Die Berliner müssen höhere Mieten zahlen. Allerdings steigen die Wohnkosten nicht mehr so schnell und nicht überall gleich, so der Immobilienverband IVD. Es gibt durchaus noch günstige Wohnungen.
Der Mietanstieg in Berlin hat sich 2012 erstmals seit Jahren wieder spürbar verlangsamt. Zu diesem Ergebnis kommt der Immobilienverband Deutschland (IVD) in einer aktuellen Studie. Danach haben sich die Mieten für Wohnungen in sogenannten Standardlagen im vergangenen Jahr von 6,70Euro auf durchschnittlich 6,90 Euro pro Quadratmeter erhöht – ein Anstieg von vergleichsweise moderaten drei Prozent. Wohnungen in besseren Lagen haben sich bei Neuvermietungen von 8,20Euro auf 8,40 Euro pro Quadratmeter verteuert. Im Jahr zuvor waren die Mieten in beiden Lagen laut IVD noch um jeweils acht Prozent gestiegen.
„Der anziehende Neubau zeigt jetzt Wirkung und verlangsamt den Mietanstieg“, sagte Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des IVD, am Mittwoch. In dem Verband sind bundesweit mehr als 6000 Wohnungsverwalter und Immobilienmakler organisiert. Schick warnte eindringlich vor Kappungsgrenzen bei Neuvermietungen, wie sie im laufenden Bundestagswahlkampf etwa von SPD oder der Linken gefordert werden. Durch ein solches politisches Eingreifen drohe der Wohnungsneubau zum Erliegen zu kommen, sagte der IVD-Vizechef. Die Folge wäre eine weitere Verknappung von Wohnraum und damit keine Stabilität, sondern ein noch stärkerer Anstieg der Wohnkosten. „Das hatten wir in West-Berlin alles schon vor 1989. Da musste der Mieter 20.000 Mark für ein altes Sofa zahlen, damit er überhaupt an die Wohnung rankam“, sagte Schick.
Statt einer staatlich vorgeschriebenen Mietpreisbremse sollte das Land Berlin besser Bauland günstiger als bisher verkaufen und die Vergabe an Auflagen – etwa für die Miethöhe – binden. Keinesfalls sollte man zum sozialen Wohnungsbau zurückkehren, also der Förderung von Bauobjekten. „Davon haben private Bauträger und Baulöwen profitiert, nicht aber die Mieter“, sagte Schick.
Nach Auffassung des Verbandes ist die Lage auf dem Berliner Immobilienmarkt weniger dramatisch als oft angenommen. „Die Hauptstadt liegt preislich gleichauf mit Mittelstädten wie Essen, Leverkusen, Greifswald oder Bielefeld“, sagte Schick. Auch bezogen auf ihr Einkommen müssten die Berliner einen deutlich geringeren Anteil für die Miete ausgeben als die Hamburger oder Münchner.
„Preiswerter Wohnraum jenseits der Hotspots“
„Berlin ist nach wie vor Europas günstigste Mietenmetropole“, sagte der Immobilienexperte. Das bedeute nicht, dass die Mieten in einigen besonders nachgefragten Gebieten wie Prenzlauer Berg oder in Kreuzberg aufgrund des knappen Angebots deutlich kräftiger steigen als anderswo in der Stadt. „Jenseits der Hotspots gibt es aber nach wie vor ein ausreichendes Angebot an preiswertem Wohnraum“, so Schick.
Um das Angebot weiter zu verbessern, will die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge erstmals in ihrer Geschichte in größerem Umfang neu bauen. Bis zum Jahr 2018, so kündigte die Geschäftsführerin Stefanie Frensch an, werden mindestens 3000 neue Wohnungen errichtet. Für 1000 neue Wohnungen gebe es bereits konkrete Projekte etwa an der Treskowallee in Karlshorst oder in Lichtenberg. Der Bau weiterer 500 neuer Wohnungen sei unmittelbar in Vorbereitung. „Neubau ist das Gebot der Stunde“, sagte die Howoge-Chefin. Allerdings könne auch eine landeseigene Wohnungsgesellschaft nicht kostendeckend bauen, wenn sie nicht eine Kaltmiete von durchschnittlich neun Euro verlange. Um auch weiterhin Wohnungen für alle Einkommensgruppen anbieten zu können, werde eine „Mietpreisspreizung“ angestrebt. So sollen in den Neubauten Wohnungen bereits ab sieben Euro pro Quadratmeter vermietet werden, sagte Frensch.