Eklat in Kreuzberg

Kellner schützt Sarrazin vor Mob und wirft ihn raus

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Ein Kellner hatte Thilo Sarrazin aus seinem Kreuzberger Lokal geworfen. Jetzt meldet er sich zu Wort und verteidigt sein Handeln: Er habe Angst um die Sicherheit des umstrittenen Buchautors gehabt.

Nach dem Eklat um einen von Kameras begleiteten Besuch von Thilo Sarrazin in Berlin-Kreuzberg hat sich jetzt jener Kellner zu Wort gemeldet, der den umstrittenen Buchautor des Lokals verwiesen hatte. Er habe Angst um die Sicherheit von Sarrazin und die des Restaurants „Hasir“ gehabt, weil die wütende Menge davor immer größer wurde, sagte Mehmet Özcan der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich kann doch nicht verhindern, dass irgendein Spinner einen Stein schmeißt“, fügte er hinzu.

Der wegen seiner Thesen zur Integration umstrittene Autor und ehemalige Berliner Finanzsenator Sarrazin ("Deutschland schafft sich ab") hatte den von einem ZDF-Team organisierten Besuch bei Kreuzberger Muslimen wegen lautstarker Proteste abbrechen müssen.

Buschkowsky hätte sich Gespräch gewünscht

Er selbst schrieb in der „Berliner Morgenpost“ , er sei lautstark angeklagt worden, Vorurteile zu wecken. Zudem hätten Demonstranten „Sarrazin raus“ gerufen und ihn als „Rassisten“ beschimpft.

Derweil warf Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) den Kreuzberger Sarrazin-Gegnern mangelnde Diskussionskultur vor. Die Protestler gingen offenbar davon aus, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben, was „normalerweise das Wesensmerkmal von totalitären Systemen“ sei, sagte Buschkowsky dem Nachrichtensender N24.

Der Sozialdemokrat hätte sich gewünscht, dass die Kreuzberger Migranten das Gespräch mit seinem Parteifreund Sarrazin gesucht und ihm gesagt hätten, „wie sie sich von ihm auf den Schlips getreten fühlen“.

Integrationsbeauftragte kritisiert Anfeindungen gegen Sarrazin

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), forderte angesichts der Attacken auf Sarrazin Gespräche statt Aggression. „Unsere Demokratie lebt von Grundwerten wie Toleranz und der friedlichen Auseinandersetzung mit Andersdenkenden“, sagte Böhmer der „Bild“-Zeitung.

Böhmer betonte, es sei der falsche Weg, sich der Diskussion zu verweigern. „Nur im gegenseitigen Austausch, notfalls auch im Streit, lassen sich Hürden überwinden und Vorurteile abbauen.“

Der türkischstämmige FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören sagte: „Diese Art von Anfeindungen gegen Thilo Sarrazin sind nicht in Ordnung und wenig zielführend. Ich hätte mir gewünscht, die Leute hätten den Dialog mit ihm gesucht.“

( dapd/dpa/fbr )