18 Brandsätze sind seit Montag an Bahngleisen in und um Berlin gefunden worden. Gut möglich, dass noch mehr entdeckt werden. Denn die Strecken werden systematisch abgesucht.

In Berlin und Brandenburg sind seit Montag insgesamt 18 Brandsätze an neun verschiedenen Tatorten abgelegt worden, zwei der Brandsätze seien gezündet worden. Das sagte am Freitag ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. es werde weiterhin gegen unbekannte Täter wegen verfassungsfeindlicher Sabotage ermittelt.

Am Donnerstag hatte es wieder eine Berliner S-Bahnlinie getroffen. Und abermals kam der S-Bahnverkehr nach dem Fund eines Brandsatzes in einem Kabelschacht südlich vom Bahnhof Südkreuz zum Erliegen. Auch dieses Mal zündete der Brandsatz nicht. Für fast zwei Stunden musste die S-Bahn den Zugverkehr auf den Linien S2 (Blankenfelde–Bernau) und S25 (Teltow Stadt–Hennigsdorf) unterbrechen. Zwischen Südkreuz und Priesterweg fuhren ab 10.40 Uhr ersatzweise Busse.

Gravierendere Einschränkungen gab es dagegen weiterhin auf der ICE-Strecke Berlin–Hamburg. Nach dem Brandanschlag vom Montag bei Finkenkrug wurden die Züge weiterhin über Stendal und Wittenberge umgeleitet, die Reisezeit verlängert sich laut einem Bahnsprecher um teilweise bis zu 90 Minuten. Eine finanzielle Entschädigung für die Verspätungen gab es für die meisten Reisenden nicht, da Verspätungen aufgrund von Sabotageakten rechtlich wie Streiks als „höhere Gewalt“ eingestuft werden. Laut einem Bahn-Sprecher versuche das Unternehmen aber kulant zu sein. Reisende, die verbilligte Fahrkarten mit Zugbindung erworben hatten, müssten nicht nachzahlen, wenn sie wegen der Verspätungen einen anderen Zug genommen hätten.

Trittbrettfahrer nicht ausgeschlossen

Dass die Fahrgäste auch in Zukunft Geduld aufbringen müssen, ist nicht ausgeschlossen. Die Bundespolizei geht davon aus, dass noch weitere Brandsätze gefunden werden könnten. Derzeit suchen mehr als 200 Bundespolizisten und Bahnmitarbeiter die Bahnstrecken systematisch ab. Die Sicherheitskräfte der Deutschen Bahn werden dabei von Beamten aus dem brandenburgischen Blumberg und Bad Düben (Sachsen) unterstützt. Gemeinsam werden von neuralgischen Stellen aus, wie etwa Knotenpunkte und Umsteigebahnhöfe, die Bahnanlagen untersucht. Dass Trittbrettfahrer versuchen könnten, ähnliche Brandsätze zu deponieren, sei nicht auszuschließen, hieß es.

Die Ortswahl für die Brandminen legt den Schluss nahe, dass die Täter Streckenabschnitte bevorzugen, die von mehr als nur einer S- oder Fernbahnstrecke befahren werden. „Sie haben sich offenbar Gedanken gemacht, wo möglichst große Beeinträchtigungen für den Fahrbetrieb zu erzielen ist. Offenbar kennen sie das Streckennetz gut“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Insiderwissen sei daraus indes nicht zwingend abzuleiten.

Weitere Verzögerungen

Unterdessen kann die Bahn aber auch gute Nachrichten verkünden. Denn der Fernverkehr in Richtung Westen hat sich weitgehend normalisiert. Auf der Schnellfahrtstrecke von Berlin nach Hannover hatte die Bahn nach dem Auffinden von Brandsätzen westlich von Berlin-Staaken aus Sicherheitsgründen am Mittwoch zunächst ein Tempolimit verhängt. Diese wurde laut einem Bahn-Sprecher am Donnerstag, 12.10 Uhr, wieder aufgehoben.