Nach vier Krisenjahren kann die Bahn-Tochter inzwischen wieder alle 15 Linien im Streckennetz bedienen. Doch noch immer fallen Züge aus oder kommen zu spät. Der Senat hat seine Zahlungen gekürzt.
Rechtzeitig zum Beginn des neuen Schuljahres fahren die Züge der S41 und S42 wieder durchgehend auf dem Ring. Auch die S1 (Potsdam–Oranienburg) verkehrt wieder auf ihrer angestammten Strecke. Die S-Bahn konnte die Sommer-Baustellen am Südring und am nördlichen Teil der Linie S1 sowie die damit verbundenen erheblichen Betriebseinschränkungen wie geplant am Wochenende beenden.
Selbstverständlich ist dies nicht. Denn die große Hitze der vergangenen Tage hatte auch den Gleisarbeitern zusätzliche Probleme beschert. So können etwa die neuen Schienen aus Qualitätsgründen nur bis zu einer bestimmten Lufttemperatur verschweißt werden. Als diese tagsüber überschritten wurde, mussten die Arbeiten kurzfristig in die Nacht verlegt werden. In beiden Bauabschnitten wurden in den vergangenen sechs Wochen unter anderem 14 Kilometer Gleise und Stromschienen sowie sechs Weichen erneuert.
Es mangelt an der Verlässlichkeit
Die S-Bahn erhofft sich davon eine bessere Angebotsqualität in ihrem insgesamt 332 Kilometer langen Schienennetz. Dies ist aber auch notwendig: Denn bei der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit ihrer Züge hat die Bahn-Tochter weiterhin Probleme. Nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung sind allein von Januar bis Mai 10.491 Zugfahrten ausgefallen Hinzu kamen Verspätungen von insgesamt 133.533 Minuten.
Umgerechnet sind das rund 93 Tage, welche die S-Bahn-Kunden an zusätzlicher Wartezeit aufbringen mussten. Während sie dafür dennoch den vollen Fahrpreis zahlten, hat das Land Berlin seine Überweisungen an die Bahn-Tochter in den ersten fünf Monaten des Jahres um 11,5 Millionen Euro erneut kräftig gekürzt.
Angebotsverbesserungen geplant
Einnahmen von 5,4 Millionen Euro büßte die S-Bahn bis Mai allein durch ihre Zug-Verspätungen ein. Die Pünktlichkeitsquote hat sich zwar im Juni gegenüber den Vormonaten leicht verbessert, liegt aber mit 94,2 Prozent noch immer unter der vertraglich vereinbarten Zielmarke von 96 Prozent. Bezogen auf das gesamte erste Halbjahr, fuhren nur 92,3 Prozent der Züge ohne Verspätung. Im selben Zeitraum des Vorjahres lag die Quote bei 88,1 Prozent.
Die S-Bahn verweist darauf, dass mit der Anfang Juni erfolgten Inbetriebnahme der Linie S85 (Waidmannslust–Grünau/Zeuthen) inzwischen wieder alle 15 Linien bedient werden. Werden die von den Ländern Berlin und Brandenburg bestellten Mehrleistungen berücksichtigt, liege die Betriebsleistung inzwischen sogar höher als vor Beginn der S-Bahn-Krise im Sommer 2009. „Die Pünktlichkeit der Züge ist aber auch aus unserer Sicht nicht zufriedenstellend“, sagte S-Bahn-Chef Peter Buchner. Er kündigte Aktionen an, mit denen das Angebot weiter stabilisiert werden soll. So gibt es etwa bei der S2 (Blankenfelde–Bernau) kleinere Fahrplanänderungen, und auf der S5 sollen zusätzliche Verstärkerzüge zwischen Mahlsdorf und Ostbahnhof Entlastung bringen.