Fehlende Räume und Lehrer: Die Schulen in der Hauptstadt werden mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Die Berliner Morgenpost startet über das Bildungssystem ein Leserforum. Diskutieren Sie mit!
An Berlins Schulen fehlen Räume und Lehrer. Schon jetzt ist es an vielen Standorten eng, und ausgebildete Fachkräfte in Fächern wie Mathematik und Physik sind Mangelware. Tempelhof-Schöneberg beispielsweise hat ein großes Problem, Sekundarschüler und Rückläufer von den Gymnasien unterzubringen. In Zukunft werden sich diese Probleme laut den aktuellen Bevölkerungsprognosen verschärfen.
Wie gut sind Berlins Schulen auf diese Entwicklungen vorbereitet? Dies ist eine von vielen Fragen, die in der zweiten Diskussionsreihe „Morgenpost vor Ort“ diskutiert werden soll. „Wie gut sind unsere Schulen?“ lautet das Motto des Forums am 10. April im Humboldt-Gymnasium in Tegel.
Als Morgenpost-Leser können Sie kostenlos an der Veranstaltung teilnehmen – und natürlich mitdiskutieren. Egal, ob Sie Kinder im schulpflichtigen Alter haben oder sich aus anderen Gründen für bildungspolitische Themen interessieren. Eine Anmeldung genügt.
Aufnahmeverfahren an Gymnasien und Sekundarschulen wird thematisiert
Auf dem Podium diskutieren zunächst Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), Paul Schuknecht, Vorsitzender der Berliner Schulleiter-Vereinigung, Andre Nogossek, kommissarischer Vorsitzender des Landeselternausschusses, Reinickendorfs Bildungsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) sowie Regina Köhler, Fachredakteurin der Berliner Morgenpost für Bildung.
Moderiert wird die Diskussion von Morgenpost-Autor und Kolumnist Hajo Schumacher, der auch als Vater von zwei Kindern mit dem Berliner Schulsystem vertraut ist. Nach der Gesprächsrunde auf dem Podium können die Teilnehmer im Publikum Fragen stellen und mitdiskutieren.
Die Diskussion wird sich unter anderem um das aktuelle Aufnahmeverfahren an Gymnasien und Sekundarschulen drehen. Vor zwei Jahren wurden die neuen Kriterien eingeführt. Seitdem ist nicht mehr der Wohnort ausschlaggebend dafür, an welcher Schule das Kind einen Schulplatz bekommt.
Anmeldeverfahren sorgt für Kritik
Die Schulen können sich stattdessen 60 Prozent ihrer Schülerschaft nach Leistung auswählen, zehn Prozent der Plätze muss für Härtefälle vorgehalten werden und der Rest wird unter allen Anmeldern unabhängig von den Leistungen verlost. Dadurch soll der Elternwille gestärkt werden.
Das Anmeldeverfahren sorgt jedoch auch für Kritik. Vor allem leistungsstarke Schüler fühlen sich benachteiligt, wenn bei der Lotterie ein Schüler mit deutlich schlechteren Noten den Vorzug erhält. Zudem kann es passieren, dass Schüler weite Fahrtwege in Kauf nehmen müssen, denn die Nähe zum Wohnort spielt keine Rolle mehr. Auch die Geschwisterkindreglung wurde gestrichen. Vor allem die CDU drängt darauf, dass das Aufnahmeverfahren in diesen Punkten nachgebessert wird, die SPD jedoch will an dem jetzigen Verfahren festhalten.
Nach Einschätzung der Bildungsverwaltung läuft das neue Verfahren erfolgreich. Eine erste Auswertung der neuen Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen Ende Februar hatte gezeigt, dass 34 Prozent der Sekundarschulen mehr Bewerber als Plätze hatten. Bei den Gymnasien war jede vierte Schule zu stark nachgefragt.
Kampf um die Schulplätze wird sich verschärfen
Von den insgesamt 19.810 Sechstklässlern wurden 42 Prozent an einem Gymnasium und 58 Prozent an einer Sekundarschule angemeldet. Zu wenige Kapazitäten gibt es in diesem Jahr wieder in Tempelhof-Schöneberg. Dort fehlen 200 Plätze, die Schüler müssen auf andere Bezirke ausweichen.
Berlinweit ist die Situation derzeit noch relativ entspannt. So gab es zum Ende des Anmeldezeitraums noch 3271 freie Schulplätze, davon 1693 an Gymnasien. Doch der Schein trügt, denn die Prognosen der Bildungsverwaltung zeigen, dass die Zahlen nicht so bleiben werden. Die Schülerzahlen wachsen zwar zunächst an den Grundschulen, in naher Zukunft allerdings auch an den weiterführenden Schulen.
Damit wird sich der Kampf um die Plätze an begehrten Schulen verschärfen. Auch im Bezirk Reinickendorf wächst die Schülerzahl. Katrin Schultze-Berndt (CDU), Bildungsstadträtin des Bezirks, will deshalb das Kriterium des Wohnorts mit in die Aufnahmekriterien einbeziehen und damit sicher stellen, dass Kinder aus Reinickendorf auch innerhalb des Bezirks einen Schulplatz bekommen.
Landeselternausschuss fordert Abi nach 13 Jahren an Gymnasien
Am stärksten nachgefragt sind nach der Auswertung der Bildungsverwaltung vor allem erfolgreiche Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe. Viele Eltern wollen den Kindern den Leistungsdruck an den Gymnasien ersparen, wo die Schüler in zwölf Jahren das Abitur schaffen müssen.
An den Sekundarschulen haben die Schüler 13 Jahre Zeit. Der Landeselternausschuss fordert seit langem die Möglichkeit, auch an Gymnasien einen 13-jährigen Bildungsgang wählen zu können.
Scheeres will Berlin für junge Lehrer attraktiver machen
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wird sich auf dem Podium den Fragen der Experten und der Zuschauer stellen. Die Senatorin steht für Kontinuität. Sie will vor allem die von ihrem Vorgänger Jürgen Zöllner (SPD) eingeleiteten Reformen beibehalten und festigen. An nachträglichen Veränderungen, etwa der Aufnahmekriterien, hat sie wenig Interesse.
Eine ihrer größten Herausforderungen wird es sein, genügend Personal für die Berliner Schulen zu finden. In Berlin werden anders als in den meisten anderen Bundesländern die jungen Lehrer nicht mehr verbeamtet. Das ist im Wettbewerb um die Fachkräfte ein Standortnachteil. Scheeres will deshalb Berlin für junge Lehrer attraktiver machen. Doch wie, das steht noch nicht fest.
Angestellte Lehrer drohen Warnstreiks für dieses Schuljahr an
Unterdessen protestieren die angestellten Lehrer in Berlin gegen die Ungleichbehandlung im Vergleich zu ihren verbeamteten Kollegen. Sogar Warnstreiks sind noch für dieses Schuljahr angedroht, sollte sich der Senat nicht zu Verhandlungen bereit erklären. Das ist keine gute Werbung für den Standort, wenn Berlin im Mai die Lehrerstellen für das neue Schuljahr ausschreibt.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung müssen 1000 Stellen besetzt werden. Die Senatorin gibt sich zuversichtlich, dass sie die nötigen Fachkräfte finden wird. Die Sicht der Schulleiter innerhalb der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wird Paul Schuknecht auf dem Podium vertreten. Viele von ihnen haben schon jetzt Schwierigkeiten, Vertretungskräfte für kranke Lehrer zu finden.
Beim Leserforum „Morgenpost vor Ort“ werden aber noch viele weitere Bereiche eine Rolle spielen. Und auch Sie als Teilnehmer können die Themen bestimmen – von der Inklusion von behinderten Kindern bis hin zum neuen Konzept für das Schulessen.
Wie Sie teilnehmen können, finden Sie in der linken Spalte.