine Frau und die Kinder sind so gut betreut worden“, sagt Halit Şahin. Er hat schnell noch zwei Präsentkörbe gekauft, die er dem Team nun überreicht. Deshalb ist er zu spät gekommen zum Fototermin mit der Berliner Morgenpost. Doch das ist nicht weiter schlimm. Die Hauptsache, sagt er stolz, seien doch seine Frau und die Vierlinge.

Die Namen für die drei Mädchen und den Jungen durften übrigens die großen Schwestern aussuchen. Şirin erklärt, was sie bedeuten. Ruken heißt lachendes Gesicht, sagt sie. Dariya bedeute Ozean, Ronahi sei die Umschreibung für Sonnenschein. Und Diyar, der Name des Jungen, heiße so viel wie „das ersehnte Land“. Den Namen hätten sie als ersten gefunden. „Wir hatten Sehnsucht nach einem Bruder, deshalb war schnell klar, wie er heißen soll.“

Şahins suchen nun eine größere Wohnung

Zu Hause bei den Şahins in Neukölln muss nun noch viel vorbereitet und eingekauft werden. Mutter Emine hatte wegen der anderen Kinder kaum Zeit dazu. In den letzten Wochen der Schwangerschaft war es ihr außerdem zunehmend schwerer gefallen, sich zu bewegen. Die letzten Tage vor der Entbindung hat sie sogar im Krankenhaus verbracht. „Wir benötigen noch zwei Bettchen und jede Menge Babysachen“, sagt Vater Halit.

Auch eine größere Wohnung ist nötig. Die türkische Familie ist bereits auf der Suche danach. Die vier Zimmer, in denen sie bisher lebte, sind nun zu eng. Ein größeres Auto würde ebenfalls gebraucht. Doch dafür fehlt das Geld. Hilfe bekommt die Familie auch von der Charité. „Babylotse Plus“ heißt deren Programm, das besonders belastete Eltern sofort nach der Geburt berät und unterstützt.