Wie Berlin Probleme mit der erneut geplatzten Eröffnung von BER hat, hat auch der Bundesnachrichtendienst (BND) Probleme mit dem Neubau seiner Zentrale in Berlin.
Nachdem jüngst technische Schwierigkeiten mit der Lüftungsanlage aufgetreten sind, geht BND-Präsident Gerhard Schindler jetzt davon aus, dass nach Fertigstellung des Gebäudes und den noch durchzuführenden umfassenden technischen Ausstattungs- und Sicherheitsmaßnahmen die ersten Mitarbeiter ab Ende 2015 ihre neuen Büros im Hauptgebäude beziehen werden. Zuletzt war immer von 2014 die Rede.
„Wir verlieren regelmäßig junge neue Mitarbeiter, die wir für Berlin eingestellt haben. Weil wir nicht – wie ihnen zeitlich in Aussicht gestellt – nach Berlin kommen, verlassen sie unsere Behörde wieder und suchen sich einen anderen Arbeitgeber in der Hauptstadt.“ Das sagte Schindler im Gespräch mit Morgenpost Online.
Umzug von 2000 Geheimdienstlern bis Ende 2016 abgeschlossen
Schon im Jahr 2013 sollen als Vorhut rund 170 BND-Mitarbeiter ihre Arbeit in der Logistikzentrale der Nordbebauung aufnehmen. Die anderen wechseln aus München danach in Gruppen von je 400 den Standort. So soll nach der aktuellen Planung der Umzug der 2000 Geheimdienstler Ende 2016 abgeschlossen sein. In Berlin sind derzeit knapp 2000 BND-Mitarbeiter beschäftigt, sodass schließlich rund 4000 Männer und Frauen für den deutschen Auslandsnachrichtendienst in Berlin arbeiten. Nicht umziehen werden etwa 1000 Mitarbeiter des Technischen Zentrums, das beispielsweise mit der Fernmeldeaufklärung dauerhaft in Pullach bleibt.
Zur gegenwärtigen Stimmungslage bezüglich Berlins heißt es in Geheimdienstkreisen, die Meinungen in Pullach seien derzeit dreigeteilt: Ein Drittel wolle so schnell wie möglich nach Berlin, ein Drittel würde lieber in Bayern bleiben, der Rest sei indifferent. Dazu befragt, sagte der Präsident: „Allen ist klar: Wenn Berlin bezugsfertig ist, wird umgezogen.“ Ausnahme soziale Härtefälle, die nach einem Punktesystem bewertet werden. Nicht umziehen wollen gilt übrigens nicht als Sozialfall.
Skeptischen Kollegen wird Umzug nach Berlin schmackhaft gemacht
Der BND hat aus den Fehlern des Bonn-Umzugs gelernt und bereitet seine Mitarbeiter seit 2003 systematisch auf den Umzug vor. Seitdem gibt es auch einen Umzugsbeauftragten samt einer Organisationseinheit, um möglichst vielen Berlin schmackhaft zu machen. Diesen Bemühungen komme entgegen, dass in Lichterfelde bereits viele ehemalige „Pullacher“ arbeiten. Sie berichten auf Fragen skeptischer Kollegen über ihre meist guten Berliner Erfahrungen und können so Vorurteile abbauen.
Andere Mitarbeiter pendeln und nutzten den Aufenthalt in Berlin, sich über das künftige private Umfeld zu informieren. In Pullach wiederum sind bereits Musterbüros der Berliner Zentrale eingerichtet, um über Komfort samt Fensterausblick am künftigen Arbeitsplatz zu informieren.
In einem „Berlin-Zimmer“ liegen zudem Zeitungen der Hauptstadt und Materialien zum hiesigen Wohnungsmarkt aus. Auch wenn Berlin mit wesentlich günstigeren Mieten und Kosten für Wohneigentum lockt als München, werden diese Vorzüge Berlins zwar positiv gesehen, aber vorerst kaum genutzt. Für den Kauf einer Immobilie sei es einfach zu früh, meint der Umzugsbeauftragte des BND. Zwei Wohnungen oder zwei Immobilien bis 2015/2016 könnten sich die wenigsten Mitarbeiter leisten.
Einen Rat aber gibt er schon heute: Weil es im Parkhaus der neuen Zentrale nur etwa 300 Mitarbeiter-Parkplätze geben wird, empfehle er dringend, das künftige Wohnquartier vor allem danach auszusuchen, wie man von ihm aus günstig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Chausseestraße komme.
Berliner Schulen gelten als "Stimmungstöter"
Am stärksten sorgen sich viele Mitarbeiter derzeit um die schulischen Perspektiven für ihre Kinder in Berlin. Die zu Bayern vergleichsweise schlechte Qualität der Berliner Schulen gilt bei vielen Eltern als größter „Stimmungstöter“ hinsichtlich Berlins.
Bereits jetzt versuchten viele, sich per Internet über Schulen und deren Leistungsangebote zu informieren. Auf diese Sorge angesprochen, sagte BND-Präsident Schindler: „Diese Sorgen sind in der Tat ein zentrales Thema. Aber ein schulisches Desperado ist Berlin nicht …“ Angesichts der langfristigen intensiven Vorbereitung sei er trotz aller Verzögerungen und noch vorhandener Bedenken sehr optimistisch, dass der Umzug ohne größere Probleme klappen werde.