Aus Protest gegen steigende Mieten wollten linke Gruppen die Zwangsräumung einer Berliner Wohnung stoppen.
Eine Blockade linker Gruppen gegen die Zwangsräumung einer Wohnung in Berlin-Kreuzberg ist misslungen. Die Wohnung wurde am Donnerstagmorgen vom Mieter der Gerichtsvollzieherin und dem Hauseigentümer übergeben. Das berichtete der Berliner Grünen-Abgeordnete Turgut Altug.
Die Polizei hatte die Gerichtsvollzieherin gegen 9 Uhr über ein anderes Haus und verschiedene Hinterhöfe an den Demonstranten vorbei eingeschleust. Dort übergab ein Mieter den Wohnungsschlüssel.
Die Zwangsräumung war für 9 Uhr angekündigt worden. Zuvor hatten rund 400 Menschen den Eingang zum Haus an der Lausitzer Straße 8 blockiert. Sie hielten Banner in den Händen mit Aufschriften wie „Zwangsräumung verhindern“ oder „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“.
Die Polizei war mit insgesamt rund 500 Polizisten vor Ort, sagte ein Sprecher. Auch ein Polizeihubschrauber kreiste über Kreuzberg.
Familie hatte die Wohnung bereits verlassen
Straßensperren verhinderten zwischen der Wiener und der Reichenberger Straße, dass mehr Demonstranten zu dem Haus vordringen konnten. Die Polizei war verpflichtet, der Gerichtsvollzieherin Amtshilfe zu leisten und setzte etwa zehn Mannschaftswagen ein. Sie forderte die friedlichen Protestierer vergeblich auf, ihre Blockade zu beenden, sagte ein Sprecher am Morgen. Zu Festnahmen kam es bisher nicht. Lediglich ein paar Blockierer des Gebäudes wurden fortgetragen.
In der Wohnung soll eine mehrköpfige Familie gelebt haben. Sie habe das Haus aber bereits in den vergangenen Tagen verlassen, sagte der Grünen-Abgeordnete Altuk. Die Grünen kritisierten den Polizeieinsatz als übertrieben.
Bei dem schon lange andauernden Streit in der Lausitzer Straße zwischen dem Hausbesitzer und den Mietern ging es um Mieterhöhung, Mietrückstände und zu spät gezahlte Nachforderungen. Ein Gericht bestätigte die vom Hausbesitzer beantragte Räumung.
Dagegen wehrten sich verschiedene Gruppen, die nicht zuletzt dem Senat eine verfehlte Wohnungspolitik vorwerfen. Eine Demonstration war aber offiziell nicht angemeldet worden.
Am nahe gelegenen Strausberger Platz in Friedrichshain wurden außerdem gegen 5.30 Uhr vier Autos in Brand gesetzt. Die Fahrzeuge eines großen deutschen Versicherungskonzerns brannten vollständig aus. Ob es einen Zusammenhang mit den Protesten gibt, wird laut Polizei geprüft.
dpa/plet/sei