Tierquälerei

Berliner hält 122 Kaninchen auf Hochhausbalkon

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In Lichtenberg hatte ein Hartz-IV-Empfänger 122 Kaninchen auf seinem Balkon im neunten Stock eingepfercht. Viele Tiere waren abgemagert und verletzt.

Mehr als 120 Kaninchen hat ein Mann in Berlin-Lichtenberg auf dem Balkon seiner Hochhauswohnung gehalten. Teilweise hätten sechs große Kaninchen in einem Käfig gelebt, der für höchstens zwei Tiere geeignet sei, sagte Ursula Bauer von Aktion Tier Berlin. Insgesamt habe er auf dem im neunten Stock gelegenen Balkon 47 erwachsene Tiere und 75 Jungtiere gehalten.

Die Kaninchen hätten sich kaum bewegen können und weder Rückzugs- noch Beschäftigungsmöglichkeiten gehabt, sagte die Biologin. Aufgrund der Enge und frustrierenden Langeweile sei es häufig zu blutigen Beißereien gekommen. „Wir haben stark abgemagerte, verfilzte, verletzte und kranke Tiere festgestellt“, sagte die Aktivistin von Aktion Tier. Außerdem hätten sich die unkastrierten Kaninchen permanent vermehrt.

„Ein weibliches Kaninchens kann bis zu 30 Jungtiere pro Jahr gebären“, sagte Bauer. Obwohl die Tierheime voll seien mit Kaninchen, sei die illegale Zucht für den erwerbslosen Mann eine Einnahmequelle gewesen, so der Tierschutzverein. Er habe die Tiere für 20 bis 30 Euro an Privatleute oder für sechs Euro an Zoohandlungen verkauft.

Am vergangenen Freitag zeigte Aktion Tier nach eigenen Angaben die „völlig aus dem Ruder gelaufene Zucht“ beim zuständigen Veterinäramt in Lichtenberg an. Daraufhin habe der Amtstierarzt den gesamten Kaninchenbestand beschlagnahmt und in die Tiersammelstelle bringen lassen.

Der 45 Jahre alte Besitzer habe ein Tierhalteverbot erhalten, sagte Bauer. Der Hartz-IV-Empfänger sei in der Vergangenheit schon mehrfach negativ aufgefallen, als er mit seinen Kaninchenjungen auf dem Alexanderplatz oder im Park am Weißensee um Spenden gebettelt habe.

Immer wieder gibt es in Berlin Fälle, in denen Tierbesitzern die Situation förmlich über den Kopf wächst: Erst im April waren 53 Zebrafinken aus der Wohnung eines überforderten Rentners in Wedding geholt worden – dort hatten in Nistkästen in der Küche bereits 45 weitere Eier gelegen. In einer anderen Wohnung waren einem Frührentner hunderte Wellensittiche um die Ohren geflattert.

( dapd/dpa/sei )