Nach Bauarbeiten

Berliner U6 fährt ab Mitte November wieder planmäßig

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Markus Falkner

Eine gute Nachricht für BVG-Kunden. Am 17. November sollen nach mehr als einem Jahr Streckensperrung erstmals wieder Züge der Linie U6 durchgehend von Alt-Tegel nach Alt-Mariendorf fahren.

Blanker Beton, ein paar Neonlichter, an den Wänden ziehen sich Kabel entlang. Der künftige U-Bahnhof Unter den Linden lässt noch nichts erahnen von der versprochenen architektonischen Finesse. Ein Rohbau, nackt, kalt und grau. Von Ende 2019 an soll sich dort die Linie U6 mit der verlängerten U5 kreuzen. Die U6-Röhre mit dem künftigen Bahnhof ist jetzt immerhin fertig. Gleise und Schotter liegen zwölf Meter unterhalb der Friedrichstraße.

„Die Bauarbeiten sind so gut wie abgeschlossen“, sagte BVG-Chefin Sigrid Nikutta am Dienstag bei einem Besuch im Untergrund. Für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) – vor allem aber für ihre Fahrgäste – ist das eine gute Nachricht. Denn am 17. November sollen nach mehr als einem Jahr Streckensperrung erstmals wieder U-Bahnen der Linie U6 durchgehend von Alt-Tegel nach Alt-Mariendorf fahren. „Nach menschlichem Ermessen werden wir den Termin halten“, so Nikutta. Das ist besonders wichtig, weil vom 22. November an der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn-Linien S1, S2 und S25 gesperrt wird, um die Gleise zu erneuern. Bis zum 8. Dezember werden viele Fahrgäste auf die U6 ausweichen.

Um den künftigen Kreuzungsbahnhof vorzubereiten, musste die BVG den alten U6-Tunnel zwischen den Stationen Französische Straße und Friedrichstraße auf 140 Metern Länge komplett abreißen. Weil die neue U5 unterhalb der U6 verlaufen wird, ist die neue Röhre nun als Brückenkonstruktion im Untergrund errichtet. 13.500 Kubikmeter Beton und mehr als 3000 Tonnen Stahl wurden in den vergangenen Monaten verbaut. 1200 Tonnen Schotter mussten in den Schacht befördert werden, um die neuen Gleise zu verlegen.

Carsten Liebig, stellvertretenden Projektleiter der BVG, sprach am Dienstag von einem „Bravourstück“. Die beiden außen liegenden Bahnsteige sollen nach seinen Angaben bei laufenden Betrieb gebaut werden. Trotzdem müssen sich die Fahrgäste noch einmal auf Einschränkungen auf der wichtigen Nord-Süd-Linie einstellen. Voraussichtlich im zweiten Quartal 2014 wird die Zugsicherungsanlage für den künftigen Kreuzungsbahnhof installiert und angeschlossen. Mindestens zwei Wochen lang wird es dann Pendelverkehr auf der U6 geben.

Straße bleibt noch gesperrt

Der Innenausbau des Bahnhofs soll 2017 beginnen, wenn auch die beiden Röhren der U5 fertig sind. Die Pläne für die Kreuzungsstation stammen von den Berliner Architekten Ingrid Hentschel und Axel Oestreich, die bereits den U-Bahnhof Brandenburger Tor entworfen haben. Auch für die Station Unter den Linden sehen die Pläne klaren Formen, Wandfliesen und eine Sichtbetondecke vor.

Die Haupteingänge des Bahnhofs sind am namensgebenden Boulevard geplant. Von dort aus werden die beiden Bahnsteigebenen auch mit Aufzügen erreichbar sein. Auf der Zwischenebene sind kleine Ladenlokale geplant. Ein- und Ausgänge zum U6-Bahnsteig wird es auch an der südlichen Friedrichstraße geben, nur wenige Schritte entfernt vom jetzigen Bahnhof Französische Straße.

Dessen Tage sind gezählt, wenn die U5 und mit ihr der neue Kreuzungsbahnhof Unter den Linden im Dezember 2019 in Betrieb gehen. Züge werden dann an der Französischen Straße nicht mehr halten. Der Bahnhofsbau bleibt aber erhalten, er steht unter Denkmalschutz. Wie er genutzt werden soll ist noch offen. Nach BVG-Angaben gab es aber bereits mehrere Anfragen – unter anderem aus dem Kulturbereich.

Mehrkosten nicht ausgeschlossen

170 Millionen Euro kostet allein der Bau der drei neuen Bahnhöfe Unter den Linden, Museumsinsel und Berliner Rathaus. Insgesamt sind für den Lückenschluss der U5 – inklusive des jetzt fertiggestellten neuen U6-Tunnels – 433 Millionen Euro veranschlagt.

Zuletzt hatte es Zweifel gegeben, ob dieses Budget einzuhalten sei. Selbst Berlins Finanzsenator und BVG-Aufsichtsratschef Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) hatte Mehrkosten nicht ausgeschlossen. Vize-Projektleiter Carsten Liebig ist derzeit aber wieder optimistischer, dass das Geld reichen wird. „Bisher liegen wir im Kostenrahmen“, sagte er am Dienstag. „Und wir haben auch noch einen Puffer für Unvorhergesehenes.“

Und mit Überraschungen im Untergrund müssen die Planer immer rechnen. Und Risiken vermeiden. Die Tunnelbohrmaschine „Bärlinde“ steht deshalb immer noch in ihrer Parkposition vor dem künftigen Bahnhof Museumsinsel. Vor der Unterquerung des Spreekanals nahe der Schlossbrücke stehen noch Pumpversuche an. „Wir fahren erst weiter, wenn wir sicher sind, dass die Baugrube stabil ist“, sagte Liebig.

Oberhalb des Tunnels sind die Baufortschritte offensichtlicher. Die Friedrichstraße hat bereits eine neue Asphaltdecke. Die Bauarbeiten zur Wiederherstellung der Gehwege laufen. Wann wieder Autos auf der Friedrichstraße über die Kreuzung mit dem Boulevard Unter den Linden rollen können, ist aber nach wie vor offen. Die BVG könnte zwar noch in diesem Jahr ihre Baustelleneinrichtungen so weit reduzieren, dass eine Fahrspur für den Autoverkehr frei wäre, doch die Verkehrslenkung Berlin (VLB) befürchtet ein noch größeres Chaos als derzeit, wenn sich der Verkehr ohne Abbiegemöglichkeit durch das Nadelöhr quetschen müsste. Verkehrssimulationen im Auftrag der BVG bestätigen das. „Wir würden die Situation damit wohl nur verschlimmbessern“, sagte Liebig. Wohl frühestens im Frühjahr 2014 wird der Autoverkehr wieder rollen.