Auch Berlin gedenkt der Terroropfer von Oslo: Vor der norwegischen Botschaft wurden Blumen niedergelegt, und in Schöneberg beteten die Menschen für die Toten. Die Polizei sieht jedoch trotz der Anschläge keinen Anlass für strengere Sicherheitsvorkehrungen an der Spree.

Nach den Terroranschlägen von Oslo ist auch in Berlin der mehr als 90 Todesopfer gedacht worden. Vor der norwegischen Botschaft wurden am Samstag Blumen niedergelegt, die Flaggen der fünf skandinavischen Länder wehten auf Halbmast. Im Inneren des Botschaftskomplexes am Tiergarten wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt. Für den Abend hatte die SPD zu einer Gedenkminute vor der Botschaft aufgerufen, zu der auch Parteichef Sigmar Gabriel erwartet wurde. Schon am Mittag kamen etwa zwei Dutzend Trauernde zu einem Gedenkgottesdienst in der Schöneberger Zwölf-Apostel-Kirche.

Die Berliner Polizei sieht unterdessen keinen Grund, ihre Sicherheitsvorkehrungen noch einmal auszuweiten. „Da sich diese bereits seit längerem auf hohem Niveau befinden, ist eine Anpassung zur Zeit nicht erforderlich“, erklärte Polizeisprecher Frank Millert. Im Berliner Regierungsviertel war nicht mehr Polizei zu sehen als üblich. Für Besucher der Reichstagskuppel waren die Sicherheitsmaßnahmen bereits im vergangenen Jahr verschärft worden. So sind Besuche nur noch mit vorheriger Anmeldung möglich.

Um die Lage stets aktuell bewerten zu können, steht die Berliner Polizei eigenen Angaben zufolge im ständigen Kontakt zu anderen Sicherheitsbehörden. „Insbesondere die Erkenntnisse aus den Ermittlungen der norwegischen Polizei werden dabei einbezogen“, sagte Millert. Ein festgenommener Norweger gilt für die Osloer Ermittler als Hauptverdächtiger. Er soll aus einem christlich-fundamentalistischen Umfeld kommen.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte die Anschläge schon am Vortag verurteilt. „Unsere Solidarität gilt den Opfern und ihren Angehörigen“, sagte er am Freitagabend. Tags darauf äußerte sich auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) mit großer Bestürzung: „Diese menschenverachtenden Taten sind durch nichts zu rechtfertigen.“

In Berlin leben nach Angaben der Botschaft etwa 1100 Norweger. Einige von ihnen kamen auch zum Gedenkgottesdienst in Schöneberg. Bruder Franziskus als Organisator berichtete, man habe für die Opfer gebetet, aber auch dafür, „dass Norwegen nicht von der Freiheit ablassen möge“.

In „Munch's Hus“, das sich als einziges norwegische Restaurant in Deutschland bezeichnet, waren die Anschläge ebenfalls ein Thema, auch wenn der Chef gerade in Norwegen im Urlaub ist, wie es hieß. Es seien jedoch nicht extra mehr Gäste gekommen um zusammen über die Vorfälle zu sprechen. In dem Restaurant gibt es norwegische Gerichte und es wird an den norwegischen Maler Edvard Munch (1863-1944) erinnert, der auch in Berlin lebte und ausstellte.