Bei einer ersten Einstellungsrunde sind weniger Bewerber erschienen, als Stellen offen sind. Der Senat will die „Drehtürverbeamtung“ stoppen.
Berlin gelingt es nicht, Lehrer für die Arbeit an den öffentlichen Schulen zu interessieren. Wie aus einem schulinternen Papier hervorgeht, das der Berliner Morgenpost vorliegt, blieben bei einer ersten zentralen Einstellungsrunde in dieser Woche von 294 Stellen, die die Schulen als Bedarf angemeldet hatten, 110 Stellen unbesetzt. Von 391 Bewerbern waren 197 gar nicht erst zu den Einstellungsgesprächen erschienen.
Für Florian Bublys von der Initiative Bildet Berlin, der 2000 der 8000 angestellten Lehrer angehören, sind die Zahlen ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Hauptstadt für Lehrer nicht attraktiv ist. „Viele Bewerber haben sich offensichtlich nicht mehr für Berlin interessiert, weil sie woanders eine bessere Stelle bekommen haben“, sagte Bublys. Es sei nicht neu, dass vor allem junge, gut ausgebildete Pädagogen in andere Bundesländer abwanderten, weil sie dort verbeamtet und somit deutlich besser bezahlt werden würden.
Demnächst könnte es noch schwerer werden, genügend Lehrer für Berlin zu begeistern. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will die Position der angestellten Lehrer stärken und deshalb eine Neuregelung zum Aufnahmeverfahren von Lehrern einleiten, wie die Berliner Morgenpost berichtete. Am Freitag sind Details dieser Regelung bekannt geworden.
Scheeres will „Drehtürverbeamtung“ stoppen
Demnach wird Berlin von 2014 an keine verbeamteten Lehrkräfte aus anderen Bundesländern mehr übernehmen, die nicht mindestens fünf Jahre verbeamtet sind. Mit dieser Festlegung will Scheeres der gängigen Praxis Einhalt gebieten, sich über einen kurzen Umweg in ein anderes Bundesland den Beamtenstatus zu sichern. Diese „Drehtürverbeamtung“ müsse gestoppt werden, sagte die Senatorin. Das würde die Arbeitsatmosphäre an den Berliner Schulen beeinträchtigen.
Berlin verbeamtet seit 2003 nicht mehr. Angestellte Lehrkräfte klagen deshalb seit Langem über die Ungleichbehandlung gegenüber Kollegen, die in ein anderes Bundesland abwanderten, sich dort verbeamten ließen und danach wieder nach Berlin zurückkehrten.
Florian Bublys von Bildet Berlin bezeichnete den Vorstoß der Bildungssenatorin als ein erstes Signal an die angestellten Lehrkräfte. „Es zeigt, dass unsere Forderungen nach einer Gleichstellung von angestellten und verbeamteten Pädagogen wahrgenommen werden“, sagte er. Allerdings würde das Problem, den Lehrerbedarf Berlins zu decken, durch die neue Reglung verschärft werden, warnte Bublys. Es sei deshalb umso wichtiger, die Arbeitsbedingungen für angestellte Lehrer zu verbessern, um Berlin attraktiv zu machen.
Bis zum Mai 400 neue Lehrer in Berlin
Der Vorsitzende der Vereinigung der Berliner Schulleiter, Paul Schuknecht, sprach ebenfalls von einem richtigen Schritt. „Das Wichtigste ist jetzt aber, dass die Senatorin dafür sorgt, dass es bei der Besoldung der Lehrer keinen Unterschied mehr zwischen Angestellten und Beamten gibt“, sagte er. Nur so könne Schulfrieden hergestellt werden.
In der Bildungsverwaltung hieß es am Donnerstag, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen könne, dass sich zu wenig Lehrer für Berlin interessierten. In der zentralen Bewerberkartei seien 1788 Pädagogen eingetragen. Die würden direkt an die Schulen vermittelt werden können. Alle Fächerkombinationen seien vertreten. Bis zum Mai will die Verwaltung 400 neue Lehrer einstellen. 2013 sollen es insgesamt 1300 Pädagogen sein.
Für Mittwoch und Donnerstag hatte die Lehrergewerkschaft GEW die angestellten Lehrer zu Warnstreiks aufgerufen. Mehr als 130 Schulen in Berlin beteiligten sich am Streik.