An Schulen in sozial schwierigen Gegenden Berlins sind neben körperlicher Gewalt gegen Mitschüler und Lehrer offenbar auch Erpressung und Nötigung an der Tagesordnung. Es gebe sogar Fälle von „Versklavung von Mitschülern“, schreibt die „Berliner Zeitung“ unter Berufung auf einen Bericht des Neuköllner Polizeihauptkommissars Christian Horn.
Auf dem Integrationsgipfel der Bundeskanzlerin vom 3. November hatte Horn über seine Erfahrungen in der Polizeidirektion 5 gesprochen, die für die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln zuständig ist. Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) bestätigte, dass es „ein mit Repressionsandrohung erzwungenes Dienerverhalten“ an Neuköllner Schulen gebe. Mitschüler müssten die Schultaschen ihrer Peiniger tragen, sie erledigten Botengänge, besorgten Zigaretten und Getränke oder machten die Hausaufgaben der Erpresser, berichtet die Zeitung. Wenn denen die Erledigung der Aufgaben nicht gefalle, gebe es Prügel.
Bisher sind nach Angaben des Blattes vier derartige Fälle aus Neukölln bekannt geworden, doch die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen. „Die Opfer öffnen sich meist nicht gegenüber Dritten oder haben Angst vor weiteren Repressionen“, sagte die Sprecherin der Senatsschulverwaltung, Beate Stoffers. Der stellvertretende Landeschef der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Norbert Gundacker, forderte die Schulleiter deshalb auf, jeden Vorfall an ihrer Schule zu melden.