Der Tarifkonflikt an den Berliner Flughäfen ist vorerst entschärft. Als Reaktion auf ein neues Arbeitgeberangebot kündigte die Gewerkschaft Ver.di am Freitag an, mindestens bis Montag auf Warnstreiks zu verzichten. Damit können auch die Besucher der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) am Sonntag störungsfrei ihren Rückflug von Tegel oder Schönefeld antreten.
In der Auseinandersetzung geht es um das Einkommensniveau der 1500 Beschäftigten des Flughafendienstleisters Globeground Berlin. In ein neues Tarifwerk soll auch ein Konkurrent eingebunden werden.
Die Ver.di-Tarifkommission trifft sich an diesem Montag, um das Angebot zu prüfen und zu bewerten. Interessant sei, dass die Arbeitgeberseite offenbar jetzt über einen Manteltarifvertrag verhandeln wolle, dem auch der Globeground-Konkurrent Acciona beitreten solle, sagte Verhandlungsführer Jens Gröger. „Ein Flächentarifvertrag, für den wir uns stark machen, würde der drohenden Lohnkonkurrenz am neuen Flughafen einen Riegel vorschieben“, meinte er mit Blick auf den Airport Berlin Brandenburg, der am 3. Juni in Betrieb geht.
Globeground und Acciona sind in Tegel und Schönefeld für die Passagier- und Gepäckabfertigung sowie den Winterdienst zuständig. Die Vergabe einer dritten Lizenz sei seit einiger Zeit im Gespräch, sagte Gröger. Globeground habe mitgeteilt, dass die Acciona-Geschäftsführung unmittelbar vor dem Beitritt in den Allgemeinen Verband der Wirtschaft für Berlin und Brandenburg (AWB) stehe. Dieser Schritt ist Voraussetzung für eine Beteiligung Accionas an den Tarifverhandlungen.
Einen Termin für die nächste Verhandlungsrunde gibt es noch nicht. Der Fahrplan könnte aber nun so aussehen, dass zunächst über einen Manteltarif über die Arbeitsbedingungen verhandelt werde und dann über die Höhe der Einkommen, sagte Gröger. Darüber müsse aber die Tarifkommission am Montag entscheiden.
Die Gewerkschaft fordert bei Globeground 4,0 Prozent mehr Geld für zwölf Monate. Das jüngste Angebot enthält nach Angaben des Unternehmens eine Erhöhung der Vergütungen um durchschnittlich 1,9 Prozent. Dies sei zu den 2,3 Prozent Anhebung zu rechnen, die bereits als Inflationsausgleich gezahlt worden seien. Ver.di-Tarifexperte Gröger sagte, der jährliche Inflationsausgleich sei seit 2004 Bestandteil eines Tarifvertrages, der jetzt von der Gewerkschaft gekündigt worden sei.
Globeground-Geschäftsführer Bernhard Alvensleben sprach von einem Angebotsvolumen von 4,7 Prozent, wenn man auch berücksichtige, dass Mitarbeiter in höhere Lohngruppen aufsteigen. „Es muss jetzt am Verhandlungstisch eine Lösung erzielt werden. Das setzt voraus, dass wir unser Angebot in den Einzelpunkten diskutieren“, sagte er. Erklärtes Ziel von Globeground ist der Ausgleich des „sozialen Gefälles“ innerhalb des Unternehmens. Langjährige Mitarbeiter, die in den Gehaltsstufen weit nach oben geklettert seien, müssten Einbußen hinnehmen, forderte Alvensleben. Dafür solle das bislang benachteiligte untere Drittel der Belegschaft deutlich bessergestellt werden.