Seit 2011 hat die Bertelsmann-Stiftung 25.000 Berliner in 57 Krankenhäusern befragt. Der Ergebnis: 82 Prozent würden ihre Klinik weiterempfehlen. Die Morgenpost zeigt Ihnen die Liste in der Übersicht.

Hohe Decken, Torbögen und roter Backstein: Das St.-Hedwig-Krankenhaus ist ein schöner neogotischer Bau mit mehreren Gärten. Ein Vorzeigekrankenhaus, wenn man nach den Bewertungen der Patienten geht: In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung haben Krankenhauspatienten das Krankenhaus in Mitte gerade zu einer der beliebtesten Berliner Kliniken gekürt. 93 Prozent der ehemaligen Patienten würden es ihrem besten Freund empfehlen.

Dass sein Haus so gut abschneide, liege am „ganzheitlichen Ansatz“, sagt der ärztliche Direktor Karl Michael Derwahl. Es werde nicht nur die jeweilige Krankheit des Patienten in die Diagnose einbezogen, sondern auch die soziale Situation des Patienten. „Wir sehen die Patienten als Menschen und nicht als Fall“, betont er. Die Menschen würden hier viel persönliche Zuwendung erfahren. Derwahl führt das darauf zurück, dass das St.-Hedwig-Krankenhaus „der christlichen Tradition der Nächstenliebe verpflichtet“ sei.

82 Prozent der Befragten würden Krankenhaus weiterempfehlen

Für die Studie wurden seit November 2011 bundesweit bei der AOK und der Barmer GEK versicherte Patienten befragt, wenn sie in einem der Krankenhäuser behandelt wurden, die mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Nach ihrer Entlassung sollten sie einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie auch nach der Zufriedenheit mit Ärzten, Pflege, Service und Organisation gefragt wurden.

Bundesweit sagten durchschnittlich 82 Prozent, sie würden das Krankenhaus weiterempfehlen, 83 Prozent waren mit der ärztlichen Versorgung zufrieden, 82 Prozent mit der Pflege. Etwas geringer fiel der Wert bei Service und Organisation aus: Hier waren bundesweit 79 Prozent zufrieden. In Berlin haben seit Befragungsbeginn etwa 25.000 Teilnehmer einen Fragenbogen ausgefüllt. Die Befragungen gehen weiter und fließen auch künftig in die Bewertungen ein, nach zwei Jahren werden die Angaben sukzessive durch aktuelle Ergebnisse ersetzt.

Patienten in 57 Berliner Krankenhäusern befragt

Die Studie wurde bereits vor einigen Monaten vorgestellt. Nun liegen detailliertere Daten für die einzelnen Krankenhäuser vor. Patienten können im Internet nachlesen, wie eine Klinik bei der Zufriedenheitsbefragung abgeschnitten hat, und sich dort auch informieren, welche Operationen im Krankenhaus besonders häufig stattfinden, welche Apparate die Klinik hat und wie viele Kranke eine Pflegekraft betreut. Hinter der Studie stehen die Bertelsmann-Stiftung und Verbraucher- und Patientenorganisationen.

In Berlin wurden die Patienten von 57 Krankenhäusern befragt. Allerdings kamen nicht für alle Kliniken mindestens 75 ausgefüllte Fragebögen zurück. Nur bei dieser Mindestzahl werden die Ergebnisse der Patientenbefragung im Netz veröffentlicht. Für 45 Krankenhäuser liegen die Daten vor, die Grafik zeigt, wie viele Patienten jeweils mit der ärztlichen Behandlung während ihres Krankenhausaufenthaltes zufrieden waren. Die Berliner Charité liegt bei der Zufriedenheitsbefragung im Mittelfeld. Uwe Dolderer, Pressesprecher der Charité, sagt zu diesem Ergebnis: „Die Charité nimmt im Hinblick auf die medizinische Versorgung in Deutschland den Spitzenplatz ein. Patienten beurteilen Krankenhäuser allerdings oft nach Komfort. In diesem Bereich streben wir Verbesserungen an.“ Nach einer eigenen Befragung, an der jährlich etwa 40.000 Patienten teilnähmen, würden 90 Prozent die Charité weiterempfehlen. In der Befragung für die Studie sind es 78 Prozent.

„Weiße Liste“ will keine Krankenhaus-Rangliste sein

Was die Weiße Liste nicht sein will: eine Rangliste der besten Krankenhäuser der Stadt. „Wir raten dem Nutzer nicht, sich an einem Ranking zu orientieren, sondern die zur Verfügung stehenden Informationen abzuwägen“, sagt Projektmanager Marcel Weigand. Bevor man sich für ein Krankenhaus entscheide, solle man etwa auch die Ausstattung und die Fallzahlen anschauen. „Wer eine seltene Erkrankung hat, sollte sich ein Krankenhaus suchen, das darauf spezialisiert ist. Diese Informationen sind für den Patienten wichtig.“

Auch die Berliner Ärztekammer rät, sich auf die Kompetenz des behandelnden Arztes zu verlassen und sich ein Krankenhaus für die jeweilige Krankheit empfehlen zu lassen. Ergänzend könnten die Meinungen von Freunden und Verwandten eingeholt werden. „Online-Portale sollten nicht die einzige Grundlage für die Entscheidung für ein Krankenhaus sein“, sagt Pressesprecher Sascha Rudat. Er verweist darauf, dass die Aussagen von Patienten in Umfragen „sehr subjektiv“ seien. So könnten etwa die Qualität der Cafeteria oder die Freundlichkeit des Personals entscheidende Gründe in der Beurteilung sein. Jeder Patient sei aber individuell und habe persönliche Vorlieben, die für ihn wichtig seien. Außerdem seien Patienten nicht immer in der Lage, die Qualität der Behandlung richtig zu beurteilen.

Zufriedenheit anderer Patienten sollte nicht Hauptgrund für Krankenhauswahl sein

Marcus Dräger, Sprecher der Techniker Krankenkasse Berlin-Brandenburg, sieht die Grenze einer solchen Umfrage ebenfalls in der fachlichen Beurteilung der medizinischen Qualität durch die Patienten.

Aber auch wenn sich Fachleute einig sind, dass die Zufriedenheit anderer Patienten nicht der einzige Grund sein sollte, in ein bestimmtes Krankenhaus zu gehen: „Eine Entscheidungshilfe“ könne eine Patientenumfrage durchaus sein, sagt TK-Sprecher Dräger. Das bestätigt auch Weiße-Liste-Projektleiter Marcel Weigand: „Die Erfahrungen der Patienten sollten ernst genommen werden.“ Eine Studie in Großbritannien habe gezeigt: In Krankenhäusern, die viele Patienten ihren Freunden empfehlen würden, sei die Sterblichkeit niedriger. Auch zwischen dem subjektiven Sauberkeitsempfinden von Patienten und dem tatsächlichen Auftreten von bestimmten Keimbelastungen in Krankenhäusern sei ein Zusammenhang nachgewiesen worden, sagt Weigand. „Patienten haben nicht den professionellen Blick, aber letztlich sind sie es, die die Versorgung unmittelbar erleben.“