Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen die Videoüberwachung ihrer U-Bahnhöfe großflächig ausbauen. So sollen in den kommenden Monaten weitere 47 Stationen mit modernen Überwachungskameras ausgerüstet werden, die im Unterschied zu den Vorgängermodellen per Fernbedienung geschwenkt und auch geneigt werden können.
Zudem verfügen die Kameras über eine Zoomfunktion, die es Mitarbeitern und Polizisten in der Sicherheitszentrale der BVG erlaubt, die U-Bahnsteige bis in den kleinsten Winkel zu überwachen. Die deutlich bessere Bildqualität der Videoaufnahmen soll es zudem Polizei und Justiz erlauben, Straftäter im Nachhinein schneller zu identifizieren. Die neuen Kameras sollen die alten, starr montierten ersetzen, mit denen oft nur einige Bahnsteigbereiche überwacht werden können.
33 der insgesamt 173 Berliner U-Bahnhöfe sind bereits mit der modernen Technik ausgestattet. Bis Ende August will die BVG nach eigenen Angaben insgesamt 756 der neuen Videokameras einsetzen. Allein die Installation kostet rund 2000 Euro pro Kamera.
Der Berliner Senat unterstützt die BVG bei ihrer technischen Aufrüstung in diesem Jahr mit 1,2 Millionen Euro. Auch im Doppelhaushalt für 2014/15 sind Mittel dafür vorgesehen. Pro Jahr will der Senat den Berliner Verkehrsbetrieben fünf Millionen Euro für zusätzliche Sicherheitsleistungen, darunter auch mehr Personal, zur Verfügung stellen.
Sicherheitsmitarbeiter werden kaum wahrgenommen
Videoüberwachung als Mittel zur Verbesserung der Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr ist unterdessen weiterhin umstritten. Vor allem Datenschützer und Fahrgastvertreter, aber auch Grüne und Linke sehen die zunehmende Zahl an Überwachungskameras kritisch.
Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix hatte in der Vergangenheit wiederholt bemängelt, dass eine Kamera bei Gewaltvorfällen nicht eingreifen kann und damit allein keine Straftaten verhindern könne. Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbandes Igeb, spricht sich gegen personalfreie „Geisterbahnhöfe“ aus, die nur noch per Video überwacht werden.
Die BVG hatte Mitte der 90er-Jahre nach Einführung eines neuen Zugabfertigungssystems das Aufsichtspersonal fast komplett von den Bahnhöfen abgezogen. Sicherheitsmitarbeiter sind weiter mobil in den U-Bahnen und auf den Bahnsteigen unterwegs, werden aber von den Fahrgästen häufig nicht wahrgenommen. Wie andere Verkehrsunternehmen in Deutschland setzt auch die BVG verstärkt auf die abschreckende Wirkung der Kameras. Konnten doch dadurch Tatverdächtige oft rasch ermittelt werden oder sie stellten sich – wie zum Beispiel nach der bundesweit bekannt gewordenen Prügelattacke im Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße im April 2011.
Ganz oben auf der Gefährdungsskala steht die U7
Die BVG will zunächst vor allem die U-Bahnhöfe mit der neuen Technik ausrüsten, „die aufgrund der erfassten Vorfälle und Straftaten besonders auffällig sind und ein hohes Fahrgastaufkommen verzeichnen“. Ganz oben auf der Gefährdungsskala steht die U7 (Rathaus Spandau–Rudow). An der mit knapp 32 Kilometern längsten U-Bahn-Linie Deutschlands sind bereits sieben Stationen mit neuen Kameras ausgestattet, weitere elf der insgesamt 40 Bahnhöfe, darunter die Stationen Neukölln, Karl-Marx-Straße, Südstern, Adenauerplatz und Wilmersdorfer Straße, sollen noch folgen.
Als besonders auffällig gilt auch die gleichfalls nach Neukölln führende U8 (Wittenau–Hermannstraße). Dort sollen gleich 16 der insgesamt 24 Stationen mit schwenkbaren Kameras ausgerüstet werden. Gleichfalls im Blick der Sicherheitsexperten von BVG und Polizei ist die U2, an der bereits die zentralen Stationen Alexanderplatz und Zoologischer Garten über die neuen Kameras verfügen. Nun sollen an der Linie gleich neun weitere Bahnhöfe folgen.