Studie

In Berlin lebt mehr als jedes dritte Kind in Armut

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Foto: Patrick Pleul / dpa

Die Zahl der in Hartz-IV-Familien lebenden Kinder geht in Berlin zurück. Es sind aber mehr als doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt.

Kinderarmut bleibt ein großes Problem für Berlin: Die Zahl der in armen Familien aufwachsenden Berliner Kleinkinder sinkt, ist aber immer noch hoch. Im vergangenen Jahr waren 33.700 Kinder unter drei Jahren betroffen, das sind 1600 weniger als 2010, wie aus einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht.

Damit sank die sogenannte Kinderarmutsquote in der Stadt zwar von 36,3 auf 34,3 Prozent. Bundesweit liegt diese „Kinderarmutsquote“ jedoch bei 18,2 Prozent, sodass Berlin deutlich darüber liegt. Im Jahr davor seien es bundesweit noch 19,8 Prozent gewesen. Laut der Analyse gelten Kinder als arm, deren Familien Hartz IV beziehen.

Berlin steht damit im Ländervergleich auf dem letzten Platz. Auch im Vergleich der deutschen Großstädte liegt Berlin hinten. Zieht man die Millionenstädte heran, schneidet Berlin im Vergleich zu Hamburg (22 Prozent) und Köln (22,9 Prozent) deutlich schlechter ab. Die anteilig wenigsten Kinder (11,8 Prozent) leben in München in Bedarfsgemeinschaften. Überhaupt ist das Armutsrisiko in drei der 35 Städte mit mindestens 200.000 Einwohnern höher als in der Bundeshauptstadt, heißt es in der Analyse. Das sind Gelsenkirchen (40,5 Prozent), Halle/Saale (38,1 Prozent) und Essen (34,4 Prozent). Die Zahlen belegen laut Studie das Problem, dass Großstadtkinder eher von Armut bedroht sind als Kinder aus ländlichen Gegenden.

Um aufzuholen, müsste der Rückgang der Kinderarmut in Berlin deutlich schneller vonstattengehen als in anderen Ländern. Doch das ist nicht der Fall. Der Rückgang in der Bundeshauptstadt entspricht dem bundesweiten Durchschnitt.

Positive Entwicklung in Brandenburg

Eine leicht positive Entwicklung gab es im vergangenen Jahr in Brandenburg: Die Zahl der in Hartz-IV-Familien lebenden unter Dreijährigen verringerte sich dort von 2010 bis 2011 von 15.400 auf 14.000, wie aus der Analyse hervorgeht. Damit sank die sogenannte Kinderarmutsquote von 26,6 auf 24,3 Prozent. Im Jahr 2008 hatte die Armutsquote in Brandenburg noch bei 31,4 Prozent gelegen. Seitdem geht sie zurück.

Brandenburg liegt nun knapp unter der Quote der ostdeutschen Bundesländer: Sie beträgt im Durchschnitt 25,5 Prozent, sodass jedes vierte Kind von Armut betroffen ist. Das Gefälle zwischen Ost und West hat sich in den vergangenen Jahren jedoch verringert: So hatte die Armutsquote von unter Dreijährigen 2008 im Osten des Landes noch 33,4 Prozent betragen. Im Westen habe sie sich von 18 auf 15,8 verbessert. Zwischen einigen Bundesländern sei der Unterschied jedoch immer noch sehr hoch, betonten die Autoren.

Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Stiftung, plädierte dafür, die staatlichen Gelder mehr nach Bedarf zu verteilen. „Wo die Probleme größer sind, muss auch mehr Geld für gute Kitas und gezielte Förderung des Wohnumfeldes investiert werden.“ Armut dürfe nicht in Chancenlosigkeit münden. „Gerade die frühkindliche Phase ist entscheidend für die Entwicklung des Kindes.“ Als einen Hauptgrund für die bundesweite Verringerung sieht Anette Stein von der Bertelsmann-Stiftung die Tatsache, dass immer mehr Mütter arbeiten. „Darum ist eine gute Versorgung mit Kita-Plätzen so wichtig.“

( dpa/dapd/mim )