„Ich prüfe nach Möglichkeit jeden Geldschein, in jedem Fall ab 50 Euro aufwärts“, sagt Apothekerin Heike K. aus Mitte. Mit den Fingernägeln kann sie die geriffelte Fläche der Architekturelemente ertasten, die durch Stichtiefdruck deutlich fühlbar sind. Das gleiche Architekturmerkmal muss im unbedruckten Teil des Scheins im Gegenlicht als Wasserzeichen erkennbar sein.
Außerdem achtet Heike K. bei 50- und 100-Euro-Scheinen auf die Verfärbung der Zahlen, die beim Kippen des Geldscheins sichtbar wird. Zudem schillert beim Kippen der Banknote am Rand der glänzende Streifen, das Hologramm, in bunten Farben. Diese Tipps hat sie von einem Polizeibeamten, der sie und ihre Mitarbeiter vor gut einem Jahr geschult hatte.
Die Vorsicht ist durchaus begründet. Trotz zahlreicher Sicherheitsmerkmale sind gerade auch in der Bundeshauptstadt zahlreiche gefälschte Euro-Banknoten im Umlauf. „Vorsicht ist beim Umgang mit Bargeld immer angebracht“, sagt auch Michael Prost, Leiter beim Falschgelddezernat LKA 413 beim Landeskriminalamt. Jeden Tag werden in Berlin gefälschte Geldscheine in Umlauf gebracht.
Fälschungen unbedingt der Polizei melden
Von bundesweit 41500 bei Polizei, Handel und Banken sichergestellten gefälschten Scheinen im Jahr 2012 sind allein in Berlin 6500 aufgetaucht, also etwa jeder siebte. Lediglich 70 Fälschungen betrafen nicht Euro-Scheine. Dabei dominieren US-Dollar, in Einzelfällen auch britische Pfundnoten oder „Exoten“ wie argentinische Pesos, berichtet der Kriminalbeamte.
Wer einen Geldschein sicher als Fälschung erkennt, muss dies umgehend bei der Polizei melden, betont der Erste Kriminalhauptkommissar Prost. Die Weitergabe von gefälschten Banknoten ist strikt verboten und steht unter Strafe. Wer sich unsicher ist, kann den verdächtigen Schein auch bei einer Bank überprüfen lassen. Bestätigt sich der Verdacht, ist das Geld für den Betroffenen verloren. Ersatz für den gefälschten Schein gibt es nicht.
Nach Angaben der Berliner Kriminalstatistik waren es im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 18 unechten Scheinen täglich deutlich mehr als noch ein Jahr zuvor. Ein Grund dafür war ein besonders hohes Aufkommen an gefälschten 20-Euro-Scheinen. Daran habe sich nichts geändert. „Seit gut drei Monaten tauchen wieder viele falsche Zwanziger auf. Im vergangenen Jahr machten sie 68 Prozent aller falschen Banknoten in Berlin aus. Damit kann praktisch jeder betroffen sein“, sagt Michael Prost.
Ein 45-jähriger Bulgare wird mit Haftbefehl gesucht
Professionell gefälschte Euro-Banknoten werden im Offsetdruck hergestellt, vorwiegend in Ost-/Südosteuropa sowie in Italien. Weniger gelungene und leichter erkennbare Fälschungen stellen Kriminelle mit Scannern und Kopierern her. Lange Zeit war der 50-Euro-Schein der meistgefälschte. Im Vorjahr rangierte er in Berlin aber hinter der 100-Euro-Note nur auf Rang drei. 66 mutmaßliche Geldfälscher hat das LKA 2012 ermittelt, darunter waren auch zehn Frauen. Auffällig ist, dass mit insgesamt 50 Personen drei Viertel aller Verdächtigen keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten.
Einer dieser Tatverdächtigen ist ein mit Haftbefehl gesuchter 45-jähriger Bulgare. Der Gesuchte soll 2012 falsche 100-, 200- und 500-Euro-Scheine im Wert von mehr als 10000 Euro in Umlauf gebracht haben. Bevorzugt suchte der 45-Jährige kleinere Geschäfte auf und bezahlte kleine Einkäufe wie einen Blumenstrauß oder ein Deo mit falschen 100-Euro-Scheinen. Seit Donnerstag zeigt die Berliner Polizei ein Foto des Gesuchten auf ihrer Internetseite.