Unternehmer Kurt Krieger will in Berlin-Charlottenburg bauen: Eine Anlage mit einem neuen Firmensitz für Möbel Höffner, einem Einrichtungsgeschäft - und einem Golfplatz samt Klubhaus.
Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes Grunewald soll ein großes Möbelhaus gebaut werden. Kurt Krieger, unter anderem Besitzer von Möbel Höffner, will dort ein Möbelhaus mit einer Bruttogeschossfläche von fast 100.000 Quadratmetern errichten. Außerdem sind ein weiteres Möbelgeschäft und ein Drei-Loch-Golfplatz geplant. „Das ist ein tolles Gelände, die Erschließung ist allerdings schwierig“, sagte Krieger. Geplant ist, das brachliegende Gelände über eine Brücke aus Richtung Deutschlandhalle an den Verkehr anzuschließen.
Mit dem Grunewalder Möbelhaus plant Krieger bereits seinen zweiten neuen Standort für das Berliner Traditionshaus Möbel Höffner. Krieger verspricht sich davon, mehr Kunden aus dem Umland in sein Möbelhaus zu locken. Das Stammhaus in Wedding „liegt einfach falsch“, sagt Krieger. „Wir brauchen einen Autobahnanschluss.“
In den vergangenen Wochen hat er sein Projekt in den Fraktionen der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf vorgestellt. „Wir sehen das grundsätzlich positiv“, sagte SPD-Fraktionschef Fréderic Verrycken. „Das wäre auch wegen der entstehenden Arbeitsplätze gut für den Bezirk.“ Allerdings sei noch nicht klar, wie sich das Verkehrsaufkommen entwickle, wenn ein derartig großes Möbelhaus entstehe. „Das zu analysieren, haben wir Herrn Krieger als Hausaufgabe mit auf den Weg gegeben“, sagte Verrycken. Wenn es verkehrstechnisch realisierbar sei, spreche nichts gegen den neuen Standort.
Auch die Stadtentwicklungsexpertin der CDU im Abgeordnetenhaus, Stefanie Bung, begrüßt das Projekt. „Das wäre eine gute Investition für Berlin und eine Bereicherung für Charlottenburg-Wilmersdorf“, sagte Bung. Jetzt sollte schnellstmöglich der Ablauf geklärt werden, damit das Vorhaben zügig realisiert werden kann. Die Grünen sind dagegen skeptisch. „Schon jetzt ist das Angebot in Berlin gesättigt“, sagt die Grünen-Fraktionschefin Nicole Ludwig. Außerdem habe Krieger die Zweifel wegen des Verkehrsaufkommens nicht ausräumen können. Auch stadtentwicklungspolitisch sei es unglücklich, wenn das erste Gebäude, das man sehe, wenn man über die Avus nach Berlin kommt, ein Möbelhaus sei.
Um Baurecht zu erhalten, ist zunächst ein Bebauungsplan nötig, der noch nicht existiert. „Nach derzeitigem Planungsrecht ist der Bau nicht zulässig“, sagt Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Dazu müsste erst eine Mehrheit in der BVV hergestellt werden. Kurt Krieger bemüht sich deshalb um ein großes Einvernehmen im Bezirk. In Hamburg hat es nach Querelen mit der Politik 16 Jahre gedauert, bevor der Bau seines Möbelhauses genehmigt wurde. „Das möchte ich nicht noch ein zweites Mal erleben“, sagt Krieger. Auch bei der Nutzung der Grünfläche, die er für das Möbelhaus nicht benötigt, sei er verhandlungsbereit.
Anfang des Jahres hatte Krieger bereits seine Pläne für ein neues Möbelhaus auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes Pankow vorgestellt. Auf dem seit Jahrzehnten brachliegenden Gelände des früheren Güterbahnhofes will der Unternehmer ein riesiges Einkaufszentrum mit Möbelhaus und Parkgelände errichten.
Bis zu 250 Millionen Euro will Krieger in Pankow investieren. In Grunewald wird ein höherer Betrag nötig sein. Neben dem neuen Höffner-Haus mit knapp 40.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist ein Möbel-Sconto-Geschäft geplant, das über 10.000 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügen soll. Außerdem sollen ein Parkplatz für 750 Autos entstehen und eine Driving-Range für Golfspieler samt Klubhaus.
Sollten die beiden Möbelhäuser in Grunewald und Pankow gebaut werden, wäre die Zukunft für das Stammhaus an der Pankstraße in Wedding düster. Kurt Krieger will seine Pläne zunächst den Mitarbeitern mitteilen, bevor Details darüber öffentlich werden.
Möbelhäuser auf stillgelegten Güterbahnhöfen bauen zu wollen ist in Berlin kein Einzelfall. Zuletzt wollte die österreichische Möbelhauskette Lutz/Neubert auf dem ehemaligen Güterbahnhof Halensee einen Möbelmarkt errichten. Das Unternehmen hatte das Gelände am oberen Kurfürstendamm erworben, nachdem ihm Kurt Krieger das Areal am Sachsendamm (Möbel Kraft) in Schöneberg weggeschnappt hatte. Doch auch in Halensee kam das Möbelunternehmen mit seinen geplanten 55.000 Quadratmeter Verkaufsfläche nicht zum Zug. Jetzt soll dort ein Bauhaus-Markt entstehen. Am stillgelegten Güterbahnhof Innsbrucker Platz will ein Investor ebenfalls einen Möbelfachmarkt errichten.
Kurt Krieger (62) ist der Enkel des Firmengründers Wilhelm Krieger, der das Unternehmen 1910 an der Huttenstraße 71 in Moabit als Korb- und Seilwarengeschäft samt Tischlerei gründete. 1958 eröffnete das Möbelhaus an der Genthiner Straße in Tiergarten. Der Enkel arbeitet seit 1967 im Unternehmen und kaufte die Namensrechte des Möbelhauses Höffner. Heute hat Höffner deutschlandweit 16 Standorte und 6000 Mitarbeiter. Drei Häuser stehen in Wedding, Marzahn und Waltersdorf. Der Umsatz liegt bei mehr als einer Milliarde Euro. Zudem gehören Möbel Kraft und der Discounter Sconto SB zu Kriegers Gruppe, die zusammen mit Ikea Marktführer im deutschen Möbelhandel ist.