Die Wasserbetriebe wollen unter dem Mauerpark einen Wasserspeicher anlegen. Zwei bis drei Jahre soll dies dauern, mit Einschränkungen für die Parknutzer. Der Bezirk fordert: Bauen nur im Winter.
Der Mauerpark in Prenzlauer Berg ist etwas Besonderes. Er steht im Fokus von Anwohnern und Touristen. Deshalb sind auch Bauarbeiten im Mauerpark etwas Besonderes. Sie können zu massiven Protesten führen. Nun wollen die Berliner Wasserbetriebe einen Kanal unter der beliebten Grünfläche anlegen, der Mischwasser speichert.
Um im Sommer die Karaoke-Show, Grillpartys und Konzerte nicht zu beeinträchtigen, will das Bezirksamt Pankow diese Arbeiten nur in der kalten Jahreszeit genehmigen: von Ende Oktober bis Mitte März. Im Frühjahr und Sommer sollen die Baustellen abgedichtet und geschlossen sein, sodass sie niemanden behindern.
Fünf Winter sind dafür erforderlich. Geplanter Beginn ist 2016. Erst im Frühjahr 2021 sollte der Abschluss sein. Die Berliner Wasserbetriebe sprechen sich gegen diese Variante aus. Sie möchten schon nach zwei bis drei Jahren fertig sein und deshalb auch im Frühling und Sommer arbeiten. Doch das lehnt die Bezirksbehörde ab. Eine endgültige politische Entscheidung werde bis Ende 2013 fallen, sagte Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Grüne) bei einer Präsentation des Vorhabens am Donnerstag. Bezirksamt und BVV werden dazu einen Beschluss fassen. 15 Millionen Euro wird das Projekt voraussichtlich kosten – drei Millionen mehr, als wenn ganzjährig gebaut würde.
Wasser speichern – und nicht in die Spree leiten
Und das sind die Fakten: Der 750 Meter lange Speicherkanal wird in acht Metern Tiefe unterhalb der Schwedter Straße angelegt, zwischen Eberswalder Straße und Gleimstraße. Im unterirdischen Vortrieb, mit einer Tunnelbohrmaschine. Es wird kein langer, offener Graben durch den Mauerpark gegraben. Aber es gibt Baugruben am Anfang und am Ende der Strecke. Die Rohre, die unter dem Park verlegt werden, haben einen Durchmesser von fast vier Metern. Der Kanal wird ein Fassungsvermögen von rund 7000 Kubikmetern haben.
Er soll als Zwischenspeicher bei starken Regenfällen dienen, wenn die Kapazität der Klärwerke nicht ausreicht. Dann wird eine Mischung aus Regenwasser und Abwasser unter dem Mauerpark zwischengespeichert, und nach dem Regen zum Pumpwerk, und vom Pumpwerk weiter zum Klärwerk geleitet. Bislang haben die Wasserbetriebe bei starkem Regen ihre Überlaufkanäle in die Spree und in die Panke geöffnet.
Die Folge waren Verschmutzung der Gewässer, Sauerstoffmangel und Fischsterben. Auflagen der EU und Vereinbarungen mit dem Senat sehen vor, dass deshalb Speichermöglichkeiten für die Mischung aus Abwasser und Regen geschaffen werden sollen, um die Flüsse zu schonen. Viele Speicher sind schon gebaut, weitere 100.000 Kubikmeter sind bis 2020 geplant. Dazu gehört auch der Bau des Kanals unter dem Mauerpark.
„Empfindlicher Eingriff in den Mauerpark“
Trotz des baufreien Sommers protestieren Anwohnerinitiativen gegen das Vorhaben. Der Verein „Freunde des Mauerparks“ kritisiert vor allem die große Baustelle an der Eberswalder Straße/Bernauer Straße. Sie wird 1000 Quadratmeter groß und versperrt den bisherigen Parkzugang für Passanten und Radfahrer. Doch die Baustelle könne nicht kleiner sein, sagen die Verantwortlichen der Wasserbetriebe. Denn ein Portalkran muss Platz haben, der die Rohre in die Baugrube hebt. Sie wiegen 37 Tonnen.
Eine Zufahrt für Tieflader ist erforderlich, die die Rohre anliefern. Kleiner sind die Eingriffe an der Gleimstraße, wo die Zielbaugrube für den Kanal und ein kleines unterirdisches Pumpwerk errichtet werden. Dennoch seien die Baustellen „ein empfindlicher Eingriff in den Mauerpark und seine Nachbarschaft, und in der vorgestellten Form nicht akzeptabel“, sagte Alexander Puell vom Verein „Freunde des Mauerparks“. Er fordert Alternativen, sodass Passanten und Radler auch im Winter ungehindert in den Park und zum Flohmarkt kommen.
Das Bauvorhaben werde die Anwohner im Gleimviertel erheblich belasten, kritisierte Heiner Funken von der Mauerpark-Stiftung Weltbürgerpark. Er verlangt, dass die Wasserbetriebe ihr Projekt noch einmal im Kiez diskutieren. Das Unternehmen will auf die Forderungen der Initiativen eingehen. Eine Lösung für den Parkzugang im Winter solle gefunden werden, sagte Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe. Auch ein Treffen mit Bewohnern des Gleimviertels könne vereinbart werden. Der Kanalbau solle Teil des Mauerparks werden, so Natz. Denkbar sei zum Beispiel, dass Besucher von einer Brücke aus die Arbeiten auf der Baustelle beobachten können.