Luxus und Extravaganz lassen sich auf der Baustelle bereits erahnen. Bauarbeiter laufen über edlen Marmor in noch leeren Räumen. Bauzäune versperren den Zugang. Immer wieder wandern die Blicke der Touristen am Bahnhof Zoo die imposante 118 Meter hohe Fassade hinauf. In gut drei Monaten öffnet am Kurfürstendamm die Hilton-Gruppe ihr Waldorf Astoria. Es ist das erste in Deutschland. Wahrscheinlich Mitte Juli 2012 können die ersten Gäste die 232 Zimmer und Suiten beziehen. Die Eröffnung war ursprünglich für Ende vergangenen Jahres geplant.
„Bei Hotel-Neueröffnungen sind Verzögerungen nicht unüblich“, sagt Generaldirektor Friedrich W. Niemann. Die Detailarbeit habe eben mehr Zeit erfordert als geplant. Der Innenausbau sei allerdings so gut wie abgeschlossen. Betten, Tische und Stühle lagerten noch in einem Außenlager – damit sie durch Bauarbeiten nicht gleich einstauben. „Es soll das perfekte Hotel werden“, sagt Niemann. Deshalb wolle er sich nicht auf einen genauen Eröffnungstermin festlegen.
Ohnehin benötigt der 50-Jährige noch Zeit für die weitere Suche nach Personal. Im Service und in der Küche sind nach Auskunft Niemanns bislang noch 10 bis 20 Prozent der Stellen unbesetzt. Insgesamt werden im Waldorf Astoria rund 250 Mitarbeiter beschäftigt sein, 50 davon kommen von „externen Partnern“, wie der Hotelchef sagt. Spätestens acht Wochen vor der Eröffnung sollen sie den Probebetrieb aufnehmen. Derzeit durchlaufen sie diverse Trainingsprogramme.
Die Anforderungen an das Personal beschreibt Niemann als anspruchsvoll. „Wer mit unseren Gästen in Kontakt kommt, sollte perfekt Deutsch und Englisch sprechen.“ Beschäftigte in der Küche müssten in jedem Fall Erfahrungen mitbringen. Die Spitzenpositionen sind hingegen bereits vergeben, zum Beispiel die des Chefkochs. Der Belgier Roel Lintermans leitet die Küche des Gourmetrestaurants Les Solistes im Sinne von Pierre Gagnaire.
Nicht alle Restaurant-Besucher werden wohl eine Übernachtung in der Präsidentensuite anstreben. 280 Quadratmeter misst die Wohnung im 31. Stock. Im vier- bis fünfstelligen Bereich liegen die Preise für eine Übernachtung. Gedacht sei sie für „anspruchsvolle Gäste mit hohem Lebensstil“, erläutert Niemann und denkt dabei an Künstler, Industrielle und Präsidenten. Das Weiße Haus in Washington habe bislang aber noch nicht angefragt, sagt der Hotelmanager und lacht. „Und wenn, würde ich es wohl kaum in der Öffentlichkeit verkünden.“
In den übrigen Zimmern, die unter anderem mit Fußbodenheizung ausgestattet sind und über Espressomaschinen, Flachbildschirme, schnurlose Telefone und schnellen Internetzugang verfügen, lässt sich sicher ebenso gut in den Schlaf finden. Entspannen können sich Gäste außerdem in den Behandlungsräume für Massagen und Hydrotherapien, an der 17 Meter langen Bar und im Romanischen Café.
Der Hotelleiter schätzt, dass bis zu 60 Prozent der Gäste aus dem Ausland kommen werden. Von der Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld Anfang Juni mit weiteren internationalen Flugverbindungen verspricht er sich weitere Impulse. „Berlin ist Deutschlands einzige internationale Metropole von Weltruf“, sagt Niemann und begründet damit auch die Standortentscheidung für die neue Niederlassung. Der Hauptstadt fehlten aber große Unternehmen und Industrie, weshalb im Waldorf Astoria wohl weniger Geschäftsreisende übernachten werden als in Paris oder London.
Vor der Eröffnung sollen sich die Berliner im neuen Hotel umsehen können. Niemann plant einen Besuchertag. Wie und wann dieser stattfinden soll, steht noch nicht fest. „Die eigentliche Eröffnung wird unspektakulär: Wir schließen die Türen auf, und der Betrieb startet“, erzählt der Hotelchef. Eine richtige Eröffnungsfeier sei erst später geplant.